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Amundi German Masters 2025, 4. Tag

Gelungene Premiere. Die vierte Auflage des Amundi German Masters powered by VcG übertraf alle Erwartungen. Zuschauer aus weiten Teilen Deutschlands kamen nach Green Eagle Golf Courses, um Europas Damengolf-Elite aus erster Reihe zu beobachten. Shannon Tan holte sich ihren zweiten LET-Titel mit einem Schlag vor Helen Briem.

Auf dem Weg zum zweiten LET-Sieg: Shannon Tan bei ihrem finalen Schlag ins Grün beim Amundi German Masters powered by VcG in Green Eagle (Foto: U.COM Pehmöller)

Es mag etwas schmalzig klingen, aber das Amundi German Masters powered by VcG war ein Sommermärchen, und zwar in mehrfacher Hinsicht: großes Zuschauerinteresse, gute Performance der Deutschen und eine verdiente Siegerin. Die 21-jährige Shannon Tan war als Führende mit drei Schlägen Vorsprung in den Finalsonntag gestartet und spielte ihren zweiten LET-Sieg nach Hause. Zugegeben, die Spielerin aus Singapur machte es bis zum letzten Putt ziemlich spannend. Nach Unter-Par-Runden von 70, 69, 68 lag Tan am Sonntag bei etwas windigen aber ansonsten perfekten Spielbedingungen nach zwei aufeinanderfolgenden Bogeys auf Bahn 10, bei +2 für den Tag.

Zuschauermagnet Esther Henseleit beim Amundi German Masters powered by VcG 2025. Sie landete auf Platz 10. (Foto: U:COM/Pehmöller)

Langsam keimte bei interessierten Zuschauern die vage Hoffnung, dass das »Green Monster« vom Nord Course doch noch seine Zähne etwas fletschen würde. Das hätte zumindest Verfolgerin Helen Briem in die Karten gespielt, die Bahn um Bahn versuchte, ihren »Par Train« zu verlassen. Ihr Spiel war glatt, aber es wollten kaum Birdies gelingen. Acht Pars in Folge, Bogey, Birdie, weitere Pars – und davon viele. Zu viele, wenn man ein Turnier gewinnen möchte. Am Ende unterzeichnete die 19-Jährige in der Scoring Area eine 73. -8 für das Turnier und nur einen einzigen Schlag hinter der Siegerin. »Natürlich ist es schade um die beiden verpassten Putts auf den Löchern 17 und 18. Aber über die vier Tage hinweg war es eine sehr solide Leistung«, bilanzierte Briem, die noch ein Wochenende zuvor bei der DGL in München aufgeteet hatte.

Amundi German Masters 2025: Bestes bisheriges Ergebnis für Caro Kauffmann: geteilter 8. Rang, nach einer starken 68 am Samstag. (Foto: U.COM/Pehmöller)

Fünf Deutsche in den Top 20

Nach Alexandra Försterlings Heimsieg 2024 im GLC Seddiner See wäre es schön gewesen, wieder eine Deutsche siegen zu sehen. Theoretisch hätten 17 Spielerinnen die Chance gehabt, womit beim Amundi German Masters so viele Deutsche wie noch nie starteten. »Alleine das ist als Erfolg zu werten«, sagte Marco Paeke, Geschäftsführer von Powering-Partner VcG. Neun Deutsche überstanden die Cut-Grenze von +3, gleich fünf spielten sich in die Top 20: Celina Sattelkau und Bundesligaspielerin Charlotte Back (zweitbeste Amateurin im Feld) teilen sich bei +1 den 19. Rang. Esther Henseleit (-1) erreichte die Top Ten. Kölnerin Carolin Kauffmann (-2), die am Samstag eine geteilte Tagesbestrunde (68) geliefert hatte, beendet das LET-Event auf dem geteilten achten Rang – ihr bisher bestes LET-Resultat. Und Briem auf Platz 2. Neben Tan und Briem war Neuseeländerin Amelia Garvey (-7/3. Rang) die dritte Spielerin, der es gelang, sich vom Verfolgerfeld abzusetzen.

Shannon Tan mit der Sieger-Trophy des Amundi German Masters vor dem für Green Eagle schon legendären Riesenrad. (Foto: U:COM/Pehmöller)

