Es wirkte kurz, als hätte jemand die Zeit um zehn bis fünfzehn Jahre zurückgedreht: Namen wie Graeme McDowell, Bubba Watson, Phil Mickelson und Martin Kaymer standen zwischenzeitlich ganz oben auf dem Leaderboard. Beim LIV-Golf-Event in Virginia, ausgetragen im Robert Trent Jones Golf Club – im Vorjahr Austragungsort des Solheim Cup – meldeten mehrere Routiniers ihre Titelambitionen an. Am Ende jedoch triumphierte erneut einer der jungen Stars: Joaquin Niemann krönte seine Woche mit einer brillanten 63 am Schlusstag und sicherte sich beim achten Turnier des Jahres bereits seinen vierten Titel. Der 26-Jährige hatte zuvor bereits in Australien, Singapur und Mexiko gewonnen und setzte sich diesmal mit einem Schlag Vorsprung gegen McDowell und Anirban Lahiri durch.
Und Kaymer? Der Deutsche startete in der Finalgruppe, eröffnete den Tag mit einem Birdie und übernahm nach einem Eagle auf Loch fünf sogar zwischenzeitlich die Führung. Doch kurz vor einer Gewitterunterbrechung sorgten ein Bogey und ein Doppelbogey – ausgerechnet auf einem Par 5 (Loch 8) und einem kurzen Par 4 (Loch 10) – für das Ende der Hoffnungen auf den ersten Titel seit Sommer 2014. Immerhin: Nach Wiederaufnahme des Spiels gelangen ihm noch zwei Birdies. Eine 70er-Runde und ein Gesamtergebnis von zehn unter Par bedeuteten am Ende Rang acht – und ein Preisgeld von 483.750 US-Dollar.
Spiel war in guter Form
„Ich weiß, dass ich gut genug bin“, erklärte Kaymer am Samstag. „Ich weiß, dass ich gutes Golf spielen kann – das habe ich in meiner Karriere schon viele, viele Male bewiesen. In den vergangenen zwei, drei Jahren war ich nicht wirklich da, das ist die Wahrheit. Aber ich habe das Gefühl, dass ich dem Ziel immer näherkomme – es hat nur noch nicht richtig geklickt. Ich habe nicht viele gute Ergebnisse erzielt, aber mein Spiel war in guter Form. Wieder ein Golfturnier zu gewinnen, würde mir sehr viel bedeuten. Es ist schwierig, Golfturniere zu gewinnen. Als ich als Profi anfing, war mir das gar nicht bewusst – da war es normal, ein oder zwei Turniere im Jahr zu gewinnen, vielleicht sogar ein Major. Ich habe fast wieder bei Null angefangen. Es spielt keine Rolle, was ich in der Vergangenheit erreicht habe. Wenn man auf den letzten drei, vier Löchern steht, durchlebt man dieselben Gefühle wie bei seinem ersten Sieg – und genau das ist das Schöne daran. Ich bin 40 Jahre alt, und das Spiel wird nie wirklich langweilig.“
Phil Mickelson beendete das Turnier übrigens schlaggleich mit Bubba Watson, Thomas Pieters und Bryson DeChambeau auf dem geteilten vierten Platz – und bewies im Endspurt einmal mehr seine Genialität mit den Wedges.