Ryan Peake
- Land Australien
- Geboren 08.03.1993
- Körpergröße 1,88m
- Profi seit 2012
Ryan Peake– Vom Gefängnis zur Open Championship
Als 17-Jähriger neben Fred Couples, Greg Norman und Adam Scott anzutreten – von einem solchen Erlebnis können die meisten ambitionierten Junggolfer nur träumen. Für diejenigen, die dies bereits als Teenager in ihrer Vita stehen haben, ist klar: Der große Traum vom Profi-Golf ist nicht mehr fern.
Dass es auch anders kommen kann, bewies der Australier Ryan Peake. Vor etwas mehr als zwölf Jahren galt Peake neben Cameron Smith als eines der vielversprechendsten australischen Golftalente. Schon mit 16 Jahren belegte er sowohl bei den South Australian Junior Masters als auch beim Tamar Valley Junior Cup in Tasmanien den zweiten Platz. Nur ein Jahr später gelang ihm gemeinsam mit Spielpartner Smith – der aufgrund der weiten Anreisen zu Turnieren in seiner Jugend regelmäßig bei den Peakes in Perth nächtigte – der Sieg bei der Trans-Tasman Series in Neuseeland, einem Turnier, das in den 2000er- und 2010er-Jahren zwischen Neuseeland und Australien ausgetragen wurde. Die beiden spielten auf einem Niveau, gewannen Jugendturniere für ihr Land und ihre Zukunft schien in Stein gemeißelt zu sein, doch für Peake kam alles anders.
Mit gerade mal 19 Jahren folgte für das Supertalent der Sprung ins Profilager – doch damit begann auch eine Zeit der Erfolglosigkeit. Die Kombination mit dem anhaltenden Druck sorgte schließlich dafür, dass der junge Peake die Lust am Spiel verlor.
Stolzes Vollmitglied
Der Kontakt zu Freunden von den Rebels erschwerte seine Situation zusätzlich. Die Bande bot ihm in dieser Phase eine scheinbar einfachere Alternative zum bisherigen Leben. Schließlich trat er der größten australischen Biker-Gang bei, die für ihre Geschäfte mit Drogen und Waffen bekannt ist. Peakes Zukunftsaussichten nahmen eine plötzliche 180-Grad-Wende.
In nur zwei Jahren bei den Rebels stieg Ryan zum „Fully-Patched-Member“ auf und machte sich innerhalb der Gang einen Namen. „Es gibt kein anderes Gefühl auf der Welt, das damit vergleichbar ist. Ich kann nicht beschreiben, wie stolz ich war, die Farben zu tragen und zu wissen, dass ich mir das Recht verdient hatte, dort zu sein“, sagte der damals 31-Jährige über seine Zeit bei den Rebels.
Immer wieder hatte er als Vollmitglied mit der Polizei zu tun, bis eine Auseinandersetzung im Jahr 2014 eskalierte. Er und einige befreundete Rebels-Mitglieder verprügelten einen Mann, von dem sie dachten, er habe gedroht, sie zu erschießen. Sein Schicksal war besiegelt. Nur vier Jahre, nachdem er als West-Australiens Golfer des Jahres ausgezeichnet worden war, trat er nun eine fünfjährige Gefängnisstrafe an.
Der Retter in der Not – Ritchie Smith
Nach knapp drei Jahren im südöstlich von Perth gelegenen Hakea-Gefängnis erreichte ihn ein Brief seines ehemaligen Trainers Ritchie Smith – jemand, der sein Potenzial und Talent offenbar nie aus den Augen verloren hatte. Smith (auch Trainer vom australischen „Chefkoch“ Min Woo Lee) hoffte darauf, dass Peake nach seiner Haftzeit auf den Golfplatz zurückkehren und sein Leben noch einmal umkrempeln würde.
„Was ist mit Golf?“, fragte er, als Peake ihm mitteilte, dass er eine Ausbildung zum Elektriker in Aussicht habe. Peake wusste jedoch, dass er dafür den Rebels-Bikie-Club verlassen müsste und das nicht ganz so einfach ist. „Ich wohnte mit anderen Jungs aus dem Club zusammen und sprach die Idee bei ihnen an. Als ich es ihnen gesagt hatte, meinten sie, ich sollte es durchziehen. Deshalb werde ich diesen Jungs niemals den Rücken kehren. Sie wollten nur das Beste für mich“, erklärte Peake 2022 gegenüber der Daily Mail.
Im letzten Jahr seiner Haft hatte Peake das Glück, für einige Tage Freigang zu erhalten. Er erinnert sich besonders an das erste Mal auf der Driving Range nach sieben Jahren ohne einen Schläger in der Hand: „Mein Schwung fühlte sich furchtbar an, und der Ball flog vom Schläger wie ein Ziegelstein.“
Auf nach Nordirland
Sogar an Turnieren konnte er noch während seiner Haftstrafe teilnehmen – und das durchaus erfolgreich. An seinem dritten Tag Freigang gewann er die Clubmeisterschaft im Lakelands Country Club. „Ich stand dort und hielt meine Rede, und am Ende sagte ich: ‚Ich hoffe, ihr genießt den Abend, aber ich gehe zurück ins Gefängnis‘“, erinnerte er sich an die kuriose Situation.
Seit 2019 ist er wieder auf freiem Fuß und setzt seitdem alles daran, den Anschluss an die Weltspitze zu finden. Ein erster Durchbruch gelang ihm bereits mit der Tourkarte für die Australasian PGA-Tour. Nun meldete er sich endgültig zurück – mit einem Sieg bei der New Zealand Open. Neben einem Preisgeld von 360.000 neuseeländischen Dollar (ca. 190.000 €) sicherte er sich vor allem eines: die Einladung zur British Open 2025 im nordirischen Royal Portrush.
„Ich habe gerade mein Leben verändert“, sagte Peake nach seinem Siegputt fast ungläubig.