Spielerprofile
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Severiano Ballesteros

  • Land Spanien
  • Geboren 09.04.1957
  • Körpergröße 1,83 cm
  • Gewicht 91 Kg

Der Tag, an dem Severiano Ballesteros für immer die Augen schloss, war einer der traurigsten in der Geschichte des Golfsports. Am 7. Mai 2011 starb der Spanier in seinem Haus in Pedreña an den Folgen einer Krebserkrankung. Drei Jahre zuvor war bei Ballesteros ein Gehirntumor festgestellt worden. Der fünfmalige Majorsieger wähnte sich auf dem Wege der Besserung, als sich nur kurze Zeit später ein jäher und endgültiger Rückschlag einstellte.

Von José Maria Olazábal, einem der engsten Freunde von Ballesteros im Profizirkus, heißt es, dass er in Tränen ausgebrochen sei, als sich die letzten Stunden seines Weggefährten ankündigten. Die Golfwelt verneigte sich wenig später ein letztes Mal vor einem einzigartigen Künstler auf Fairways und Grüns. Der spanische Ministerpräsident kondolierte genauso wie die Größen des spanischen Sports. Ballesteros, den seine Freunde kurz Seve nannten, war nur 54 Jahre alt geworden. Sein Ableben sorgte für ein Beben in der Sportwelt, dabei war der Spanier zu Zeiten seiner größten Erfolge unter seinen Kollegen gar nicht sonderlich beliebt. Er konnte den Ball wie kein anderer aus dem Unterholz zurück auf die Spielbahn zaubern, selbst hohes Rough konnte ihn nicht daran hindern, ein Grün zu treffen.

Das Wort „defensiv“ kannte Severiano Ballesteros nicht. Er griff immer an, auch aus scheinbar unmöglichen Lagen.

Und als er einmal völlig abseits auf dem Teerbelag eines Parkplatzes seinen zuvor verzogenen Ball fand, legte er ihn dennoch so gekonnt an die Fahne, dass ihm noch ein Birdie gelang. Typisch für Ballesteros war es, dass dies nicht bei einem unbedeutenden Turnier passierte, sondern unter höchster Anspannung bei den British Open. In Royal Lytham 1979. Ballesteros liebte diese Art des Wettkampfes: Erst mit vollem Risiko und allem, was der Körper an Kraft und Power zu bieten hatte, auf den Ball schlagen, um sich anschließend, wenn der Hieb sein Ziel deutlich verfehlt hatte, das Beste aus der unmöglichen Lage zu machen. Bei Ballesteros kam bei Mitspielern und Publikum mitunter das Gefühl auf, dass erst schlechte Balllagen zu den besten und erfolgreichsten Schlägen des Spaniers führten. Begleitet wurden seine phänomenalen „recovery shots“, seine Rettungstaten, dann gern von einer geballten Faust oder Luftsprüngen, wie sie später sein junger Landsmann Sergio García brachte. Nur: Als Ballesteros 1980 nicht nur jüngster Sieger des US Masters wurde, sondern auch der erste Europäer war, der sich in ein grünes Jackett helfen lassen durfte, waren solche Gesten noch längst nicht üblich. Und schon gar nicht in Augusta.

1980 gewann Ballesteros als erster Europäer das Masters in Augusta. Er war 23 Jahre.

Ende der 70er-Jahre beziehungsweise Anfang der 80er trugen Golfer noch karierte Hosen. Die Helden des Sports hießen Arnold Palmer, Jack Nicklaus und Tom Watson. Sie winkten höflich ihren Fans zu, aber große Gefühlsäußerungen waren selten. Diese Spieler waren so ganz nach dem Geschmack eines konservativen,in die Jahre gekommenen Publikums. Auch die Kräfteverhältnisse waren klar definiert, die Amerikaner beherrschten die Szene. Von den „Big five“ aus Europa war noch keine Rede. Zu ihnen gehörten neben Ballesteros noch Nick Faldo, Bernhard Langer, Sandy Lyle und Ian Woosnam. Sie wurden alle binnen zwölf Monaten geboren, und sie dominerten später auf zuvor nicht bekannte Weise das Weltgolf. Langer etwa war 1986 der erste Weltranglistenerste, auf ihn folgte Ballesteros, dann Woosnam, bis die große Zeit von Faldo anbrach. Alle gewannen in Augusta, dem Heiligtum der Amerikaner. Schmerzhaft waren für die Konkurrenten aber vor allem die Siege des Spaniers. Er traf eher selten die Fairways, weil Abschläge alles andere als seine Stärke waren. Aber das Publikums liebte ihn und stachelte den Mann noch mehr an, der bald den Spitznamen „Stier von Pedreña“ erhielt. Der kämpfte anscheinend mit allen Mitteln, was Bernhard Langer zu der Bemerkung veranlasste, der Spanier würde seine Mitbewerber „einschüchtern“. Fortan war das Verhältnis der beiden belastet.
Man grüßte sich, viel mehr aber auch nicht.Bis das GOLF MAGAZIN anfragte und beide um ein gemeinsames Interview bat.

Nadelstiche vom „Stier“

Als sie gut eine Stunde später vom Tisch aufstanden, gaben sie sich nicht nur die Hand, sie lächelten einander an. Das Gespräch bewies, wie sehr sich die Topgolfer respektierten. Doch Langer hatte ausgesprochen, was viele dachten: Seves Dominanz und spielerische Klasse würde von Arroganz begleitet, seine Gesten wirkten mitunter wie Nadelstiche in die empfindlichen Seelen unterlegener Spieler. Doch dann kamen die Jahre, in denen der „Stier“ seine Hörner verlor, fast durchweg am Cut scheiterte, aber immer weiter spielte. Ein Kollege nannte ihn einmal den „Magier ohne Magie“, andere sorgten sich um den Ruf des einst so erfolgreichen Spaniers. Dabei wussten nur wenige, wie „Seve“ zu jener Zeit tatsächlich dachte: Gegenüber Vertrauten sprach er unbeirrt davon, ein Comeback zu schaffen. „Warum soll ich es nicht wiederins Ryder Cup Team schaffen“, fragte er einmal bei einem Pro-Am. Zwei Tage später war er wieder nach nur zwei Runden ausgeschieden. Ballesteros quälten spätestens seit Ende der 90er-Jahre starke Rückenschmerzen. Aber erst 2007 erklärte er seinen Rücktritt. Die Karriere des in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Jungen, der am Strand von Pedreña mit einem abgesägten Eisen seine ersten Schläge geübt hatte, war beendet. Doch er hatte geschafft, wovon kleine Jungen gern träumen: Er war bewundert worden für seine Fähigkeiten.Die letzten, wenig erfolgreichen Jahre seiner Karriere sind vergessen. Seine großen Siege, auch im Ryder Cup, und sein charismatisches Auftreten nicht.

Wie ein Gladiator stürmt Severiano Ballersteros bei der Open 1984 in St. Andrews zum letzten Grün des Old Course. Die Fans feiern den charismatischen Spanier schon.