Der Weg nach Südtirol ist aktuell oft zäh – der Verkehr über den Brenner und Baustellen sorgen für Geduldsproben. Umso erfreulicher, dass sich die Mühe lohnt: Südtirol hat sich zu einem der beliebtesten Golfreiseziele gemausert und erreichte 2024 in der Leserwahl der Golf Magazin Travel Awards Rang 5. Dafür verantwortlich: großartige Natur, spektakuläre Golfplätze, herzliche Gastgeber und eine Küche, die deftige Klassiker mit italienischem Flair verbindet. Ein zusätzliches Plus: In Südtirol ist die Verständigung einfach. Rund 60 Prozent der Bevölkerung spricht Deutsch, auch in Hotels, auf Golfanlagen und in der Gastronomie kommt man problemlos zurecht. Wir haben uns fünf Top-Plätze genauer angesehen.
Die Top-Plätze Südtirols
Golfclub Passeier.Meran
In einem engen Alpental, auf abschüssigem, limitiertem Terrain einen Golfplatz hinzuzaubern, ist definitiv eine Herausforderung für jeden Golfarchitekten. Dass das Ergebnis nicht immer Höchstnoten einfährt, ist natürlich das Risiko bei diesen topografischen Vorgaben. Der Club punktet daher in erster Linie mit seiner großartigen Lage und der Infrastruktur wie Clubhaus, Range und Übungsmöglichkeiten. Die Stärken des Parcours liegen eher auf den Back-Nine, ab Loch 12, wenn intelligente Wasserhindernisse und interessante Doglegs die Taktik bestimmen. Leider bietet manch kurzes Par 4 wenig Variationen bezüglich der Schlägerwahl – gerade Gäste mit mittlerer und schwächerer Spielstärke werden jedoch Gefallen an dem Layout finden. Außerdem ist man schließlich ja in einer hundertprozentigen Ferienregion und nicht im Sandbelt Melbournes, im Südwesten Londons oder auf der Monterrey Peninsula.
Golfclub Passeier.Meran
39015 St. Leonhard im Passeier, Kellerlahne 3
Tel. 0473 641488, golfclubpasseier.com
18 Löcher, 5.476/4.812 Meter (H/D)
Par 71, CR 70,8/72,7, Slope 132/129
Greenfee: 103 Euro (Sunset-Rate: 62 Euro)
Golfclub Lana – Gutshof Brandis
Ein schönes Clubhaus, rechts die steil aufragenden Berge, davor ein kleiner, jedoch feiner Nine-Holer, der sich durch die Weinfelder schlängelt. Wer nicht die großen sportlichen Aufgaben sucht, sondern eine gemütliche, entspannte Runde präferiert, ist in Lana bestens aufgehoben. Der Kurs präsentiert sich wie der Ort, schick, aber tiefenentspannt. Wenn die Augen und die Konzentration auf dem Eröffnungstrio noch von der schönen Lage abgelenkt sind, wird dies für den Score anfänglich keine negativen Auswirkungen haben. Erst an den Löchern 5, 6 und 8 kommt Wasser ins Spiel. Peu à peu muss an den längeren Bahnen nun auch das Course-Management eingeschaltet werden. Alles in allem sind die Herausforderungen dennoch übersichtlich – und niemand wird es verübeln, wenn der nächste Schwerpunkt des Besuchs auf Speis und Trank auf der Terrasse gelegt wird. In Lana werden halt keine großen Championships gefeiert, hier wird gelebt.
