Tipps & Tricks

Mehr Kontrolle aus 80–120 Metern: Die Profi-Technik für kurze Eisen

Erfahren Sie, wie der Kurzeisenschlag mit Dreiviertelschwung, kontrolliertem Eintreffwinkel und dynamischem Loft präzise gelingt. Mehr Kontrolle, mehr Greens, besserer Score.

Kurzeisenschlag

Der Schlag mit den kürzeren Eisen ist nicht nur ein Schlag mit einem kurzen Eisen, sondern eine Mischform. Für ein breit aufgestelltes Schlagrepertoire quer durch das gesamte Bag ist so ein Schlag äußerst hilfreich. Allerdings lässt sich der Kurzeisenschlag kaum kategorisieren, ist er doch weder Pitch noch voller Schlag, sondern eher eine Übergangsform. 

Bei bestimmten Distanzen ist das lässig geschwungene Pitching-Wedge längentechnisch nicht ausreichend und das voll geschlagene Eisen 9 zu lang. »In bestimmten Spielsituationen braucht man den Kurzeisenschlag mit guter Längenkontrolle «, erklärt PGA-Professional Paul Dyer. Der Kurzeisenschlag kann mit dem Wedge, Eisen 9 oder auch Eisen 8 ausgeführt werden.  

Längenkontrolle ist kein Hexenwerk 

Gelingen die Schläge ins Grün und passt die Längenkontrolle, kann sich der Score unter Umständen empfindlich verbessern. »Angenommen, man hat 100 Meter zur Fahne, so wie ich hier gerade, ist es wichtig – auch für Spieler höherer Handicapklassen –, die exakte Länge zu treffen«, sagt Paul Dyer. Bei diesem Schlag hängt die Schlaglängenkontrolle von drei Faktoren ab: Schlägerkopfgeschwindigkeit, mittiges Treffen und Loft des Schlägers. Praktischer Weise lassen sich alle drei Faktoren präzise ansteuern.  

Beim Kurzeisenschlag geht es darum, wo und wie steil man in den Boden schlägt (Eintreffwinkel) und wie die Loftneigung ist, wenn die Schlagfläche auf den Ball trifft. »Beide Faktoren kann ich besser steuern, wenn ich nicht ganz so weit aushole und mein Gewicht weniger stark verlagere«, sagt Dyer, während er den Ball anspricht. Als besonderen Tipp verrät der Schwung-Experte: »Die beiden Faktoren dynamischer Loft und Eintreffwinkel lassen sich besser ansteuern, als die Schwunggeschwindigkeit«, also sollte man sich auch auf diese auch konzentrieren. Sollte sich mal etwas kryptisch anhören, so lautet der Trost vom Fachmann: »Der Golfschwung ist kein Hexenwerk. Alles dreht sich um die Gesetze der Biodynamik, ist also alles reine Physik.« 

Eintreffwinkel und dynamischer Loft

Der Eintreffwinkel ist der Winkel, bei dem der Schläger auf den Ball herunter schwingt. Im Gegensatz zum Schlag mit dem Driver wird beim Eisen der Ball zuerst getroffen. Je steiler der Schläger herunter geschwungen wird, desto steiler ist auch der Eintreffwinkel. »Bei kurzen Eisenschlägen haben wir den steilsten Eintreffwinkel«, verrät Paul Dyer. Gut zu wissen: »Beim Pitchen ist der Eintreffwinkel sogar flacher, da man Spin
erzeugen möchte und auch bei längeren Eisenschlägen wird der Eintreffwinkel immer flacher.«

Der dynamische Loft ist die Loftneigung des Schlägers, wenn das Schlägerblatt auf den Ball trifft. Erklärend ergänzt Dyer: »Mein Gap-Wedge hat beispielsweise einen Loft von 50. Das ist der statische Loft. Aber da ich im Treffmoment den Schläger nach vorne neige, verringert sich der Loft und das ist dann der dynamische Loft.« Der Loft im Impact entspricht also nur selten dem Loft vom Set-Up.

Set-Up & Pre-Shot-Routine

Links: Für mehr Kontrolle im Treffmoment sollten das Körpergewicht mehr auf dem linken Fuß und die Ballposition mehr am linken Fuß sein. Rechts: Rechte Hand am Griff, Blick zum Ziel, Schultern und Brustbein leicht vorm Ball – die perfekte Ausgangsposition für einen guten Ballkontakt.
Links: Für mehr Kontrolle im Treffmoment sollten das Körpergewicht mehr auf dem linken Fuß und die Ballposition mehr am linken Fuß sein. Rechts: Rechte Hand am Griff, Blick zum Ziel, Schultern und Brustbein leicht vorm Ball – die perfekte Ausgangsposition für einen guten Ballkontakt.

»Für mehr Kontrolle habe ich zwei Dinge im Set-Up angepasst: Erstens ist mein Körpergewicht mehr auf den linken Fuß verlagert – wobei auf dem Foto deutlich zu sehen ist, dass Schultern, Oberschenkel und Fuß eine gerade Linie bilden. Zweitens ist meine Ballposition mehr am rechten Fuß«, erklärt Paul Dyer. Diese beiden Anpassungen erzeugen eine Ausgansposition, bei der man mehr auf der linken Seite bleiben kann. »Für einen besseren Ballkontakt habe ich die Hände vor den Ball gebracht, den Schaft geneigt und somit vorab für eine dynamische Loftneigung gesorgt. Das ist auch für den Eintreffwinkel hilfreich«, verrät der Trainings-Experte. Für den Eisenschlag besonders wichtig: Das Divot darf erst nach dem Ball beginnen!

