Eine ganz bittere Geschichte: Matt Wallace stand zum zweiten Mal ganz knapp vor der Nominierung zum Ryder Cup, und zum zweiten Mal entschied sich ein Kapitän gegen ihn. 2018 Thomas Bjørn und jetzt Luke Donald. Dabei brennt in ihm ein Feuer, das ihn perfekt für diesen Wettbewerb macht.
Mein Kollege Ingo Grünpeter spielte mit ihm ein ProAm und fragte den Engländer, was man als Amateur tun müsse, um besser zu werden. Die Antwort, vielleicht überraschend: »Sieh zu, dass du aus acht Fuß mehr Bälle lochst. Das ist der schnellste Weg, um tiefer zu scoren.«
Interessant. Acht Fuß sind 2,44 Meter. Tour-Pros lochen aus dieser Entfernung 54 Prozent ihrer Bälle. Aber wollen wir mal nicht übertreiben: Ein Scratch-Spieler locht aus 2,44 Metern zu 49 Prozent ein.
Damit ich vergleichbare Werte habe, packe ich ein Maßband ins Bag und messe in den folgenden Tagen vier Stellen exakt 2,44 Meter vom Lochrand ab. Diese Stellen markiere ich mit einem Tee und spiele je 2 x 3 Bälle von dort, und zwar immer reihum – also nicht drei Bälle von einer Stelle, sodass ich für den zweiten und dritten Ball einen Lerneffekt übers Break hätte. Von 24 Putts sollten zwölf fallen.
Die Feinheiten…
Es stimmt schon: Es sind die Feinheiten, die einen auf ein neues Niveau heben. Gary Player sagte einmal, dass ihm seine Fitness einen halben Schlag pro Turnier (!) gebracht habe. Ein halber Schlag pro Runde, das wäre schon ein fabelhaftes Ergebnis.
Der erste Tag auf dem Grün war eine Katastrophe: Von 24 Bällen fielen ganze fünf. Schlimmer: Ich ließ zwei oder drei Bälle zu kurz. Und das darf aus dieser Entfernung wirklich nicht passieren.
In den folgenden zwei Wochen fielen von 24 Bällen: 6, 9, 6, 8, 10, 7 – Putterwechsel vom Blade zum Mallet –, 10, 11, 13, 9, 8, 10, 9, 11.
Die Tendenz zeigt nach oben. Aber dass es mir in fünfzehn Trainingstagen nur ein einziges Mal gelungen ist, wie ein Scratch-Golfer zu putten, ist schon sehr ärgerlich. Und beweist: Ich bin nur dann ein guter Putter, wenn ich mit meinen Kollegen spiele, die mich rätselhafterweise für einen guten Putter halten und mein Gejammer nicht hören wollen. Darin ist eine psychologische Lektion verborgen – ich komme nur nicht drauf, welche.
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