Wer sich medizinisch durchchecken lassen möchte, steht schnell vor der Frage: Wie viel Zeit bin ich bereit zu investieren? Neben Kosten oder möglicher Sorge vor Befunden ist die verfügbare Zeit oft der entscheidende Faktor. Um auch Interessierten mit wenig Zeitbudget gerecht zu werden, haben wir das Years Medical Center in Berlin besucht – eine moderne Tagespraxis, in der bei einem mehrstündigen Aufenthalt alle relevanten Untersuchungen gebündelt werden.
Direkt gegenüber dem ehemaligen Café Kranzler am Ku’damm ist das Years in angenehm modernen Räumlichkeiten untergebracht. Es gehört zu jenen seltenen medizinischen Orten, an denen Arzttermine eher an einen Hotelbesuch erinnern. Zur Begrüßung beziehe ich ein eigenes Tageszimmer mit Blick auf die Gedächtniskirche, in dem auch der Großteil der Untersuchungen stattfindet. Für Pausen zwischen den Checks steht eine bestens ausgestattete Küchenlounge zur freien Verfügung. Das Konzept versprüht vom ersten Moment an eine stimmige Wohlfühlatmosphäre.
Moderne Diagnostik auf aktuellem Stand der Wissenschaft
Es folgen umfangreiche, moderne Untersuchungen. Eine medizinische Mitarbeiterin startet mit den Basics des gebuchten CORE-Programms: Blutabnahme, Knochendichte-Messung per strahlenfreier Ultraschallmethode, 3D-Körperscan, Belastungs-VO₂max-Test, sehr detaillierte Lungenfunktionsprüfungen sowie kognitive Tests am PC sowie Seh- und Hörtests. Auffällig ist, dass sämtliche Untersuchungen konsequent auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien basieren.
So umfasst der initiale Bluttest unter anderem einen Marker, der zeigt, wie Zucker im Organismus verstoffwechselt wird. Dazu trinkt man nach einem einstündigen Messintervall eine Zuckerlösung. Auch Cholesterin wird mit modernen Parametern wie Apolipoprotein B bestimmt – einem Wert, der direkte Aussagen über das kardiovaskuläre Risiko erlaubt. Die eingesetzten Messgeräte sind durchweg state of the art.
Herz, Lunge und Knochen im Detail
Die Lungenfunktionsprüfung findet in einer Glaskabine statt und ist sehr umfangreich. Unter anderem wird Helium eingesetzt, um die Lungenkapazität exakt zu bestimmen. Ergänzend misst ein HRV-Scanner die Herzfrequenzvariabilität – also die feinen Unterschiede zwischen einzelnen Herzschlägen in Ruhe. Diese geben Aufschluss darüber, wie gut das vegetative Nervensystem Stress, Belastung und Erholung reguliert.
Auch die Knochendichte-Messung erfolgt besonders schonend mittels Ultraschall am Fersenbereich. Im Vergleich zu strahlungsintensiven Verfahren eignet sich diese Methode gut für die Vorsorge. Alle Ergebnisse werden unmittelbar dokumentiert und später ärztlich eingeordnet.
Ärztliche Begleitung und verständliche Einordnung
Im weiteren Verlauf begleitet mich meine behandelnde Ärztin durch den Tag und führt zusätzliche Untersuchungen durch – darunter Ultraschall des Bauchraums, des Herzens sowie der hirnversorgenden Halsarterien. Die eingesetzte Technik bietet dabei zusätzliche diagnostische Möglichkeiten, etwa die Messung der Lebersteifigkeit, um invasive Biopsien zu vermeiden.
Während der Untersuchungen werden mir Herzklappen, Gefäßwände und Organe verständlich erklärt und direkt am Bildschirm veranschaulicht – ein sehr angenehmer und informativer Nebeneffekt, der das Vertrauen in die Diagnostik weiter stärkt.
Ergebnisse, Reporting und konkrete Handlungsempfehlungen
Der Tag endet mit einem ausführlichen Abschlussgespräch, in dem erste Erkenntnisse bereits auf Augenhöhe und populärwissenschaftlich eingeordnet werden. Diese bewusst eingeplante Zeit für Rückfragen ist außergewöhnlich wertvoll. Einige Tage später folgt ein rund 50-seitiges, detailliertes Reporting, das alle Ergebnisse übersichtlich zusammenfasst.
