Ein beliebter Slogan in der Trainingslehre lautet: »Fleiß schlägt Talent«. Doch was ist, wenn zwar fleißig, aber falsch trainiert wird? Es gibt sie nämlich, die Übungen, die den Golfschwung nicht verbessern, sondern im Gegenteil »verschlimmbessern«. Der Grund liegt fast immer in falschen Schwungkonzepten, die sich als vermeintlich gute Tipps tarnen.
Wer mehr Fairwaytreffer, bessere Ballkontakte und weniger Schläge spielen möchte, sollte zwar intensiv trainieren – doch planloses Bälle schlagen ist nicht zielführend. Master-Professional Paul Dyer deckt deshalb die fünf größten Trainingslügen im Golfsport auf – von erzwungenem Schwungtempo bis zu blockierten Handgelenken.
#1 Kopf stillhalten
Eine der bekanntesten Schwung-Anweisungen lautet: »Kopf stillhalten«. So logisch es klingt – für die meisten Schläge ist es schlicht kontraproduktiv. »Beim Driver ist diese Idee sogar eher schädlich«, betont Dyer. Nur beim Putten mag die Anweisung stimmen. Beim Abschlag gilt: Tempo generieren und den Ball in der Aufwärtsbewegung treffen. Beides funktioniert nur, wenn der Kopf eine gewisse Bewegungsfreiheit hat. Wer ihn zwanghaft fixiert, verhindert die notwendige Oberkörperrotation und kann den Körperschwerpunkt nicht hinter den Ball verlagern. Die Folge: schlechtere Ballkontakte. Tipp: Erlauben Sie Ihrem Kopf, sich leicht mitzudrehen.
#2 Langsam schwingen
Viele Spieler empfehlen sich gegenseitig, langsamer zu schwingen – in der Hoffnung, so konstanter zu treffen. Doch das ist ein Irrglaube. »Außermittige Treffer passieren auch bei langsamem Schwung«, so Dyer. Wie beim Fahrradfahren gilt: Je langsamer, desto schwerer fällt es, die Balance zu halten. Entscheidend sind Schlagflächenstellung und Treffmoment, nicht das Tempo. Für mehr Länge und Präzision lautet die Empfehlung daher: Schultern voll drehen und den Schläger dynamisch durch den Ball beschleunigen.
#3 Nach unten schlagen für mehr Höhe
Ein verbreitetes Missverständnis: Wer steiler nach unten schlägt, produziert automatisch einen höheren Ballflug. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Ein steiler Eintreffwinkel (Angle of Attack) führt zu flacheren Flugbahnen. Warum? Der Ball startet in erster Linie durch den Loft des Schlägers hoch – nicht durch den Eintreffwinkel. Bei Eisenschlägen gilt zwar, erst den Ball, dann den Boden zu treffen, aber für die Flughöhe ist der Schlägerloft entscheidend.
#4 Hände deutlich vor den Ball
Das gefürchtete »Löffeln« verleitet viele Spieler dazu, die Hände stark nach vorne zu drücken. Doch diese Korrektur ist oft schlimmer als der ursprüngliche Fehler. Das übertriebene Pressen reduziert lediglich den Loft – aus einem Eisen 9 wird schnell ein Eisen 7. Bei langen Eisen führt das zu noch schwierigeren Schlägen und mindert die Flugkurve. Moderne Schläger sind ohnehin mit reduzierten Lofts ausgestattet, um Länge zu fördern. Deshalb: Beim Standardschlag die Hände nur minimal vor dem Ball positionieren.
#5 Handgelenke ruhig halten
Die Idee, die Handgelenke ruhigzustellen, klingt nach Stabilität – in Wahrheit verhindert sie aber Schwungdynamik. »Die Handgelenke übernehmen eine zentrale Rolle«, erklärt Dyer. Sie ermöglichen den korrekten Winkel im Abschwung und setzen Energie im richtigen Moment frei. Wer sie blockiert, verliert sowohl Schlagkraft als auch den optimalen Eintreffwinkel. Besser: Schläger im Griff der Finger halten, Handgelenke korrekt winkeln und im Durchschwung aktiv freigeben.
Fazit: Wer die »Trainingslügen« entlarvt und mit klaren Konzepten arbeitet, verbessert seinen Schwung nachhaltiger als durch stures Üben. Fleiß schlägt Talent – aber nur mit dem richtigen Wissen im Gepäck.
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