»Für sattere Treffer kann in die Pre-Shot-Routine ein kleiner Trick integriert werden: Wie im Bild zu sehen, lasse ich die rechte Hand am Griff, blicke zum Ziel hoch, wobei sich meine rechte Schulter hebt und das Brustbein vor den Ball verlagert«, erklärt Dyer. Zum Vergleich das Set-Up-Foto Nr. 2: Da befindet sich die Knopfleiste von Pauls Shirt oberhalb links vom Ball – die beste Ausgangsposition für einen knackigen Treffer. 

Schwung: drehen statt schieben

WENIGER IST MEHR: Das ist der höchste Punkt von Paul Dyers Rückschwung beim Kurzeisenschlag. Absolut ausreichend und ein Garant für bessere Ballkontakte. Darüber hinaus ist deutlich zu sehen, dass Paul Dyer beim Rückschwung vermeidet, sein Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern. So bereitet er ein besseres Abdrücken vor.
WENIGER IST MEHR: Das ist der höchste Punkt von Paul Dyers Rückschwung beim Kurzeisenschlag. Absolut ausreichend und ein Garant für bessere Ballkontakte. Darüber hinaus ist deutlich zu sehen, dass Paul Dyer beim Rückschwung vermeidet, sein Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern. So bereitet er ein besseres Abdrücken vor.

Rotation statt Gewichtsverlagerung: Wie auf dem Foto zu sehen, ist es für das Abdrücken Richtung Ziel besser, auf der linken Seite (Rechtshänder) zu bleiben und eben nicht zu sehr auf die Außenseite des rechten Fußes zu kommen. Es gibt keine Gewichtsverlagerung im Schwung, sondern eine Rotation auf der Achse der linken Körperseite. »So bleibt der tiefste Punkt bei meiner Schwungbahn möglichst links und der tiefste Schwungpunkt ist Mitte Divot«, erläutert der GM-Trainings-Experte zufrieden. Jedwede Gewichtsverlagerung im Rückschwung erfordert, diese dann auch wieder für den Durchschwung zurück zu verlagern. Anders als beim Drive, ist beim Kurzeisenschlag eine laterale Bewegung nicht zwingend erforderlich. »Zwar ist dann sicherlich mit etwas weniger Power zu rechnen, aber die Schlägerkopfgeschwindigkeit ist beim Schlag ins Grün ohnehin nur von sekundärer Relevanz. Beim Kurzeisenschlag geht es um den richtigen Eintreffwinkel«, betont Dyer. Denn der sorgt für Genauigkeit und genau die benötigt man beim Schlag zur Fahne. 

WENIGER IST MEHR: Das ist der höchste Punkt von Paul Dyers Rückschwung beim Kurzeisenschlag. Absolut ausreichend und ein Garant für bessere Ballkontakte. Darüber hinaus ist deutlich zu sehen, dass Paul Dyer beim Rückschwung vermeidet, sein Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern. So bereitet er ein besseres Abdrücken vor.
WENIGER IST MEHR: Das ist der höchste Punkt von Paul Dyers Rückschwung beim Kurzeisenschlag. Absolut ausreichend und ein Garant für bessere Ballkontakte. Darüber hinaus ist deutlich zu sehen, dass Paul Dyer beim Rückschwung vermeidet, sein Gewicht auf den rechten Fuß zu verlagern. So bereitet er ein besseres Abdrücken vor.

»Beim Kurzeisenschlag hole ich kürzer aus als beim vollen Schlag – das sorgt für mehr Kontrolle», erklärt Paul Dyer und empfiehlt einen Dreiviertelschwung. »Dann können die Handgelenke mehr gewinkelt werden«, so der Fachmann. Die Hände schwingen kürzer und somit kann man genau sehen, wie spitz der Winkel zwischen linkem Arm und Schläger ist. »Wer im Impact die Hände vorm Ball haben möchte, benötigt ausreichend Winkel – die Handgelenke und der rechte Ellbogen unter dem linkem Arm sollten gewinkelt sein«, erläutert Paul Dyer.

Der Ballkontakt

SATTER TREFFMOMENT: Oberarm, Unterarm, Schläger, Treffmomentsbereich – alles ist auf einer Linie.
SATTER TREFFMOMENT: Oberarm, Unterarm, Schläger, Treffmomentsbereich – alles ist auf einer Linie.

Das Bild zeigt, wie ein perfekter Impact beim Kurzeisenschlag aussieht. Alles ist auf einer Linie. »Das Divot beginnt weiter links – dazu hat meine Gewichtsverlagerung beigetragen und das Winkeln der Handgelenke sorgt für einen geringeren dynamischen Loft«, verdeutlicht Paul Dyer.

Alles, was der Ball vom Schläger mitbekommt, passiert in genau diesem Moment. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle: Der Ort des Divots, wobei der Ball zuerst getroffen werden muss, ist das Wichtigste. Und die Kontrolle der Loftneigung des Schlägers im Impact. Beim Blick auf den Abflugwinkel des Balls ergänzt Dyer zufrieden: »Für ein Pitching-Wedge ist das ein schöner flacher Abflugwinkel für extra Spin.«

Das Finish

Das Finish ist hinsichtlich der Position der Hände eine Art Spiegelbild. Die Linie entlang der linken Körperseite ist deutlich zu sehen. Die Oberkörperrotation im Durchschwung ist kürzer als im Rückschwung, was einen kontrolliert gespielten Schlag suggeriert.

KLEINER SCHLAG – STARKES FINISH: Paul Dyer in einer absolut kontrollierten Finish-Position.
KLEINER SCHLAG – STARKES FINISH: Paul Dyer in einer absolut kontrollierten Finish-Position.