News

US-Open-Traum fast geplatzt: Krauter leidet unter Kollektivstrafe

Aline Krauter qualifiziert sich trotz einer umstrittenen Kollektivstrafe wegen langsamen Spiels für die US Women’s Open – und löst damit eine breite Diskussion aus.

Getty

Aline Krauter

Slow Play beim US Women’s Open Qualifier

Alles sah gut aus für Aline Krauter beim Qualifikationsturnier für die diesjährige US Women’s Open in Naples, Florida. Rein sportlich hätte sich die Stuttgarterin direkt für einen Startplatz qualifiziert. Doch die USGA verfolgt eine strikte Linie bei der Bestrafung von langsamem Spiel – auch wenn es manchmal Unschuldige trifft.

Krauter spielte in einem Flight mit LPGA-Spielerin Xiaowen Yin und der Amateurin Natalie Angelo, die ihren Vater als Caddie dabei hatte. Bereits während der Runde betrübte Krauter das Gefühl, sie seien einige Minuten hinterher. Jedoch dachte sie auch, es sei nicht so schlimm, dass es für eine Strafe reichen könnte.

Die Regeln

Die FSGA verwendet bei den Qualifikationsturnieren eine Pace-of-Play-Richtlinie die ein Zwei-Checkpoint-System beinhaltet. Eine Regel lautet außerdem: „Spielerinnen erhalten keine Verwarnungen“, eine zweite: „Jede Gruppe ist selbst dafür verantwortlich, ihr eigenes Spieltempo zu überwachen.“
Spielerinnen müssen jedes Checkpoint-Loch entweder innerhalb der vorgegebenen Zeit oder maximal 15 Minuten hinter der Gruppe davor abschließen.

Was ist vorgefallen?

Die ehemalige Stanford-Spielerin sagte, sie habe die ganze Zeit Ready Golf gespielt – so sehr, dass sie sich zwischenzeitlich fragte, ob sie unhöflich wirke, als sie ihren Schlag ausführte, obwohl sie 30 Yards vor den anderen lag. Am 18. Loch, ihrem neunten des Tages, sagte Krauter der Gruppe, dass sie sich beeilen müssten. Als sie sich dem Grün näherte, ging ihr Caddie zu einem freiwilligen Offiziellen und fragte, ob sie hinter dem Zeitplan seien. Die Antwort lautete: nein.

Nachdem sie das Loch beendet und ihre Scores abgegeben hatten, sagte Krauter, habe die Offizielle dann jedoch erklärt, dass sie tatsächlich ein paar Minuten im Rückstand gewesen seien.

Als sie zur ersten Bahn weitergingen, stoppte sie ein Regel-Offizieller und teilte mit, dass sie am 18. Loch ihren Zeit-Checkpoint verpasst hätten – und dass alle Spielerinnen der Gruppe einen Strafschlag erhielten, den sie nach der Runde anfechten könnten. Krauter wies den Offiziellen darauf hin, dass die Gruppe vor ihnen zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Grün gestanden habe. Bereits am nächsten Par 3 hätten sie dann wieder auf ihren Abschlag warten müssen.

Darin Green, leitender Direktor für Regeln und Wettkämpfe bei der FSGA, sagte, dass Krauters Gruppe die maximal erlaubte Spielzeit um 20 Minuten überschritten habe und 19 Minuten hinter der Gruppe vor ihnen lag – was laut Regel einer Überschreitung um 4 Minuten entspricht.

Als sie nach der ersten Runde ins Scoring kamen, sagte Krauter, dass sie gegen die Strafe Einspruch einlegen wolle. Sie trug ihren Fall zunächst einem Offiziellen im Scoring-Bereich und anschließend einem zweiten Offiziellen vor.

Kollektivstrafe trotz Ready Golf

„Wieder das Gleiche – ich habe ihm grob geschildert, wie die Runde verlaufen ist, und einfach betont, dass ich nie zu langsam war, dass ich als Erste gespielt und so oft wie möglich Ready Golf gespielt habe“, sagte Krauter. „Ich habe ihm erklärt, dass meine Aufgabe auf dem Golfplatz darin besteht, Birdies zu machen, schnell zu spielen und mich korrekt zu verhalten – und nichts anderes. Es ist nicht meine Aufgabe, andere schneller zu machen.“

Der Regel-Offizielle blieb jedoch bei der Entscheidung. Krauter sagte, sie habe dann gefragt, ob jemals jemand erfolgreich gegen eine Strafzeit wegen langsamen Spiels Einspruch eingelegt habe.

„Der Typ im Scoring sah mich an und meinte: ‚Nun ja, das ist der Einspruch – aber der ist jetzt vorbei‘, und fing an zu lachen“, sagte Krauter.

22/10/2023. Ladies European Tour. Hero Women's Indian Open, DLF Golf and Country Club, Delhi, India. 19-22 October. Aline Krauter of Germany with her trophy. Credit: Tristan Jones / LET tour news
Aline Krauter

„Und ich dachte mir nur: Entschuldigung? Das wirkt extrem nachlässig, denn ich war nicht langsam, das hier ist meine Karriere und es könnte mein Leben verändern. Ich versuche, mich für die U.S. Women’s Open zu qualifizieren – das prestigeträchtigste Turnier des Jahres – und Sie behandeln das hier wie irgendein x-beliebiges Event. Der Offizielle hat mich im Grunde gezwungen, den Strafschlag auf meine Scorekarte zu schreiben, weil er meinte, wenn ich weiterspielen will, stehe ich in 20 Minuten am Abschlag.“

Green sagte, er habe inzwischen mit den beiden Offiziellen im Scoring-Bereich gesprochen und sie hätten ihm versichert, dass die Angelegenheit ernst genommen wurde. „Da war ganz sicher nichts Lustiges dran. Wir führen solche Einspruchsverfahren ziemlich häufig durch – sie sind für die Spielerinnen intensiv, und für uns genauso.“

Gutes Ende für Krauter

Ein gutes Ende hat die aufbrausende Geschichte dann doch. Krauter wurde von der USGA kontaktiert und hat nun einen Platz im Feld der US Women’s Open in Erin Hills.

Krauter kündigte an gegen die absurden Kollektivstrafen anzukämpfen. „Ich bin immer für schnelles Spiel, aber nicht so“, sagte sie gegenüber der Golfweek.

Neben Krauter sind auch Sophie Hausmann, Isi Gabsa, Sophia Popov und Esther Henseleit qualifiziert.

>>>Zu allen Quali-Ergebnissen gehts hier.<<<