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RYDER CUP 2025: 1. Tag

Ein präsidialer Abstecher von Donald Trump und was für ein spannender Auftakt beim Ryder Cup in Bethpage. Europa liegt nach den ersten acht Partien 5,5:2,5 in Führung. Auch McIlroys Mittelfinger hat einen Auftritt.

Matthew Harris, Getty Images

Justin ROSE (ENG) reacts to winning at 18th hole V Bryson DeCHAMBEAU (USA) & Ben GRIFFIN (USA) during Day One Afternoon Fourball session Ryder Cup Matches 2025,Bethpage Black,Farmington,NY, USA. © Matthew Harris Golf Collection Credit: Matthew Harris / Golf Picture Agency
Justin Rose

Viel spannender und besser kann so ein erster Ryder-Cup-Tag kaum sein. Nach den acht Partien mit teilweise unfassbaren Schlägen liegen die Titelverteidiger 5,5:2,5 in Führung.

New York, laut? Die Fans unfair und aggressiv? Der Verdacht war naheliegend, dass der Black Course in Bethpage ein ganz unangenehmes Pflaster für Team Europa werden könnte. Zur Überraschung vieler – gerade der Gäste – wollte das so überhaupt nicht eintreten. Natürlich gab es viele Buhrufe oder USA-Sprechchöre, von Lautstärke und Intensität war über dem Atlantik bei den vergangenen Events in Rom und Paris deutlich mehr geboten. Eigentlich krachte es an diesem ersten Spieltag nur zweimal, und dafür waren die Kampfjets verantwortlich, die im Tiefflug über den Golf Club rauschten.

Apropos Rausch. Bryson DeChambeau legte vormittags los wie ein Jagdhund, der seine Beute gewittert hat. Der Abschlag über die Bäume war mörderisch lang an der Eins und wenig später verwandelte er höchstpersönlich zum Birdie. Ein deutliches Signal von dem LIV-Star an seinen Mitspieler Justin Thomas sowie an die Kontrahenten Jon Rahm und Tyrrell Hatton. Das europäische Duo lag zwar zurück, doch hielt tapfer dagegen und drehte die Partie am achten Loch. Am Ende schickten die Gäste Bryson & Co 4&3 nach Hause. Eine weitere Abreibung erteilten Ludvig Åberg mit dem starken Matt Fitzpatrick den US-Boys Scottie Scheffler/Russell Henley (5&3). Rory McIlroy und Tommy Fleetwood führten Collin Morikawa/Harris English beim 5&4 gnadenlos vor. 3:0. Perfekt. Viktor Hovland und Robert MacIntyre kämpften sich sehenswert zurück, gaben das Match gegen Patrick Cantlay/Xander Schauffele durch einen unglücklichen Abschlag des Schotten an der 17 aber her. 3:1 nach den Foursomes – wer hätte das gedacht? »Wir haben jetzt ein Problem«, unkte Michael Jordan, der die Amerikaner seit Jahren begleitet und in den Sozialen Medien riefen manche schon den Notstand auf und witzelten, dass es nun der Präsident mit seiner Anwesenheit richten müsse.

FARMINGDALE, NEW YORK - SEPTEMBER 26: U.S. President Donald Trump speaks with Bryson DeChambeau of Team United States on the first tee during the Friday afternoon four-ball matches of the 2025 Ryder Cup at Black Course at Bethpage State Park Golf Course on September 26, 2025 in Farmingdale, New York. (Photo by Andrew Redington/Getty Images)
Donald Trump, Bryson DeChambeau

