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British Open Kolumne, 1. Runde – Und noch kein bisschen leise

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Von Kolja Hause

Golf ist schon ein geiler Sport. Da mischt ein fast 60-Jähriger beim wohl wichtigsten Golfturnier des Jahres die komplette Weltelite auf. Tom Watson, Jahrgang 1949, spielte eine lupenreine 65er-Runde, liegt nach der ersten Runde auf dem geteilten zweiten Platz. Und lässt dabei die Jungspunde wie Tiger Woods (33), Martin Kaymer (24) oder Rory McIlroy (20) mit ihren geschmeidigen Hüften und zitterfreien Händen ziemlich alt aussehen. So eine Seniorensensation gibt es wohl sonst höchstens noch beim Schach.
Watson gewann die British Open bereits fünf Mal in seiner Karriere (alle Siege weiter unten). Einmal davon (1977) eben hier in Turnberry. Im legendären „Duel in the sun“, einem erbitterten Kopf-an-Kopf-Rennen in der damaligen schottischen Gluthitze, bezwang er den „Golden Bear“ Jack Nicklaus. „Es ist die Erfahrung, die auf solchen Links-Plätzen die größte Rolle spielt, um die richtigen Schläge zu machen“, so ein von sich überzeugter Oldie Watson nach seiner Auftaktrunde. „Ich treffe den Ball gut genug, um dieses Turnier zu gewinnen.“

Yips in den alternden Händen

Zuletzt gelang dem 59-Jährigen ein British Open-Sieg bei den Senioren 2003. Wo? In Turnberry. Mit einer abschließenden 64er-Schlussrunde zeigte der US-Veteran, dass ihm das Linksgolf in den Genen liegt. Je härter die Bedingungen, je kampfbetonter das Duell mit den Konkurrenten, desto besser hat Watson immer gespielt. „Es fühlt sich nicht viel anders an als vor 32 Jahren, außer dass ich nicht mehr so viel Zutrauen in meine Putts habe“, beklagt der Teilzeitgolfer (Watson spielt kaum mehr als 15 Turniere im Jahr) seine Zipperlein. Der Yips hat Einzug in die alternden Profi-Hände gehalten. Doch Watson sieht die körperlichen Defizite gelassen: „Mein Putten ist schlechter als 1977, aber einige Bälle werden schon reinfallen.“
Watson weiß, im Golf ist kein Tag wie der andere („Am Golfschwung zu arbeiten, ist wie ein Hemd zu bügeln. Kaum hat man eine Seite fertig, ist die andere wieder voller Knitter.“) Langt es für ihn dennoch für Open-Triumph Nummer sechs? Warum nicht? Schon im letzten Jahr war Hobbygolfer Greg Norman (53) – gerade aus seinen Flitterwochen mit Neu-Ehefrau Chris Evert zurückgekehrt – in der Lage, die Golfwelt durcheinander zu wirbeln. Bei der Open in Royal Birkdale führte er lange und beendete das Turnier als Dritter. Der Shark, so Normans Spitzname, war die Attraktion.

Clowns der Golfbühne?

Sind die Alten also die Clowns der großen Golfbühne? Wohl kaum – ihr erfolgreiches Auftreten hat eher erzieherische Wirkung auf den Rest der Spieler. Die sehen, dass Erfahrung und Spielstrategie mindestens genauso wichtig sind, wie Power und Fitness. Und die Zuschauer, zumeist ja selbst Golfspieler, erhalten mit Norman, Watson und Co. fleischgewordenen Anschauungsunterricht darüber, das der Golfsport für Sie ganz gleichen welchen Alters genau der richtige ist. Welcher Opa kann schon von sich behaupten, dass er Sohn und Enkel gleichzeitig abziehen kann…