Kurzes Spiel

Effektiv Trainieren: Die besten Golfübungen für schnelle Verbesserungen

Wie abwechslungsreiches und praxisnahes Training ohne viel Aufwand funktioniert, zeigt PGA-Professional Ann-Kathrin »Anka« Lindner.

Patrick Schwalb

Ann-Kathrin Lindner verrät nützliche Übungen für bessere Ergebnisse
Ann-Kathrin Lindner verrät nützliche Übungen für bessere Ergebnisse

Zum Jahreswechsel nehmen sich viele Golfer vor, in der kommenden Saison bessere Ergebnisse zu erzielen. Der Weg dorthin führt allerdings nur über regelmäßiges Training – die gute Nachricht: Es muss weder lang noch monoton sein. Mit strukturierten, praxisnahen Übungen lassen sich auch in kurzer Zeit deutliche Fortschritte erzielen. Landestrainerin Ann-Kathrin Lindner (GVNB) zeigt, wie modernes, abwechslungsreiches Training funktioniert – ohne teure Hilfsmittel und für jede Spielstärke geeignet.

Warum smartes Training wichtiger ist als viele Bälle

Gerade in der dunklen Jahreszeit bleibt wenig Zeit für lange Einheiten auf der Range. Lindner betont deshalb: Qualität vor Quantität.

Statt wahllos Bälle zu schlagen, sollten Golfer zielorientiert, mit klaren Aufgaben trainieren. Schon wenige Bälle können ausreichen – sofern jede Übung eine Absicht hat und einer realen Spielsituation entspricht.

Mit einfachen Hilfsmitteln wie Tees, Ballmarkern oder Alltagsgegenständen lässt sich jede Einheit abwechslungsreich gestalten. Entscheidend ist die Motivation: Nur wer mit Freude trainiert, lernt nachhaltig.

»Mit gezielten Aufgaben trainiert es sich besser.«

Ann-Kathrin Lindner

Putting: 40 Prozent aller Schläge

Obwohl Putts fast die Hälfte der Schläge pro Runde ausmachen, verbringen viele Golfer nur einen Bruchteil ihrer Trainingszeit auf dem Grün. Dabei lassen sich gerade hier schnell messbare Fortschritte erzielen. Lindner stellt zwei Übungen vor, die Längenkontrolle, Drucksituationen und das Zählen gegen Par kombinieren – ein echtes Performance-Training, kein reines Technikübben.

PGA Tour: Putt-Quoten
• 5 Fuß (1,5 m): 77 %
• 6 Fuß (1,8 m): 66 %
• 7 Fuß (2,1 m): 58 %
• 8 Fuß (2,4 m): 50 %
• 9 Fuß (2,7 m): 45 %
• 10 Fuß (3,0 m): 40 %
• 15 Fuß (4,6 m): 23 %

Übung 1: Leiter-Putten – Längenkontrolle unter Wettkampfbedingungen

Für die Leiter-Übung braucht es lediglich neun Tees und einen Ball.
Für die Leiter-Übung braucht es lediglich neun Tees und einen Ball.

Material: 9 Tees, 1 Ball
Ziel: Präzise Distanzkontrolle + Drucksimulation

So geht’s:

Ein Loch mit moderatem Break wählen.

9 Tees im Abstand von je einem Meter hintereinander setzen, beginnend bei 1 m bis 9 m.

Von jeder „Sprosse“ wird ein Putt gespielt – erst die Leiter hinauf, dann wieder hinunter.

Wertung:

  • 1-Putt = –1 (Birdie)
  • 2-Putt = 0 (Par)
  • 3-Putt = +1 (Bogey)

Der Score der Trainingseinheit wird notiert und dient als Vergleichswert. Fortgeschrittene: Leiter als Schnecke legen, Putts „zu kurz“ mit +1 bestrafen.

Trainingseffekt:
Längenkontrolle, Zielorientierung, Druckmanagement, dokumentierter Fortschritt.

Übung 2: Birdie-Putts – realistische Erwartungen & praxisnahes Scoring

Neun Tees in einer Distanz von 1,5 bis 4,6 Metern werden rund um ein Loch ins Übungsgrün gesteckt.
Neun Tees in einer Distanz von 1,5 bis 4,6 Metern werden rund um ein Loch ins Übungsgrün gesteckt.

Viele Amateure überschätzen ihre Birdie-Chancen. PGA-Tour-Spieler lochen aus 2,4 Metern im Schnitt nur 50 Prozent. Eine wichtige Erkenntnis fürs eigene Mindset.