Auch dieses wird in einem weiteren Videocall gemeinsam mit der Ärztin Punkt für Punkt besprochen. Die einzelnen Organsysteme werden anhand der Messungen einem biologischen Alter zugeordnet. In meinem Fall liegen Blut, Stoffwechsel, Lunge und Niere rund zehn Jahre unter meinem tatsächlichen Alter. Lediglich der Fettstoffwechsel erfordert Aufmerksamkeit – ein Befund, der mir aufgrund familiärer Vorbelastung nicht unbekannt ist.
Prävention als pragmatischer Neustart
Was bleibt von diesem Tag? Ein kompakter, verständlicher und pragmatischer Plan mit alltagstauglichen Empfehlungen, basierend auf belastbaren Messergebnissen. Dazu ein deutlich geschärftes Bewusstsein für den eigenen Gesundheitszustand – dokumentiert und jederzeit nachlesbar.
Prävention vor Intervention wäre ein wünschenswerter Zustand im deutschen Gesundheitssystem. Ob sich dieses Prinzip flächendeckend durchsetzen wird, bleibt offen. Wer jedoch Anschauungsmaterial für evidenzbasierte Prävention sucht, ist bei dem Berliner Start-up an der richtigen Adresse.
Gespräch mit Dr. Ann Netzer: Prävention statt Reparaturmedizin
Im Anschluss führte ich ein Gespräch über evidenzbasierte Prävention und die Vision einer neuen Gesundheitskultur mit meiner behandelnden Ärztin Dr. Ann Netzer.
Sie waren lange als Ärztin in einem Berliner Krankenhaus tätig. Wie kam es zum Wechsel in die Präventionsmedizin?
Im Klinikalltag habe ich viele Patientinnen und Patienten erst gesehen, wenn es eigentlich zu spät war – etwa bei schweren Herzerkrankungen. Das war frustrierend, weil viele dieser Fälle vermeidbar gewesen wären. Mir wurde klar: Wir müssen früher ansetzen und präventiv arbeiten, statt nur akut zu reagieren.
Evidenz statt modischer Zusatzleistungen
Wie unterscheidet sich Ihre Herangehensweise von anderen Check-up-Angeboten?
Wir behandeln Prävention wie ein wissenschaftliches Projekt. Unsere Diagnostik orientiert sich an Kriterien aus hochwertigen epidemiologischen Studien. Wir nutzen Parameter mit hohem Evidenzniveau und konzentrieren uns bewusst auf aussagekräftige Tests statt auf modische Zusatzleistungen.
Der typische Check dauert vier bis fünf Stunden und umfasst über 80 Biomarker, Spiroergometrie, neurokognitive Testbatterien und Ultraschalluntersuchungen. Viele Leistungen sind für privat Versicherte teilweise erstattungsfähig.
Der typische Check dauert vier bis fünf Stunden und umfasst über 80 Biomarker, Spiroergometrie, neurokognitive Testbatterien und Ultraschalluntersuchungen.
Dr. Ann Netzer
Sie bieten auch Programme mit MRT-Screening und Bluttests auf Krebs an. Wie belastbar sind diese?
Ein Ganzkörper-MRT ist in der Früherkennung mit Vorsicht zu betrachten. Deshalb setzen wir auf ein modulares Konzept mit hoher Spezifität und ohne Kontrastmittel. Bei der Liquid Biopsy ist Transparenz entscheidend: Als Ausschlussdiagnostik kann sie sinnvoll sein, ersetzt aber keine weiterführende Abklärung bei auffälligem Befund.
Kosten und langfristige Vision
Wie hoch sind die Kosten für ein Paket im Years Medical Center?
Das CORE-Paket liegt bei rund 1.800 Euro und dauert etwa fünf Stunden. Das umfangreiche Ultimate-Paket kostet rund 16.000 Euro. Unser Ziel ist es, mit einem hochwertigen Produkt zu starten, das perspektivisch auch in skalierter Form breiteren Bevölkerungsgruppen zugänglich gemacht werden kann.
Weiterlesen
Buff Medical Resort in Konstanz: Auszeit in neuer Dimension
Muskelabbau im Alter – Ein unterschätztes Risiko
Wellness-Spot SPA – Das Original
