Golfregeln

Wer haftet bei einer falschen Regelauskunft?

Was passiert, wenn ein Spieler eine falsche Regelauskunft bekommt? Regel-Experte Thomas Lander erklärt, wer haftet – und wann keine Strafe droht.

Droppen Seit 2019 muss man den Ball aus Kniehöhe fallen lassen. (Foto © R&A)
Droppen Seit 2019 muss man den Ball aus Kniehöhe fallen lassen. (Foto © R&A)

In langen Turniertagen mit vielen Entscheidungen kann es zu Fehlern kommen – auch bei Platzrichtern. Doch was passiert, wenn ein Spieler sich auf eine falsche Auskunft der Spielleitung verlässt? Genau darum geht es in diesem realen Fall aus einem 36-Löcher-Turnier, bei dem ein Drop in einer Penalty Area für Verwirrung sorgte.

Die Situation: Drop statt Schlag – nach Ansage des Referees

Leser Marvin Willert aus Hamburg schildert folgenden Vorfall:

„In der Vormittagsrunde lag der Ball eines Spielers im Gelände direkt an der Grenze zur Penalty Area. Um den Ball schlagen zu können, musste der Spieler in der Penalty Area stehen. Er wandte sich an den Platzrichter, der ihm erklärte, er müsse den Ball droppen – obwohl der Ball selbst nicht in der Penalty Area lag. Der Spieler befolgte die Anweisung und spielte weiter. Am Nachmittag kam es zu einer nahezu identischen Situation, und der Spieler handelte erneut so – diesmal wurde der Vorgang aber gemeldet. Welche Konsequenzen drohen in einem solchen Fall?“

Thomas Lander: „Ein Fehler, aber nicht des Spielers“

Derartige Fälle sind in der Praxis nicht selten – und auch nicht immer einfach zu bewerten. Regel-Experte Thomas Lander erklärt:
„Das ist ein bedauerlicher Fehler des Platzrichters, der auch Teil der Spielleitung ist. Der Spieler hätte den Ball weiterspielen dürfen – auch wenn er dabei in der Penalty Area steht.“


Entscheidend ist hier, wo der Ball liegt, nicht der Stand. Lander weiter: „Der Stand des Spielers in der Penalty Area ist nur dann regelrelevant, wenn es sich gleichzeitig um eine Spielverbotszone handelt.“

Keine Strafe – wenn die Spielleitung falsch liegt

Da der Fehler eindeutig bei der Spielleitung lag, sollte der Spieler nicht nachträglich bestraft werden, betont Lander:
„Die Spielleitung wäre gut beraten, dem Spieler keine Strafe anzurechnen – und ihn auch nicht für das Spielen vom falschen Ort zu belangen.“


In solchen Fällen schützt die Verantwortung der Spielleitung den Spieler.

Ausnahme: Wenn es sich um klare Regeln handelt

Anders sähe die Lage aus, wenn die Regel an sich glasklar wäre – und der Spieler sie selbst hätte kennen müssen. Lander erklärt:
„Bei allgemeinen Regelthemen, die klar im Regelwerk verankert sind, liegt die Verantwortung beim Spieler. In solchen Fällen hilft auch eine falsche Auskunft der Spielleitung nicht immer weiter.“

Fazit: Vertrauen ja – aber mit Augenmaß

Wer bei Unsicherheit die Spielleitung konsultiert, handelt zunächst richtig. Kommt es zu einem Fehler durch die Offiziellen, muss dieser nicht automatisch zu einer Strafe für den Spieler führen. Doch je grundlegender eine Regel ist, desto wichtiger ist auch das eigene Wissen – vor allem in Turniersituationen mit Konsequenz.

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