„Der Job ist nicht erledigt, bis er endgültig erledigt ist.“ Europas Kapitän am Ende des zweiten Tages. Sein Team hat da weitergemacht, wo es angefangen hat. Europa führt vor den Einzeln 11,5:4,5. Die Gäste haben bislang alle vier Sessions gewonnen – sie zerlegen die Amerikaner schlichtweg in Einzelteile. Wenn sich bei den Hausherren mal ein Lauf andeutete, folgte sofort die knallharte Antwort. „Die Leistung ist außergewöhnlich,“ bilanzierte Paul McGinley (Ryder Cup Kapitän 2014), „ich habe erwartet, dass Europa sehr gut sein wird, aber das? Nein. Die beste Leistung eines Teams an Tag 1 und 2, die ich gesehen habe“. Noch nie hat ein Team seit der Einführung des 28-Punkte-Formats so viele Punkte vor den Einzeln eingespielt
11,5 Punkte stehen auf der Habenseite und 14 benötigt das Team zur Titelverteidigung. Im Klartext: Von den 12 Single Matches brauchen sie 2,5 Punkte, bzw. 2 Siege und ein Remis. Dann teilt man und der Pott bleibt in Europa, einen halben Punkt mehr und man hat gesiegt. Der Champagner kann schon mal in den Kühlschrank gestellt werden. Denn es deutet nichts darauf hin, dass die am Boden liegenden Hausherren am Sonntag ein Wunder vollbringen könnten. „Meine Jungs haben gekämpft, die Europäer spielen aber phänomenal, ein tolles Team, sie machen einfach die Putts,“ fasste Amerikas Kapitän Keegan Bradley tapfer zusammen.
Das Publikum in Bethpage bei New York präsentierte sich am zweiten Ryder Cup Tag so, wie man es im Vorfeld eingeschätzt hat: parteiisch, patriotisch, knüppelhart, aggressiv, rüpelhaft und beleidigend. Der Vorfall von Freitag Nachmittag mit der Geste von Rory McIlroy war eine Initialzündung. Bethpage hatte einen gefunden, den man attackieren muss. Samstag, noch bevor der erste Ball flog, kam es zum Eklat. Nachdem die Stimmung am ersten Tag für die Veranstalter durchschnittlich gewesen ist, tauschten sie die Anheizerin am Mikrofon aus. Der Ersatz legte ordentlich los und überspannte den Bogen: Die Dame stimmte – ernsthaft – „Fuck you, Rory“ aus und die Anwesenden stimmten fröhlich ein. Ein Unding. Man kommandierte sie sofort ab. McIlroy reagierte wenig später auf die Anfeindungen indem er das Publikum gestenreich mit Küsschen bediente. Bethpage brodelte.
Auf dem Platz behielt Europa einen kühlen Kopf. Erneut 3:1. DeChambeau/Young hatten Fitzpatrick/Åberg bestens im Griff (4&2), Hatton/Rahm siegten 3&2 gegen Schauffele/Cantlay. MacIntyre/Hovland setzte sich 1auf gegen Scheffler/Henley durch und die Kombi McIlroy/Fleetwood fieselte English/Morikawa 3&2 ab. In dieser Gruppe ging’s ordentlich gegen McIlroy. Er und seine Familie wurden immer und immer wieder beleidigt – bis er genug hatte und einem Fan zurief, „halt doch einfach die Fresse“.
All-in
Bradley ging volles Risiko, um zumindest am Nachmittag zu punkten und schickte mit DeChambeau/Scheffler zwei Schwergewichte auf den Platz. Laut Statistik sprach alles für das Duo, aber würde es auch auf dem Platz klappen gegen Fleetwood/Rose? Nein. 3&2 für Europa. Bislang gab es für die Nummer eins der Welt nur Pleiten. Die Partie Lowry/McIlroy gegen Thomas/Young war lange offen – und am Ende ging der Punkt (2auf) an Europa. Rahm/Straka mussten sich den aufopferungsvoll kämpfenden Spaun/Schauffele (1auf) auf den beiden Schlusslöchern geschlagen geben, und am Ende gewannen Hatton/Fitzpatrick auf der 18 gegen Cantlay/Burns. Hatton sprang für Hovland ein, der wegen einer Nackenverletzung kurzfristig nicht antrat.
11,5 – 4,5. Es ist gerichtet für ein großes europäisches Fest am Big Apple.
Die Paarung für die Einzel:
12:02 Uhr: Cameron YOUNG – Justin ROSE
12:13 Uhr: Justin THOMAS – Tommy FLEETWOOD
12:24 Uhr: Bryson DECHAMBEAU – Matt FITZPATRICK
12:35 Uhr: Scottie SCHEFFLER – Rory MCILROY
12:46 Uhr: Patrick CANTLAY – Ludvig ÅBERG
12:57 Uhr: Xander SCHAUFFELE – Jon RAHM
13:08 Uhr: J.J. SPAUN – Sepp STRAKA
13:19 Uhr: Russell HENLEY – Shane LOWRY
13:30 Uhr: Ben GRIFFIN – Rasmus HØJGAARD
13:41 Uhr: Collin MORIKAWA – Tyrrell HATTON
13:52 Uhr: Sam BURNS – Robert MACINTYRE
14.03 Uhr: Harris ENGLISH – Viktor HOVLAND