Golfclub Lana Gutshof Brandis
39011 Lana, Brandisweg 13
Tel. 0473 564696, golfclublana.it
9 Löcher, 2.690/2.420 Meter (H/D)
Par 70, CR 69,0/70,2, Slope 120/120
Greenfee: 49 Euro (18 Löcher: 86 Euro)
Golf Club Eppan (The Blue Monster)
Nein, von dem Luftbild auf Website oder Scorekarte, auf dem der Kurs ein bisschen wie ein grün-blauer Fremdkörper in einer primär landwirtschaftlich genutzten und im Sommer/Herbst eher grau-braunen Fläche herüberkommt, sollte man sich nicht irritieren lassen. Wer nach dem langen Gang vom ultramodernen Clubhaus an Bahn 1 angelangt ist, weiß sofort, warum hier vom blauen Monster gesprochen wird. An jedem der neun Löcher kommt Wasser in Form von Seen, Teichen und Gräben ins Spiel, teilweise sogar beidseitig. Das moderne, sehr amerikanisch geprägte Design weist aber zudem noch eine intelligente, teilweise geniale Bebunkerung und schnelle, stark ondulierte, große Grüns auf, sodass man sich nicht unberechtigt fragt, warum sich dies nicht in der Spielvorgabe niederschlägt. Die Bahnen sind allesamt gut, wobei die beiden Par 3 etwas hervorstechen. Für Freunde solcher Layouts bleibt zu hoffen, dass The Blue Monster sich irgendwann vergrößert und zu einem vollwertigen Championship-Course mutiert. Die Tür dazu steht weit off
Golf Club Eppan (The Blue Monster)
39057 Eppan an der Weinstraße, Unterrainer Str. 74
Tel 0471 1888164, golfandcountry.it
9 Löcher, 2.799/2.370 Meter (H/D)
Par 70, CR 69,6/70,3, Slope 113/119
Greenfee: 60 Euro (18 Löcher: 100 Euro)
Golf Club Petersberg
Das Clubhaus im gleichnamigen Ort begrüßt die Gäste im Stil einer kleinen Alpenpension oder Almhütte. Gemütlichkeit ist Trumpf – und Freunde eines kleinen Snacks vor der Runde werden aufgrund der heimeligen Atmosphäre vielleicht sogar die Startzeit hinausschieben. Das klassische Forest-Layout bereitet viel Spielfreude und ist auch für schwächere Golfer gut zu meistern, sofern man vom Tee nicht allzu sehr streut. Die Längen sind gut machbar, die Bebunkerung schon fast zu zurückhaltend (19 Stück auf 18 Bahnen) und die Grüns wenig bewacht. Spielerisch ragen die Bahnen 13 und 17 hervor: Auf dem kurzen Par 4 muss der Abschlag präzise durch eine relativ enge Schneise mit einem leichten Draw manövriert werden, um das stark erhöhte Grün nicht nur zu erblicken, sondern auch anspielen zu können. Das folgende Par 3 verlangt nach einem beherzten Schlag, um den Teich in ganzer Länge überqueren zu können. Ansonsten ersetzt diese Runde problemlos den heute vielleicht fehlenden täglichen Waldspaziergang.
Golf Club Petersberg
39050 Petersberg, Unterwinkl 5
Tel. 0471 615122, golfclubpetersberg.it
18 Löcher, 5.371/4.754 Meter (H/D)
Par 71, CR 70,4/70,8, Slope 127/128
Greenfee: 89 Euro, Sa/So 94 Euro
(ab 14 Uhr: 20 % Rabatt)
Golfclub St. Vigil Seis
Sportlich wie auch visuell hob sich die GM-Tour durch Südtirol
den Höhepunkt bis zum Schlussakkord auf. St. Vigil Seis brennt golferisch bereits ab der genialen Bahn 3 ein fast durchgehendes Feuerwerk ab. Mehrmals sind mutige Carries über tiefe Schluchten wie an der 3 und 5 zu meistern, dann locken kurze, schwere Par 3, wie etwa die 4, an der keinerlei Abweichung erlaubt ist. Gerade die Sequenz bis zur Halbzeit lässt auch das Herz der anspruchsvollen Golfer höherschlagen. Daran ändert selbst die etwas dunkle, in die Jahre gekommene Gastronomie nichts. Und selbst dann, wenn es designtechisch vielleicht etwas weniger aufregend wird, wie zwischen Loch 12 und 15, sind es gerade hier, im offeneren Teil, die nochmal spektakuläreren Blicke, die diesen Golfplatz so besonders machen. Hier scheint das stets präsente und das ganze Plateau bestimmende Rosengarten-Massiv als perfekte Tribüne zu fungieren, um jeden, ja, wirklich jeden (Fehl-)Schlag zu begleiten.
