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Der Befreiungsschlag

Dominic Foos gelingt in Macau sein erster Sieg seit einem Jahrzehnt. Im Interview spricht der 28-Jährige über den Triumph, seine Laufbahn auf der Asian Tour und die Gründe für den Erfolg.

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Gewinner in Macau: Dominic Foos
Gewinner in Macau: Dominic Foos

Dominic Foos ist zurück. Zehn Jahre nach seinem ersten Triumph auf der Challenge Tour hat der Karlsruher mit einem emotionalen Sieg bei den Macau Open seine Karriere neu entfacht – und gezeigt, dass sein enormes Talent noch lange nicht verblasst ist. Mit einer fehlerfreien Finalrunde und nervenstarken Birdies im Play-off sicherte sich der 28-Jährige seinen ersten Titel auf der Asian Tour. Ein Erfolg, der nicht nur sportlich, sondern auch persönlich von großer Bedeutung ist. Im Interview spricht Foos über den langen Weg zurück, Zweifel – und darüber, wie sich dieser Sieg nach Jahren harter, aber nicht immer zielführender Arbeit wirklich anfühlt.

Herr Foos, haben Sie schon verarbeitet, was in Macau passiert ist?

Natürlich habe ich mich unheimlich gefreut, aber ich wollte auch schnell weitermachen. Im Golf darf man sich nicht zu lange zurücklehnen, vor allem jetzt, wo drei große International-Series-Events in Folge anstehen. Da heißt es: Gas geben. Trotzdem versuche ich, den Moment bewusst zu genießen – das habe ich mir in den letzten Jahren mühsam wieder angewöhnt.

Mit welchem Gefühl sind Sie ins Turnier gestartet? Gab es im Vorfeld schon Anzeichen, dass eine Top-Leistung möglich ist?

Auf dem Papier sahen die Ergebnisse davor nicht unbedingt nach Formhoch aus. Aber ich hatte das Gefühl, dass mein Spiel besser war, als es die Resultate zeigten. Die Trainingswoche zuvor in Thailand tat mir extrem gut – ich habe täglich acht bis neun Stunden trainiert. Mein Vater Sam kam spontan vorbei. Sein scharfes Auge ist immer hilfreich – und danach fühlte sich vieles wieder klarer und kontrollierter an.

An was genau haben Sie gearbeitet?

Ich habe vergangenes Jahr einige Dinge umgestellt. Mein neuer Coach Jason Baile in Florida und ich setzen stärker auf eine Fade-Bewegung, obwohl ich jahrelang eine Draw-Kurve gespielt habe. Das fühlte sich von Anfang an gut an – und es zeigt Wirkung. In den letzten Monaten haben sich aber auf schwierigeren Plätzen alte Bewegungen wieder eingeschlichen. Deshalb habe ich die Woche vor Macau bewusst an den Grundlagen gearbeitet – Griff, Stand, Ausrichtung. Danach war mein Schwung wieder stabiler, und das hat sich sofort im Spiel gezeigt.

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Dominic Foos und Quirine-Louise Eijkenboom sind für Europa beim Junior Ryder Cup angetreten.

Inwiefern hat der Fade Ihr Spiel verändert?

Früher hatte ich bei Fehlschlägen beide Richtungen drin. Mit dem bewussten Fade kann ich die linke Seite des Platzes praktisch ausblenden. Ein Vorbild war Dustin Johnson – auch er wechselte auf Fade und wurde dadurch konstanter. Dieses Vertrauen in die Flugkurve verändert alles. Bei den Strokes-Gained-Werten „Off the Tee“ liege ich inzwischen im positiven Bereich. Ich spare mir im Vergleich zum Vorjahr nur deshalb fast einen Schlag pro Runde. Früher war oft ein Ausreißer dabei – ein Ball im Wasser oder im Busch. Jetzt treffe ich mehr Fairways, was auch mental unglaublich hilft.

Nach dem Sieg sprachen Sie von einer großen Erleichterung – und davon, dass die letzten Jahre trotz harter Arbeit nicht einfach waren. Wie viel Frust war dabei?

Golf ist eine echte Achterbahnfahrt. Du kannst unglaublich hart arbeiten und bekommst trotzdem nicht sofort etwas zurück. Wenn du dann an den falschen Dingen arbeitest, wird’s noch schlimmer. Ich habe viel trainiert, aber nicht immer mit dem richtigen Fokus – und irgendwann gräbst du dich selbst ein bisschen ein. Da ist es enorm wichtig, Menschen um dich zu haben, die an dich glauben. Mein Vater zum Beispiel – er hat nie gezweifelt, auch wenn ich es selbst getan habe. Und auch Herr Kramski war immer an meiner Seite. In schwierigen Phasen siehst du, wer wirklich zu dir steht. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie wohl fühlen Sie sich auf der Asian Tour?

Sehr wohl. Ich lebe seit zehn Jahren in Dubai – das ist logistisch perfekt. Mein Ziel ist es, mich auf der Asian Tour zu etablieren und dann weiterzusehen. Im Moment zählt nur, Schritt für Schritt besser zu werden und gutes Golf zu spielen.

Wer gehört aktuell alles zu Ihrem Team?

Wie gesagt: Jason Baile, Director of Instruction im Jupiter Hills Club, Florida, kümmert sich um meinen Schwung. Mit Stuart Morgan arbeite ich an meiner Fitness und Belastungssteuerung. Er hilft mir, das Training ganzheitlich zu strukturieren. Im mentalen Bereich ist Rick Sessinghaus, der auch Collin Morikawa betreut, mein Ansprechpartner. Und im Bereich „Putting“Kurzes Spiel“ mit Brett Rumford – da bin ich extra nach Australien geflogen, um mit ihm zu trainieren. Er war ja selbst lange auf der DP World Tour aktiv, hat Turniere gewonnen und die Gespräche mit ihm sind sehr aufschlussreich. Dieses Team gibt mir unheimlich viel Sicherheit. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Profis um sich zu haben, denen man vertraut – besonders, wenn es mal nicht läuft.

Zum Schluss noch kurz zu Ihrem Equipment – womit spielen Sie aktuell?

Ich spiele Titleist TSR3 als Driver, TSR3 Fairwayholz, dazu T200-Eisen von 3 bis 5 und T100-Eisen von 6 bis 9. Meine Wedges sind Vokey SM10, dazu ein Kramski Putter K340. Ich war im Sommer beim Titleist Performance Institute in Kalifornien für ein vollständiges Fitting und Screening mit Dr. Greg Rose und seinem Team – das hat mein Spiel mit den langen Eisen enorm verbessert. Ich kann sie jetzt höher schlagen und habe dadurch mehr Kontrolle. Das war ein echter Game Changer.