Sport

Matti Schmid: „Ich will mich mit den Besten messen.“

Ende November traf GM Matti Schmid (28) im Scheck Club in München-Unterföhring. Eine Stunde nahm sich Deutschlands Nummer eins Zeit.

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NORTH BERWICK, SCOTLAND - JULY 13: Matti Schmid of Germany acknowledges the crowd as he finishes on the 18th green on day four of the Genesis Scottish Open 2025 at The Renaissance Club on July 13, 2025 in North Berwick, Scotland. (Photo by Andrew Redington/Getty Images)
Matti Schmid

Deutschlands bester Golf-Pro war Ende November mal wieder im Lande. In Frankfurt bei der Freundin, in der Oberpfalz bei der Familie sowie ein Zwischenstopp in München. Mit dem Team (u.a. Manager Irek Myskow, Swing Coach Craig Miller) ging’s zum gemeinsamen Abendessen in die Käfer Schänke. Und für das Gespräch mit GM nahm sich Matti Schmid auch noch eine Stunde Zeit. Anbei Auszüge aus dem Interview, das in der Ausgabe 02/26 erscheinen wird. Anfang Dezember verabschiedete sich der Golfer nach Südafrika in den Urlaub und zur Vorbereitung auf das Jahr 2026.

Matti Schmid über …

Die Saison 2025
Es war mein bestes Jahr. Ich habe schon früh in der Saison viele gute Dinge gemacht, also gut gespielt, und dadurch wurde es zum Ende hin deutlich entspannter.

Entwicklungsschritte
Mit meiner Entwicklung bin ich zufrieden – und mein Ziel ist, dass es in diesem Tempo weitergeht, gerne sogar noch schneller. Jeder wünscht sich sicher, von Anfang an das Maximum auszuschöpfen. Aber gerade im Golf ist es schwierig, wenn man zu schnell zu viel will.

Verpasste Cuts
Einen Cut zu verpassen ist nie schön. Ich bin aber froh, dass es ihn gibt, weil er dir klar signalisiert: Das ist nicht deine Woche – geh lieber trainieren.

Bedeutung der Weltrangliste
Wenn es gut läuft, schaue ich mal rein, sonst eher nicht. Natürlich ist es schön, eine Spitzenposition in seiner Vita zu haben. Neulich wurde ich gefragt, was ich beruflich mache. Ich sagte: Golfer – und dass ich tatsächlich der beste Deutsche bin. Aber lieber wäre ich der beste Deutsche als Nummer 11 der Welt, oder noch besser.

Die Weltrangliste
Die Weltrangliste

Ziele

„Ich will in die Top 50 der Welt, die Top 30 im FedExCup, alle Majors spielen und mich mit den Besten messen – auf den besten Plätzen, bei den besten Turnieren.“

Matti Schmid

Putt-Rekord mit 17 Ein-Putts in Folge
Dass ich da irgendwo vorne bin, wusste ich gar nicht. Ich habe keine Ahnung, wann das gewesen sein soll. Putten ist einfach meine stärkste Statistik.

Freizeit
In Deutschland ist es viel Fahrerei. Meine Eltern sind hier, meine Freundin dort – da ist eine feste Freizeitroutine kaum möglich. Ich habe nicht viele Hobbys: Tennis, Fitness, Paddel. Und ich bin leidenschaftlicher Fußballfan. Ich versuche jedes Spiel zu sehen und bin richtig emotional dabei. Ich bin riesiger Bayern-Fan, verfolge die Champions League und freue mich, wenn deutsche Vereine international erfolgreich sind.

Familie und Freunde von Matti Schmid bei der BIO 2025
Familie und Freunde von Matti Schmid bei der BIO 2025

Das Leben in den USA
Ich kannte es natürlich aus meiner College-Zeit, wobei das Uni-Leben ganz anders war: Man trainierte mit zehn Leuten, reiste gemeinsam zu Turnieren – ähnlich wie im Nationalkader. Man hatte seine Gruppe, Insider, Witze. Das hat viel Spaß gemacht.
Auf der Tour ist das anders. Jeder macht sein Ding, viele reisen allein oder mit ihren Familien. Ich bin noch dabei, meine Routinen zu finden.