Golfclub St. Vigil Seis
39040 Seis, St. Vigil 20
Tel. 0471 708708, golfstvigilseis.it
18 Löcher, 5.017/4.532 Meter (H/D)
Par 69, CR 67,2/69,8, Slope 136/131
Greenfee: 105 Euro (Sunset-Rate: 78 Euro)
Die Südtiroler Hotellerie hat in den letzten Jahren kräftig in Komfort und Niveau investiert, entsprechend groß ist inzwischen die Auswahl an hervorragenden 4- oder 5-Sterne-Häusern, die alle erdenklichen Annehmlichkeiten bieten. Einige der schönsten und beliebtesten Adressen finden Sie im aktuellen Golf Magazin Guide Sommer 2025.
Reiseführer Südtirol
Hotels & Gastronomie
Ein GM-Geheimtipp für kleinere Geldbörsen ist der Gasthof Weber in Petersberg, der trotz vieler moderner Elemente seinem landestypischen Stil treu geblieben und ein geografisch günstiger Ausgangspunkt für den Besuch der Region ist: Ein Golfplatz liegt quasi vor der Tür, die anderen sind in einer halben bis vollen Autostunde ebenso bequem zu erreichen wie die Top-Sehenswürdigkeiten Karer See, Rosengarten, Bozen und Meran. Das 3-Sterne-Haus punktet mit seiner ruhigen Lage, familiärer Atmosphäre und einer begnadeten Küche, die eine außerordentlich gute Mixtur aus alpenländisch und mediterran serviert (gasthof-weber.com).
Südtirol ist ein Paradies für Feinschmecker – kaum überraschend daher, dass auch die Clubhaus-Küchen, die sich allesamt zwischen rustikal und leicht abgehoben bewegen, sehr empfehlenswert sind. Mögen sich die Preise auch leicht über dem Niveau auf deutschen Golfanlagen bewegen, sie sind es in fast jedem Fall wert. Und Fine-Dining-Fans haben in dieser Region ohnehin die Qual der Wahl: Allein im aktuellen Guide Michelin sind 20 Restaurants mit zusammen 24 Sternen gelistet (gourmetsuedtirol.com
Anreise
Während Besucher aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz einfach den PKW nehmen, steht Golfern aus dem Westen, Norden oder Osten Deutschlands eine lange Fahrt bevor. Für sie jedoch bietet Sky Alps im Sommerhalbjahr jeweils mehrmals wöchentlich Nonstop-Flüge ab Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Kassel-Calden nach Bozen an. Von den Flughäfen Venedig oder Bergamo fährt man mit dem Mietwagen etwa 2,5 Stunden bis nach Bozen.
GM-Tipp & Reisezeit
Unter dem Dach der »Golfcard Südtirol« sind mehr als 70 Golfhotels mit spezialisierten Angeboten gebündelt. Gäste dieser Partnerbetriebe bekommen die Karte kostenlos und erhalten damit in den hier vorgestellten Golfclubs einen exklusiven Nachlass von 20 Prozent auf das 18-Löcher-Greenfee.
Auch wenn die Saison in Südtirol etwas länger dauert als auf der Nordseite der Alpen, dürfen beste Platzverhältnisse kaum vor Ende Mai erwartet werden. Dafür kann auf den von GM getesteten Plätzen in der Regel mindestens bis Ende Oktober in herbstlicher Bilderbuchatmosphäre gespielt werden. Im Juli und August ist zu beachten, dass es in den tiefen Tallagen schon auch mal heiß und stickig-schwül werden kann.
Nützliche Web-Adressen für Ihre Reiseplanung:
• suedtirol.info
• golfinsuedtirol.it