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Selbsttest der Darmgesundheit mit myBioma

myBioma
Dr. Barbara Sladek und Dr. Nikolaus Gasche, Gründer des myBioma Selbsttests

Der einfache Blick in die eigene Darm-DNA mit myBioma

Ein kleines Röhrchen mit einer klaren Flüssigkeit, ein Plastik-Wattestäbchen, und ein vorfrankiertes Briefkuvert – das sind die Bestandteile des myBioma-Testkits, mit dem man sein Darm-Mikrobiom analysieren lassen kann. Doch warum sollte man das überhaupt tun? 

Die Bedeutung des Darm-Mikrobioms für unsere Gesundheit wird immer deutlicher. Eine Analyse kann dabei helfen, ein besseres Verständnis für das eigene Darm-Mikrobiom und seine Auswirkungen auf die Gesundheit zu erhalten. Ob es um die Behandlung von Krankheiten, die Förderung der Langlebigkeit oder die Unterstützung von Diäten geht: Das Darm-Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle und es lohnt sich, sich damit auseinanderzusetzen. 

myBioma, ein Start-up aus dem österreichischen Langenzersdorf, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Darm-Mikrobiom zu entschlüsseln und auf Basis einer Stuhlprobe die DNA der Bakterien zu analysieren. Das Testset für 169,90 Euro kann man online bestellen und vier bis sechs Wochen später erhält man per E-Mail einen 40-seitigen Analysebericht der Medizinischen Universität Wien mit einer großen Datenmenge der Stuhluntersuchung. Der Bericht interpretiert die Ergebnisse und gibt Tipps sowie Links zu Forschungsstudien. 

So erfährt man beispielsweise, welche unaussprechlichen Stämme im eigenen Körper wohnen und welche Verhaltensmuster das Mikrobiom aufweist. Eine Entdeckung kann sein, dass man als Enterotyp 3 – insgesamt gibt es drei Typen – gilt, was besagt, dass man gemischte Kost zu sich nimmt. Der Bakterienstamm der Firmicuten, auch als Dickmacher im Darm bekannt, können wiederum bei Übergewicht von Bedeutung sein. 

Doch nicht nur das Risiko für Übergewicht, auch die Langlebigkeit ist ein wichtiger Aspekt des Darm-Mikrobioms. Die Forschung ist mittlerweile so weit, dass sich bestimmte Bakterien bei besonders langlebigen Menschen gehäuft finden lassen. Einige Spezies wie Akkermansia, Bifidobakterium, Odoribacteriaceae und vor allem Christensenellaceae werden als äußerst vorteilhaft eingeschätzt und könnten ein gesundes Altern befördern. 

Ich habe den myBioma Test zusammen mit einer Kollegin gemacht, und siehe da, wir haben tatsächlich komplett unterschiedliche Zusammensetzungen. Sie ist der Enterotyp 3 und ich bin der Enterotyp 1, was mich etwas verwundert, zumal dieser hauptsächlich bei Fleischessern vorkommt. Ich habe jedoch die letzten Jahre meinen Fleischkonsum drastisch reduziert. Der Test gibt Aufschluss über die Zusammensetzung – Diversität, Artenreichtum und Artengleichheit – im persönlichen Biom. Zudem widmet er sich den Bereichen Ernährung (Enterotyp, Kalorienaufnahme, Zuckerstoffwechsel, Vitaminstoffwechsel) und der Gesundheit (Entzündung, Darm-Hirn-Achse, Darm-Leber-Achse, Gelenkgesundheit etc.). All die Ergebnisse und Parameter werden immer in den Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gestellt, damit man sieht, wie man dort abschneidet.

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Wer nun ausschließlich auf die Hersteller von Probiotika-Kapseln hofft, dem sei gesagt, dass die „Zufütterung“ der notwendigen Bakterienstämme nicht ganz so einfach ist. Bei der Auswertung haben wir uns daher sachkundige Hilfe in Form der Gründer von myBioma hinzugeholt. Ein Gespräch mit der Molekularbiologin Dr. Barbara Sladek und dem Arzt Dr. Nikolaus Gasche über den aktuellen Stand in Sachen Diäten, Krankheiten und Langlebigkeit… 

 
GM: Frau Dr. Sladek, kurz vorab: Was ist das Darm-Mikrobiom und was kann man dort erkennen? 