Swing Coach Craig Miller
Craig ist ein Megatyp. Er wünscht mir und allen seinen Spielern immer das Beste. Egal, welche Entscheidung man trifft – selbst wenn man mal etwas anderes probiert –, er steht immer bereit zu helfen. Er sagt offen und ehrlich seine Meinung, und das macht er extrem gut.

Zusammenarbeit mit Miller
In den vergangenen sechs bis neun Monaten war er deutlich häufiger in den USA. Er nimmt sich die Zeit, weil es mir einfach gut tut. Wir machen gar nicht so viel. Ich habe meine Basic-Standards, an denen ich ständig arbeite, vor allem Setup-Sachen. Der Typ, der viel an seiner Technik herumschraubt, bin ich nicht mehr. Gute Technik ergibt sich aus guten Fundamentals. Über mehrere Wochen verschieben sich Kleinigkeiten, und das wirkt sich sofort aus. Wenn Craig nicht vor Ort ist, tauschen wir uns montags oder dienstags aus. Mein Caddy Chris filmt meinen Schwung auf dem Platz – alles läuft über sein Handy. Wenn ich die Videos selbst hätte, würde ich sie mir zu oft ansehen und Dinge hineininterpretieren, die gar nicht da sind. Craig gibt dann Feedback – oder eben nicht.

PGA Tour – eine Zweiklassengesellschaft

Ja, die gibt es und gefühlt wird es jedes Jahr schwieriger. Mein erstes Jahr war schon ziemlich heftig. Erstens: Du spielst gegen Jungs, die jeden Platz zehnmal gespielt haben, und die Plätze verändern sich deutlich seltener als auf der European Tour. Zweitens: Wenn man – wie ich – über die Korn Ferry Tour kommt, startet man zu Jahresbeginn auf der PGA Tour fast immer in den letzten Tee-Times. Bedeutet: Du wirst nicht fertig. Am nächsten Morgen geht es um 6.30 Uhr weiter, und du hast 21 oder 22 Löcher mit kaum Pausen. Mega nervig. Sich im ersten Jahr in die Top 100 zu spielen, ist richtig knackig.

Auf dem Platz mit Superstars
Mit Scottie Scheffler habe ich nur eine Proberunde gespielt, aber das war schon wow. Menschlich top – und dann dieser Ballflug, die Höhe, der Shape, der Spin. Da sieht man: Da kann wenig schiefgehen.
Bei Matt Fitzpatrick ist es ähnlich. Das hat mir gut gefallen.

Lieblingsplätze auf der Tour
Es gibt Plätze, Grassorten und Bedingungen, die mir mehr liegen und besser zu meinem Spiel passen. Ich spiele sehr gern, wenn es warm ist: Bermuda, Puerto Rico – da fühle ich mich mit meinem Schwung und meinem Spiel richtig wohl.

Edoardo Molinari, Matti Schmid
Edoardo Molinari, Matti Schmid

Ryder Cup
Ich habe 2025 auch mit Edoardo Molinari gesprochen. Er meinte, ich sei nicht im engen, aber im erweiterten Kreis. Hätte ich ein oder zwei Turniere gewonnen, hätten sie vielleicht genauer hingeschaut.

Rituale, Glücksbringer
Grundsätzlich nicht. Immer mal wieder so kleine Ticks. Neulich dachte ich, die Titleist-Bälle mit der 4 laufen richtig gut – bis sie es nicht mehr taten. Dann hatte ich einen Coin von 1978 – für drei Tage.
Ich bin minimal abergläubisch, aber ich würde nie sagen: Ich kann nur spielen, wenn ich dieses oder jenes dabeihabe. Wenn ich das Gefühl habe, etwas funktioniert, warum auch immer, dann ziehe ich das durch.