Er bekam es ab – und zwar richtig. Auf fremden Terrain, also in Amerika, haben es die Europäer grundsätzlich schwer, und allen war klar: In Bethpage bei New York kommt’s knüppelhart. Man ist hier einfach etwas lauter, rücksichtsloser und aggressiver. Luke Donald, ein wirklich smarter und redegewandter Engländer erntete bei seiner Rede während der Eröffnungszeremonie reihenweise Buhrufe. Der Kapitän blieb cool und parierte geschickt. U.a. indem er in feinen Nuancen das Thema Geld (sehr wichtig in den USA, besonders in New York) erwähnte. Denn das US-Team erhält mit diesem Ryder Cup erstmals eine Gage. Das mag aus Sicht der Gastgeber durchaus normal und überfällig gewesen sein, für die Europäer ist alleine der Gedanke einer monetären Entschädigung für diesen Wettbewerb nicht existent. Man stuft es als Tabubruch ein.
Donald und Team haben die negative Stimmung an diesem Mittwoch zu spüren bekommen, dürfen sich aber zurücklehnen. Es geht noch schlimmer. Die Grußworte von Kathy Hochul, Demokratin und Gouverneurin des Bundesstaates New York, ging in den Buhrufen nahezu komplett unter. Moderator Carson Daly versuchte vergeblich zu schlichten…
Donald revanchierte sich auf seine Art. „Wir werden von etwas angetrieben, das man mit Geld nicht kaufen kann. Von Widerstandskraft, Zusammenhalt und dem Willen, die Skeptiker zu widerlegen.“ Das Thema Geld war die letzten Tage ständig präsent, gerade die europäischen Medienvertreter haben beim amerikanischen Team häufig dazu nachgefragt. Für Keegan Bradley ist es eine ausgesprochen unangenehme Situation. Einerseits versuchte der Kapitän seinen Spielern Anfang der Woche einzutrichtern, was für ein Privileg es sei für Amerika anzutreten und auf der anderen Seite war er es (im Auftrag der PGA of America), der den Deal eintüten musste. Angezettelt haben das einige amerikanische Spieler (u.a. Patrick Cantlay) beim Ryder Cup in Rom.
„Das Thema kommt bei uns gar nicht auf. Weil sie für etwas spielen, das größer ist als sie selbst.“
Guy Kinnings, CEO European Tour Group
Am Ende kam heraus, dass die Akteure je 500.000 US-Dollar erhalten, wovon 300.000 US-Dollar an wohltätige Zwecke gehen müssen. Die restliche Summe fließt aufs Konto der Spieler. Bradley zumindest ging mit gutem Beispiel voran und spendete alles. Fragt sich jetzt, ob seine Schützlinge genauso agieren. „Wir wollten den Ryder Cup ins Heute bringen, und wir hielten das für den besten Weg. Wir haben unser Bestes gegeben, und ich denke, es wird viel Gutes daraus entstehen. Ich glaube, die Spieler werden viel Gutes mit diesem Geld tun, und das ist großartig,“ so Bradley. Und es zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich die Europäer und Amerikaner denken. Bei dem Titelverteidiger steht der Teamgedanke ganz oben, und dadurch wurden im Ryder Cup schon häufig ungeahnte Kräfte freigesetzt. Und Amerika? Da steht meist das Individuum über dem Kollektiv. Insofern liegt Europa jetzt schon 1auf. Mal abwarten, was ab Freitag in Bethpage passiert. Da wären die Fans und auch noch Donald Trump – der Präsident wird nachmittags erwartet.