Ian Holloway, einer der gefragtesten Kurzspiel-Coaches Deutschlands und aktueller »PGA Teacher of the Year«, rät dazu, beim Wedge-Spiel das Gras zu »bürsten« statt es herauszuschälen. Der 45-jährige Engländer, der unter anderem Profis aus Deutschland und der Schweiz betreut, erklärt, dass es beim kurzen Spiel vor allem darum geht, den tiefsten Punkt des Schwungs zu kontrollieren. Dieser sollte – wie auch bei Schlägen mit Eisen, Hölzern oder dem Driver – gezielt an der richtigen Stelle liegen.
Das Prinzip des »Gras bürstens« hilft Golfern, genau dieses Gefühl zu entwickeln: den Schläger in Bodennähe zu führen, ohne sich auf das Herausnehmen großer Divots zu konzentrieren. Mal trifft man dabei den Ball zuerst, mal leicht den Boden – beides ist erlaubt und Teil des Lernprozesses. Wer es schafft, den Moment des Bodenkontakts zu kontrollieren, verbessert automatisch Konstanz, Treffmoment und Ballkontakt im gesamten Kurzspiel.
»Bürsten, halten, Tempo anpassen – das ist der Fahrplan für ein starkes Kurzspiel.«
Ian Holloway
Fünf Basistipps
»Wenn das Short Game schwankt, fehlt es oft nicht an Talent, sondern an Klarheit in der Technik«. Ian Holloway zeigt fünf einfache Kurzspielgedanken, die Sie sofort umsetzen und gezielt trainieren können.
Boden zuerst: für hohe Pitches und Chips
Verlagern Sie das Gewicht leicht nach vorn und neigen Sie das Griffende dezent Richtung Ziel. Der Ball liegt mittig bis leicht hinter der Mitte. Denken Sie daran: Der tiefste Punkt des Schwungs liegt etwas vor dem Ball – die Sohle »bürstet« das Gras erst nach dem Treffmoment. So entsteht Höhe bei steilem Landewinkel.
Bodenmenge: Gefühl für Kontakt entwickeln
Um das Feingefühl zu schärfen, üben Sie doch mal ohne Ball: Konzentrieren Sie sich auf das Gras direkt unter der gedachten Balllage. Diese Übung schärft Rhythmus, Tempo und Schlagbewusstsein: Somit lernen Sie, die Sohle gefühlvoll und flach durch die Kontaktzone zu führen.
Die Tee-Übung
Ein hervorragender Drill zur Kontrolle des Bodenkontakts erfolgt schlicht mit einem Tee, das so tief in den Boden gesteckt wird, dass nur noch ein paar Millimeter rausgucken. Ziel der Übung ist, das Gras so zu bürsten, dass der Schläger nur die Spitze des Tees berührt – nicht zu tief, nicht zu hoch. Diese Übung schult die Präzision beim tiefsten Punkt des Schwungs.
Chip-and-Run: Ball zuerst
Stellen Sie sich schmal hin, legen Sie den Ball weiter nach hinten und neigen Sie den Schaft deutlich nach vorn. Die Hände bleiben stabil, Schultern und Arme pendeln mit dem Schläger als Einheit. Streifen Sie das Gras knapp hinter dem Ball – das gibt einen sauberen, niedrigen Treffer und zuverlässlichen Roll bis zur Fahne.
Bewegung & Finish: Bürsten & Halten
Der Schwung erfolgt in einer ruhigen Bewegung, wobei das Gras gestreift wird – ohne in den Boden zu hacken. Ian Holloway empfiehlt, das Finish bewusst einen Moment lang zu halten. Zählen Sie dazu innerlich ruhig bis drei. Das bringt zusätzliche Balance und Kontrolle. Für das Verständnis ist auch wichtig, dass die Schwunggeschwindigkeit allein die Länge reguliert – nicht die Hände. Imagination ist alles – stellen Sie sich das Set-up eines Spitzenspielers vor, kombiniert mit einer einfachen, verlässlichen Bewegung.
Konstanz im Kurzspiel entsteht nicht aus komplizierter Technik, sondern aus der Fähigkeit, den Bodenkontakt zu kontrollieren. Mit einem soliden Set-up, dem »Gras bürsten« und einem stabilen Finish gelingen Ihnen Ballkontakte wie bei den Profis: knackige Chips, saubere Treffer und mehr Selbstvertrauen rund ums Grün. Viel Spaß beim Training.
Ian Holloway war lange an der David Leadbetter Academy tätig, trainierte schon früh internationale Tourspieler. Der Kurzspiel-Experte wurde zum »Teacher of the Year 2024« der PGA of Germany ausgezeichnet und trainiert Tourspieler wie die Schweizerin Chiara Tamburlini (Rookie of the Year 2024) und die Deutschen Nicolai von Dellingshausen, Matti Schmid, Max Kieffer und weitere. Im Hubbelrather GC betreut er das Bundesligateam der Damen. Info: gc-hubbelrath.de
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