Shannon Tan bekennender Henseleit-Fan

Trotz des ausgebliebenen Heimsiegs vollendet Tan das Sommermärchen von Green Eagle: »Das war definitiv knapp«, sagte Tan, die sich besonders an der 17 und an der 18 aus misslichen Lagen befreien konnte und eine 76 (+3) für ein Gesamtergebnis von -9 unterzeichnete. »Es bedeutet mir sehr viel, besonders nach den vielen Chancen zuletzt, die ich nicht nutzen konnte.« Die aktuelle Saison läuft für Tan sehr gut. Doch auch 2024, in ihrem Rookie-Jahr, performte sie, und feierte gleich zwei Premieren: Mit der Magical Kenya Ladies Open gewann sie als erste Spielerin ihres Landes ein LET-Event und auch die Golf-Olympiateilnahme war bisher noch keiner Landsfrau vor ihr geglückt. Tan, die den 40. Rang belegte, war live dabei, als Esther Silber in Paris gewann. Im Interview outete sich Tan als großer Henseleit-Fan. In den ersten beiden Runden spielte sie mit Esther sogar in einem Flight. »Mein Vater ist auch ein Riesen-Fan von ihr. Er sagt mir immer, ich soll etwas mehr wie Esther sein.« Direkt nach einem Autogramm zu fragen, traute sich die 21-Jährige dann doch nicht. Bei der Siegerehrung hingegen traute sich Tan schon. Bestens vorbereitet holte sie ein zusammengefaltetes Stück Papier aus ihrer Hosentasche und bedankte sich im Zuge ihrer gelungenen Sieger-Speech gebührend bei allen Verantwortlichen und dass »Frauengolf somit die Chance gegeben wird, eine Plattform zu bekommen«.

Große Plattform, großer Erfolg

Inwieweit die Amundi-Premiere gelingen würde, war für alle Beteiligten eine Wundertüte. Keiner konnte vorhersagen, ob die Interessierten der European Open auch ein Damenturnier besuchen würden. Letztendlich kamen offiziell 12.500 Besucher nach Green Eagle. »Wir haben auf so einen Zuspruch gehofft, sind aber positiv überrascht«, sagt Turnierdirektor und U.COM-Geschäftsführer Dirk Glittenberg. Während Herrengolf von Zuschauerströmen verwöhnt ist, steht Damengolf meist im Schatten – weniger Zuschauer, weniger TV-Coverage, weniger Sponsoren-Gelder. Ein Teufelskreis. Doch Frauensport ist endlich zunehmend en vogue und etabliert sich sukzessive. Auch die diesjährige Auflage des Amundi German Masters powered by VcG hat bewiesen, dass sich langsam, aber sicher eine Trendwende vollzieht. Und wir sollten vielleicht auch aufhören, ständig Vergleiche zu ziehen.

Sektdusche für Siegerin Shannon Tan beim Amundi German Masters 2025 in Green Eagle. (Foto: U:COM/Pehmöller)

Junges Publikum begeistert

Beim Pro-Am-Event gingen auffällig viele junge Nachwuchs-Athletinnen an den Start, die teilweise sogar am Wochenende ihr Bundesland beim Jugendländerpokal vertreten mussten. Einige Zuschauer kamen bereits am Dienstag auf das Gelände. Am Samstag stand alles im Zeichen eines »Girls Days«.

Girls Day beim Amundi German Masters 2025 – drei Landesgolfverbände, eine große Mitmach-Aktion. (Foto: U.COM/Pehmöller)

Mit dem DGV und VcG veranstalteten die Landesgolfverbände Niedersachsen-Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg einen »Girls Golf Day«, bei dem Golf geschnuppert und auch ausprobiert werden konnte. 80 Mädchen nahmen an dem Besucher-Event teil. Auch zahlreiche Nachwuchs-Kader, DGL-Teams und Kinder-Gruppen verfolgten über mehrere Tage mit Begeisterung das Turnier und gingen auf Autogramm-Jagd. Und die Spielerinnen nahmen sich bereitwillig Zeit. »So viele Zuschauer habe ich jedenfalls noch nie bei einem Turnier erlebt. Vor allem an den Schlüssellöchern waren extrem viele Leute. Das war brutal cool, ein einmaliges Erlebnis«, sagt die Zweitplatzierte Briem.

Shannon Tan und Dirk Gltitenberg von U.COM nach der Pokalübergabe des Amundi German Masters powered by VcG 2025. (Foto: U.COM/Pehmöller)

Bei der Siegerehrung war viel los rund ums 18. Grün. Daniel Reitz Chief Marketing Officer von Amundi Deutschland versicherte: »Wir werden uns nächstes Jahr hier wiedersehen.« Ein rundum gelungenes Event, das die richtigen Weichen für den Profisport setzt.

Leaderboard Amundi German Masters 2025

1_Shannon Tan (SIN)                  -9             45.000 Euro
2_Helen Briem (GER)                 -8             27.000 Euro
3_Amelia Garvey (NZL)             -7             18.000 Euro
T4_Lee-Anne Pace (RSA)        -4             12.150 Euro
T4_Anna Foster (IRL)                -4             12.150 Euro

T8_Caro Kauffmann (GER)      -2           7.350 Euro
T10_Esther Henseleit (GER) -1           6.450 Euro

Das gesamte Leaderboard gibt’s hier.