So funktioniert die Übung:

9 Tees im Abstand von 1,5–4,6 Metern rund ums Loch stecken. Von jedem Tee wird ein Ball geputtet. Ergebnis nach Par-System notieren:

Wertung:

  • 1-Putt = –1
  • 2-Putt = 0
  • 3-Putt = +1
  • vom Grün geputtet = +2

Wer in einem Durchgang 4–5 Putts locht, erreicht Tour-Niveau. Alternativ kann ein Ziel wie „6 Putts in Serie lochen“ gesetzt werden.

Trainingseffekt:
Realistische Selbsteinschätzung, Drucksimulation, konstante Wiederholbarkeit.

Kurzspiel: Variabilität statt 20 Bälle aus derselben Lage

Für ein effektives Kurzspieltraining ist es sinnvoller, einen Ball aus verschiedenen Lagen zu spielen – kurz gemähtes Gras, Rough, Hanglage, Bunker. So entstehen realistische Spielsituationen, wie sie auf dem Platz vorkommen.

Übung 3: Up & Downs – Scoring rund ums Grün

Für diese praxisnahe Übung werden rund ums Grün wahlweise neun oder 18 Stationen gespielt
Für diese praxisnahe Übung werden rund ums Grün wahlweise neun oder 18 Stationen gespielt

Ziel: mehr Up-and-Downs durch praxisnahe Lagenvielfalt
Aufbau: 9 oder 18 Stationen rund ums Grün. Ball wird gedroppt und gespielt, wie er liegt. freie Schlägerwahl.

Wertung:

  • eingelocht = –2
  • innerhalb 1 Schlägerlänge = –1
  • 2–3 Längen = 0
  • 4–6 Längen = +1
  • Grün verfehlt = +2

Der Score wird notiert und bei jeder Einheit verbessert.

Varianten:

  • schwere Lagen (nasses Rough, tiefer Bunker, kurzer Flop)
  • wechselnde Ziele
  • Druckaufbau durch Serien oder Zielscore

Trainingseffekt: Bessere Entscheidungsfindung, realistische Selbsteinschätzung, Scoring-Fähigkeiten.

Driver & Spieleröffnung: Fairways treffen durch visuelle Korridore

Für mehr Präzision – mit dem Driver oder langen Eisen –, stellen wir uns auf der Driving Range Korridore vor.
Für mehr Präzision – mit dem Driver oder langen Eisen –, stellen wir uns auf der Driving Range Korridore vor.

Viele Driving Ranges sind breit – perfekt für lange Drives, aber schlecht für Training unter Wettbewerbsbedingungen. Mit visuellen Korridoren lässt sich Präzision einfach simulieren.

Übung 4: Spieleröffnung – Fairways treffen wie im Turnier

Korridore auswählen: breiter Korridor: 40 m, mittlerer: 30 m, schmaler: 20 m

Schläge zählen erst ab 80 % der eigenen Carry-Länge.

Wertung:

  • Treffer mit Driver = –1
  • Treffer mit Holz/Eisen = 0
  • ≤10 m Abweichung = +1
  • 10 m Abweichung = +2
  • Zusatzpunkte:
  • bis 20 % zu kurz = +1
  • 20 % zu lang = +2

Tipp: Immer ein kleines Ziel im Korridor anvisieren – nicht „irgendwo“ ins Fairway spielen.

Trainingseffekt:
Bessere Schlagplanung, höhere Fairwayquote, realistische Turniervorbereitung.

Fazit: Effektives Golftraining braucht Struktur – nicht viele Bälle

Mit einfachen Hilfsmitteln, klaren Aufgaben und einem dokumentierten Score wird Training abwechslungsreich, motivierend und leistungsrelevant. Die vier Übungen verbinden Praxisnähe, messbare Ergebnisse und Spaß – optimale Voraussetzungen, um das Spiel kontinuierlich zu verbessern.

Ann-Kathrin »Anka« Lindner ist Fully Qualified PGA-Professional,
Ann-Kathrin »Anka« Lindner ist Fully Qualified PGA-Professional,


Anka Lindner, Ann-Kathrin »Anka« Lindner ist Fully Qualified PGA-Professional, A-Trainerin des DOSB, Landestrainerin des GVNB (Golf-Verband Niedersachsen-Bremen) und im Lehrteam der PGA of Germany tätig. Von der PGA of Germany wurde sie zur »Jugendtrainerin des Jahres 2025« ausgezeichnet. 2013 gewann sie als Playing-Professional auf der Ladies European Tour (LET) das Honma Pilsen Masters. Besonderheiten: War Caddy beim Solheim Cup 2017, trat 2011 bei »Wetten, dass…?« auf.

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