Dr. Sladek: Ja, sicher. Das Darm-Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen im Darm, einschließlich Bakterien, Pilze und Viren. Diese Mikroorganismen bilden zusammen eine komplexe Gemeinschaft, die sowohl unser Verdauungs- als auch unser Immunsystem beeinflussen können. Sie alle bilden das Darm-Mikrobiom, welches während der Geburt entsteht, wenn wir das erste Mal mit dem Fruchtwasser und den Bakterien unserer Mutter in Berührung kommen. Das Darm-Mikrobiom ist ähnlich wie ein Regenwald ein komplexes Ökosystem, bei dem jedes Element eine wichtige Rolle bei dessen Funktion spielt. Gerät ein Element außer Balance, können Beschwerden auftreten. 

Durch eine Analyse des Darmbioms können wir also wichtige Informationen über die Gesundheit unseres Verdauungssystems und unseres Körpers insgesamt erhalten. Das Testergebnis zeigt die mikrobielle Zusammensetzung deines Darm-Mikrobioms und wie gut dein Darm Nahrungsmittel verwertet. Du bekommst Hinweise dazu, wie du dich besser ernähren kannst.  

GM: Bei unserem myBioma Test kam bei mir ein Enterotyp heraus, der gar nicht mehr so recht zu meiner Ernährung passt. Wie kommt es dazu? Und können Sie die Enterotypen kurz erklären? 

Dr. Gasche: Die Enterotypen des Darms sind drei verschiedene Zusammensetzungen von Bakterien, die im Darm vorkommen. Diese werden als Bacteroides, Prevotella und Ruminococcus bezeichnet. Jeder Mensch hat einen bestimmten Enterotyp, der durch seine genetische Veranlagung und Umweltfaktoren bestimmt wird. 

Der Enterotyp 1 wird von Bacteroides dominiert, die hauptsächlich Kohlenhydrate abbauen. Dieser Enterotyp ist bei Menschen mit einer westlichen Ernährung häufig anzutreffen. Der Enterotyp 2 wird von Prevotella dominiert, die sich auf den Abbau von Ballaststoffen spezialisiert haben. Dieser Enterotyp findet sich eher bei Menschen mit einer ballaststoffreichen Ernährung. Enterotyp 3 wird von Ruminococcus dominiert, der vor allem Fette und Proteine abbaut. Dieser Enterotyp ist seltener anzutreffen und seine Bedeutung für die Gesundheit ist noch nicht vollständig erforscht. 
 
Eine Umstellung kann innerhalb von Wochen oder Monaten erfolgen und hängt von der individuellen Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms, der Ernährung und anderen Lebensstilfaktoren ab. Es empfiehlt sich, eine langfristige Ernährungsumstellung anzustreben, um fortwährende Veränderungen im Darm-Mikrobiom zu erreichen. Ein Enterotyp kann auch genetisch bedingt sein, allerdings scheint die Ernährung den größeren Einfluss zu haben. 

GM: Unsere Biom-Zusammensetzungen erhielten bei der Auswertung beide ein „sehr gut“. Wir haben in vielen Bereichen sogar das Ergebnis „hervorragend“ erzielt, aber man sieht auch stellenweise Schwachpunkte. Hier fehlen dann oft einzelne Bakterienstämme, um das Ergebnis zu optimieren. Ist es möglich, die nicht vorhandenen Bakterien hinzu zufüttern? 