Donald Trump kam tatsächlich und das musste mit einem Paukenschlag angekündigt werden. Die Präsidentenmaschine jagte im Tiefflug über Bethpage, gegen 11.50 Uhr traf er mit Enkelin Kai Madison Trump ein und verschwand in einem weißen Zelt mit ganz vielen Herren des Secret Service. Wegen ihm herrschte an diesem Freitag Ausnahmezustand. Über dem Platz surrten Überwachungsdrohnen, mehrere Polizeihubschrauber waren stets in der Luft und auf dem Boden konnte man eine Unmenge an Polizisten ausmachen. Gegen 12.15 Uhr betrat der Präsident schließlich durch den Spielertunnel das „Feld“, schüttelte brav einige Hände (u.a. European Tour CEO Guy Kinnings) und hoffte bei seinem Auftritt wohl auf mehr Applaus. Eine gewisse Anzahl klatschte frenetisch, ein paar „Donald“-Rufe – that’s it. Trump verschwand unten, seitlich hinter dem ersten Abschlag in einem Kaste mit schusssicheren Scheiben. Das erinnerte ein wenig an das Papamobil ohne Räder. Da saß er dann und guckte, drehte sich ab und an zum Publikum um und zeigte seine typischen Gesten (genau die machte auch US-Kapitän Keegan Bradley bei der Begrüßung nach). Plötzlich war verschwand der New Yorker im Tunnel, kam aber dann an der Seite von seinem Liebling DeChambeau wieder raus. Und genau ab diesem Zeitpunkt tauschte Trump tief in die Golfwelt ein. Er begleitete den Longhitter auf die Eins, es gab Umarmungen, Smalltalk mit Spielern, Caddies, Funktionären und Luke Donald. Trump wirkte wie ein kleines Kind, das die Abschläge der Stars bestaunte und am liebsten mit ihnen auf die Runde gegangen wäre. Stattdessen ging es wieder hinter das Sicherheitsglas. Um kurz nach 14 Uhr hörte man wieder Turbinen an und Trump war weg. Eine kurze Stippvisite, die Millionen von Dollar verschlang.

Luke Donald mischte wie sein Kollege für die Nachmittagspartien kräftig durch. Sepp Straka kam rein und agierte an der Seite von Rahm: 3&2 gegen die diesjährigen Major-Sieger Scheffler/J.J. Spaun. Die nordeuropäische Kombination Åberg/ Rasmus Højgaard wollte so überhaupt nicht funktionieren und endete gegen Thomas/Cameron Young in einer 6&5-Packung. Justin Rose und Fleetwood siegten 2auf gegen DeChambeau/Ben Griffin. In der letzten Partie teilten McIlroy/Shane Lowry gegen Cantlay/Sam Burns,

Interessant: Die amerikanischen Aushängeschilder Scheffler und DeChambeau blieben ohne Punkte während auf europäischer Seite Fleetwood und Rahm je zwei einfuhren und McIlroy 1,5. Bester US-Profi war Cantlay mit 1,5 Punkten.

Luke Donald, Keegan Bradley, Ryder Cup 2025, Bethpage during Morning Foursomes session Ryder Cup Matches 2025,Bethpage Black,Farmington,Ny, USA.
Keegan Bradley, Luke Donald

Fazit Donald: „Wir sehen das einfach als einen großartigen Start. Ich bin sehr begeistert und stolz auf das Team, wie es gekämpft hat. Da draußen war es hart, die Zuschauer waren so laut, wie wir es erwartet haben. Das Team ist stark – von 1 bis 12. Ich habe großes Vertrauen in sie alle. Deshalb wollten wir auch alle 12 spielen lassen.“

Fazit Bradley: „Die Botschaft an das Team ist: Es hat gerade erst begonnen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. 75 Prozent der Punkte sind noch verfügbar. Wir können das Ganze in einer einzigen Session drehen.“

McIlroys Mittelfinger?

Eineinhalb Punkte steuerte McIlroy zur Führung der Europäer am Freitag bei. Schon in der Vormittagspartie wurde die Stimmung im amerikanischen Publikum etwas hitzig. Nun kursiert eine Szene in den sozialen Medien, die vermuten lässt, dass McIlroy auf den Zuruf eines Fans mit dem Mittelfinger reagierte. Obszönitäten, die es im Golfsport höchstens beim Kontinentalvergleich zu sehen gibt und der Grund warum Papa-Schauffele mittlerweile so kritisch gegenüber dem Wettbewerb steht. Schon beim letzten Ryder Cup geriet das Aushängeschild der Europäer durch Streitereien in die Schlagzeilen. Es bahnen sich zwei weitere aufgeheizte Tage in New York an.

Samstagspartien – Foursomes

Match 1: 7:10 a.m. – DeChambeau/Young vs. Fitzpatrick/Åberg

Match 2: 7:26 a.m. – English/Morikawa vs. McIlroy/Fleetwood

Match 3: 7:42 a.m. – Schauffele/Cantlay vs. Rahm/Hatton

Match 4: 7:58 a.m. – Henley/Scheffler vs. MacIntyre/Hovland

Bryson DeCHAMBEAU (USA) during Day One Afternoon Fourball session Ryder Cup Matches 2025,Bethpage Black,Farmington,NY, USA. © Matthew Harris Golf Collection Credit: Matthew Harris / Golf Picture Agency
Bryson DeChambeau