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Nachruf: Trauer um ehemaligen GM-Chefredakteur Detlef Hennies

Der Ex-GM-Chefredakteur prägte mehr als drei Jahrzehnte den Golfjournalismus. Fast so lange verlieh er dem Golf Magazin seine persönliche Note. Nach langer, schwerer Krankheit starb Detlef Hennies am 15. September in Hamburg im Alter von 65 Jahren.

Detlef Hennies.

Freundlich und zugänglich, unkompliziert und direkt streckte er mir seine Hand entgegen, als ich ihn zum Vorstellungsgespräch traf. Schon nach wenigen Minuten hatte er entschieden: »Das passt, wann kannst du anfangen?«

Mein erster Arbeitstag war gleich meine Feuerprobe: Das Heft sollte morgen Richtung Druckerei laufen. Acht Seiten Masters-Vorschau fehlten noch – die Titelgeschichte. Das Großraumbüro in der Hamburger Troplowitzstraße war mucksmäuschenstill, als der Arbeitsauftrag für die »Neue« lautete: »Deine Seiten – bekommst du das hin?«. So wurde ich Mitglied der Hennies’schen Text- und Ideenschmiede.

War immer nah dran: Detlef Hennies (l.) schaute bei Bernhard Langer genau hin. WINSTONgolf 2016. Foto: Stefan von Stengel.

»Dedl«, wie ihn alle nannten, nutzte Zeitvorgaben manchmal bis zur letzten Minute aus. Erst am frühen Abend schrieb er sich so langsam warm. Wenn das Heft mal wieder »hing«, wurden die jüngeren Redaktionsmitglieder zum Einkauf losgeschickt. Bärchenpärchen, Fruchtschnecken und manch andere Nervennahrung mussten her. Dedls Art von Teambuilding. Verließen Marketing- oder Vertriebskollegen vor 17 Uhr den Verlag, wurde gerne die Frage hinterhergezwitschert: »Ach, heute nur ein halber Tag?«.

Fremdtexte polierte er auf, seine eigene strahlten sowieso – informativ, unterhaltsam, pointiert.

Begeisterung für großen Sport

Er war immer auf der Suche nach der besonderen Geschichte, und Dedl brachte dem Nachwuchs nicht bloß das Handwerk und die Begeisterung für Print-Journalismus bei, sondern eröffnete auch stets den Blick hinter die Kulissen. »Handwerklich gut«, kommentierte er, als ich beispielsweise meine Geschichte zum Platzumbau des Golf-Club Hamburg-Ahrensburg einreichte – aber ihm fehlte die Persönlichkeit. Also schrieb ich die Geschichte bis weit nach Mitternacht um.

Was er von anderen verlangte, verlangte er auch von sich. Er war ein Macher, immer mittendrin. Seine Berufsbezeichnung Chefredakteur verstand er nicht als reinen Bürojob, Dedl war viel unterwegs. Am liebsten berichtete er von den großen Turnieren in Augusta, Pebble Beach und natürlich St. Andrews – einem seiner geliebten Links-Courses. In all den Jahrzehnten hielt er Kontakt zu den Top-Spielern, traf Golfgrößen wie Seve Ballesteros, Arnold Palmer und Tiger Woods; Bernhard Langer zeigte ihm seinen Trophäenschrank.

Für uns Redakteure war es, als lebten wir in einer WG mit ihm. In seinem Büroschrank türmten sich Kleidungsstücke neben Leitz-Ordnern. Apropos Kleidung: Seine Hauspuschen waren ihm heilig – mit denen schluffte er durch das Verlagshaus. Ohnehin war er kein Fan von Golf-Konformismus und Polohemden. Hätte man in Jeans »schlahacken gehen« – golfen – können, hätte er das getan. Obwohl er noch nicht mal einen eigenen Schlägersatz hatte.

Hatten Spaß zusammen: Detlef Hennies und Bernhard Langer (r.). Foto: Stefan von Stengel.

Vorgesetzter, Vorbild – Freund

War Dedl im Büro, spürte man das sofort. Voller Enthusiasmus und Empathie lotste er die Redaktion durch den Alltag, gerne auch mit lautstarken Youtube-Musikeinlagen, darunter Torfrock-Songs wie »Presslufthammer B-B-Bernhard«.

Er war immer auf Achse – mit dem Rad oder auf dem Bolzplatz. Wenig verwunderlich also, dass Dedl so drahtig war. Sport lag in der DNA des ehemaligen Fußballprofis, der 45 Profispiele für Hannover 96 absolviert hatte. Jahr für Jahr trieb er uns zum Deutschen Sportabzeichen auf die Hamburger Jahnkampfbahn und gab auch mal Nachhilfe im Hochsprung.

Das Golf Magazin war für ihn eine Art Zweitfamilie, umgekehrt war er für die meisten von uns Mentor, Vertrauter und Freund. Hierarchie war ein Fremdwort für ihn. Er hatte für jeden von uns ein offenes Ohr.

Der Weg in den Golfjournalismus

Mitte der 80er-Jahre vollzog Detlef Hennies den Wechsel vom aktiven Sportler zum Berichterstatter: Fußball-Profi, Banklehre, Springer-Volontariat. Dann Fußball-Reporter bei der Bild in Hannover, später in der Hauptredaktion in Hamburg. Schließlich der Wechsel zum Golf: als Redakteur bei der »Golf Sport«. Anschließend arbeitete er mehr als 25 Jahre bei der traditionsreichsten Golfpublikation im deutschsprachigen Raum, dem »Golf Magazin«, gestaltete sie inhaltlich, entwickelte sie weiter und verantwortete als Chefredakteur die jahrelange Kooperation mit der amerikanischen Schwesterzeitschrift Golf Digest. Außerdem war er Mitglied der »British Golf Writers Association« und Präsident der »Vereinigung Deutscher Golf Journalisten«. In seinen letzten Berufsjahren arbeitete er für golf.de.

Humorvoll – tapfer bis zum Schluss

Seine Empathie und seinen Humor bewahrte sich Dedl bis zum Schluss, bis er den Kampf gegen ALS verlor. »Sollte ich als Biber wiedergeboren werden, besuche ich Dich gerne«, schrieb er mir vor ein paar Monaten, als ich von kräftezehrendem Holzhacken in meinem Garten berichtete.

Der deutsche Golfjournalismus hat einen ganz Großen verloren – und ich ahne schon, wie ich auf Golfplätzen Ausschau nach Bibern halten werde.  

Rückblick (2018): GM-Chefredakteur Detlef Hennies (r.) und Redakteurin Isabel von Wilcke (l.) sprechen mit Pro Sven Strüver über das Thema Course Management.