Dr. Sladek: Die Forschung ist in diesem Bereich noch relativ neu und es gibt bisher keine eindeutigen Empfehlungen für die gezielte Supplementierung einzelner Bakterienstämme. Forschungen haben gezeigt, dass bestimmte medizinisch geprüfte Probiotika dazu beitragen können, das Gleichgewicht zwischen verschiedenen Arten von Bakterien im Darm bei Colitis ulcerosa wiederherzustellen und Entzündungen zu reduzieren. Nicht zu vernachlässigen ist allerdings die Einnahme von Präbiotika. Präbiotika sind spezielle Nahrungsbestandteile, die nicht vom menschlichen Verdauungssystem verwertet werden können, sondern stattdessen als Nahrung für nützliche Bakterien im Darm dienen.

Indem sie das Wachstum und die Vermehrung dieser Bakterien fördern, helfen Präbiotika dabei, ein gesundes Gleichgewicht der Darmflora aufrechtzuerhalten. Dies kann zu einer besseren Verdauung, einer gestärkten Immunität und anderen gesundheitlichen Vorteilen führen, wie z.B. einer reduzierten Entzündung im Körper und einem niedrigeren Risiko für bestimmte chronische Erkrankungen. 

GM: Welche Darmbakterien stehen für ein besonders langes Leben? Kann man diese zuführen? 

Dr. Sladek: Es gibt Hinweise darauf, dass das Darm-Mikrobiom Einfluss auf die Alterung nimmt. Beispielsweise wurde in einer Studie gezeigt, dass die Darmbakterien von hundertjährigen Menschen eine größere Vielfalt aufwiesen als die von jüngeren Personen. Forscher untersuchten die Zusammensetzung des Mikrobioms von verschiedenen Personengruppen. Sie stellten fest, dass mit zunehmendem Alter symbiotische und gesundheitsfördernde Bakterien zugunsten von schädlichen Bakterien abnehmen.

Eine Ausnahme waren die Super-Hundertjährigen, bei denen eine bedeutende Menge von Bakterien gefunden wurde, die mit außergewöhnlicher Langlebigkeit assoziiert sind. Die Forscher identifizierten drei Bakterienarten, die besonders auffielen: Akkermansia muciniphila, Christensenellaceae und Bifidobacterium. Letztere, die auch als Milchbakterien bekannt sind, werden von Forschern seit langem als wirksame Behandlung bei verschiedenen Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Ekzemen und Reizdarmsyndrom eingesetzt. In den letzten Jahren wurde jedoch das unglaubliche Potenzial dieser Probiotika für den gesamten Organismus entdeckt. Im Jahr 2015 zeigten Forscher, dass Bifidobakterien bei Ratten anti-tumorale Effekte auslösen. Allein die orale Verabreichung dieser Probiotika verbesserte die Tumorkontrolle. 

Bereits fünf Jahre zuvor hatten andere Forscher erstmals einen Zusammenhang zwischen Bifidobakterien und einer Verlangsamung des Alterungsprozesses bei Mäusen nachgewiesen. Die Verabreichung dieser Probiotika führte zu einer Verringerung der entzündungsfördernden Zytokine und insbesondere zu einer Erhöhung der antioxidativen Aktivität – was bedeutet, dass sie dem Alterungsprozess entgegenwirken können. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich diese Erkenntnisse aus Tierversuchen auch an Menschen reproduzieren lassen.

GM: Eine weitere Frage: Welche Rolle spielen Darmbakterien bei Diäten? 

Dr. Gasche: Darmbakterien spielen eine wesentliche Rolle bei der Verdauung von Nahrungsbestandteilen, insbesondere von Ballaststoffen. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert das Wachstum von nützlichen Darmbakterien und kann dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und die Darmgesundheit zu verbessern. Auch bei Diäten zur Gewichtsreduktion kann eine Veränderung der Darmbakterienzusammensetzung vorteilhaft sein. Es gibt Hinweise darauf, dass eine ballaststoffreiche Ernährung sowie der Verzehr von probiotischen Lebensmitteln, wie Joghurt und Sauerkraut, helfen kann, das Wachstum von nützlichen Darmbakterien zu fördern und die Gewichtsabnahme zu unterstützen. 

GM: Ein spannendes Thema, wir bleiben am Ball. Danke für das Gespräch über myBioma und Darmgesundheit!