Golf zählt zu den sanften Sportarten: frische Luft, kontrollierte Bewegungen und viel Gehstrecke. Dennoch bleibt auch dieser Sport nicht ohne gesundheitliche Tücken. Immer wieder klagen Golferinnen und Golfer über Schmerzen, die während oder nach dem Spiel auftreten. In einer neuen Serie über Golf‑Physiotherapie beleuchtet der renommierte Physiotherapeut Artur Frank – Betreuer zahlreicher Tour‑Profis – typische Beschwerden und gibt praktische Tipps zur Linderung. Im ersten Teil der Reihe geht es um den Golferellenbogen, fachlich auch Epicondylitis genannt.
Was ist eine Epicondylitis?
Bei der Epicondylitis handelt es sich um eine entzündliche oder degenerative Veränderung des umliegenden Gewebes an einem Knochenvorsprung (Epicondylus). Im Alltag auch als Golfer- oder Tennisellenbogen bekannt, zählt sie zu den häufigsten Überlastungserscheinungen im Golfsport. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, und das Durchschnittsalter der Erkrankten liegt zwischen 35 und 50 Jahren. Durch wiederholte Schlagbewegungen wird die Unterarmmuskulatur stark beansprucht; daraus können kleine Mikroverletzungen entstehen, die sich in schmerzhafter Form bemerkbar machen.
Warum Schonung nicht die Lösung ist
Artur Frank warnt davor, sich im Akutfall ausschließlich zu schonen: „Wir müssen den Teufelskreis von Schmerz und Schonhaltung mit unseren Therapiemöglichkeiten durchbrechen.“ Wer den Arm völlig ruhigstellt, verliert Muskulatur und Beweglichkeit. Besser ist es, unter physiotherapeutischer Anleitung gezielte Übungen zu absolvieren und gleichzeitig die Ursache zu suchen. Oft liegt diese nicht nur im betroffenen Gelenk, sondern in benachbarten Strukturen wie Schulter oder Wirbelsäule. Eine ganzheitliche Betrachtung kann helfen, Fehlbelastungen zu erkennen und zu beheben.
Therapie: Aktiv bleiben und richtig üben
Der langfristige Erfolg einer Therapie hängt laut Frank vom Engagement der Sportlerin bzw. des Sportlers ab. Die erlernten Übungen müssen täglich durchgeführt werden, um Heilung und Belastbarkeit wiederherzustellen. Absolute Ruhigstellung sei nur in Ausnahmefällen nötig. Franks Motto lautet: „Leben ist bewegen.“ Das bedeutet konkret:
- Putten, Chippen, Pitchen: Diese kurzen Schläge belasten den Ellenbogen weniger stark. Selbst in der Rehabilitationsphase können sie ausgeführt werden, um das Gefühl für den Schläger zu behalten.
- Halbe Schwünge bis Eisen 7 vom Tee: Moderate Schwünge trainieren die Muskulatur, ohne sie zu überlasten. Wichtig ist, das Tempo kontrolliert zu halten und auf saubere Technik zu achten.
- Tägliches Übungsprogramm: Kräftigungs- und Dehnübungen, die der Physiotherapeut zeigt, sollten konsequent in den Tagesablauf integriert werden. Regelmäßigkeit ist der Schlüssel.
Frank betont, dass man den Körper als Ganzes betrachten muss. Eine Fehlhaltung der Wirbelsäule oder Verkürzungen in der Schulter können den Ellenbogen zusätzlich belasten. Daher gehört auch Haltungsschulung und Mobilisation anderer Gelenke in das Therapieprogramm.
Fazit: Frühzeitig handeln und dranbleiben
Schmerzen im Ellenbogen sollten nicht ignoriert werden. Wer frühzeitig physiotherapeutische Hilfe sucht und die empfohlenen Übungen konsequent ausführt, hat gute Chancen, die Beschwerden langfristig in den Griff zu bekommen. Golf ist und bleibt eine gesunde Sportart – wenn man auf seinen Körper hört und ihm die nötige Pflege zukommen lässt. Artur Frank fasst zusammen: „Leben ist bewegen“, und das gilt auch für den Weg zurück zu einem schmerzfreien Schwung.
Artur Frank
Der Körper und der Golfsport – dafür ist er Experte: Physiotherapeut Artur Frank aus dem niederbayerischen Plattling weiß um die körperlichen Beeinträchtigungen, die beim Golf auftreten können. Er gehört seit 15 Jahren zum medizinischen Betreuerteam der DP World Tour und war Teil des Medical Staff beim Ryder Cup 2023. Golf-Größen wie Tommy Fleetwood, Henrik Stenson, Bernhard Langer, Ryder-Cup-Captain Luke Donald, Max Homa und Justin Thomas ließen sich schon von Artur Frank behandeln. In seine Praxis AF Medical im IsarPark Plattling kommen nicht nur Spitzensportler aus der Golfszene, sondern auch Athleten und Amateure aus anderen Sportarten sowie Patienten mit chronischen Beschwerden oder nach Operationen. Seine Tour-Erfahrungen zeigen, dass es nicht mehr nur die Wirbelsäule ist, die häufig schmerzt. »Die Schwünge sind viel dynamischer als früher, dadurch werden alle Gelenke stark beansprucht«, erklärt Artur Frank.
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