Stefan Quirmbach

Links vs. Parkland Teil 1: Der passende Drive

Deutschlands Links-Primus: GC Budersand auf Sylt.
T | Stefan Quirmbach

Golfplatz ist nicht gleich Golfplatz. Links und Parkland-Course unterscheiden sich vom Design und auch der empfohlenen Spielweise. Vom Abschlag bis zum Grün zeigt Stefan Quirmbach, Head der PGA of Germany, in einer sechsteiligen Trainingsserie, welche Schläge für welchen Platz-Typus ratsam sind.

Gemäß einer Auflistung des Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews gibt es weltweit in 200 Ländern circa 40.000 Golfplätze. Jeder dieser Plätze ist auf seine Art einzigartig, was den großen Reiz des Golfspiels ausmacht. In fast allen Regionen der Welt wird Golf gespielt – entlang an Küstenstreifen, inmitten von Waldgebieten, auf Bergen, urban in der City oder in der Wüste.
Hinsichtlich des Designs der Plätze wird zwischen drei bedeutenden Designstilen unterschieden: Links-Course, Parkland-Course und Desert Course. Letzterer kommt, wie der Name schon andeutet, nur in Wüstengebieten außerhalb Europas vor. Das Parkland-Design ist mit großem Abstand der meist angewandte Stil, denn es liegen so gut wie alle Plätze im Inland. Von den »echten« Links-Courses gibt es weltweit circa 400 – das liegt daran, dass sie relativ nah am Meer in einer besonderen Vegetationszone liegen müssen. Da der Golfsport seinen Ursprung auf einem Links-Platz hat und dort die bis heute im Kern geltenden Regeln und Spielformen entwickelt wurden, ranken sich um diese Platzarchitektur viele Mythen und Geschichten. Was sich dabei hinter einigen Begrifflichkeiten verbirgt und wo diese herrühren, verrate ich Ihnen im kleinen »Golf-Lexikon«.

Da die meisten deutschen Golfer gewohnt sind, auf Parkland ähnlichen Plätzen zu spielen, gelingt es Ihnen nur selten, auf den Links-Courses gute Ergebnisse zu erzielen. Das Spielen auf Links ist generell schwerer – vor allem, wenn die speziellen Techniken nicht beherrscht werden und zusätzlich der Wind so ordentlich bläst. Wer die passende Schlagtechnik beherrscht und ausreichend gegen die Elemente Wind und Regen geschützt ist, wird auf einem Links-Course ein tolles Golferlebnis haben. – Auch deswegen benennen viele der Top Profis wie Tiger Woods, Gary Player, Tom Watson und Bobby Jones Links als ihre Lieblingsplätze.

In dieser neuen Golf Magazin-Trainingsserie »Links vs. Parkland-Course« wollen wir Ihnen die Unterschiede zwischen Parkland-Course und Links aufzeigen: Welche Schlagtechniken sollten beherrscht werden? Was sind die Unterschiede im Design? Zudem verrate ich Ihnen meine Top 12 der jeweils »besten« Links und Parkland-Plätze. Außerdem benennen wir jeweils sechs fabulöse Schläge, die Golfgeschichte schrieben – und die wegen des jeweiligen Coursedesigns eben genau so ausgeführt werden mussten.

In Deutschland gibt es nur drei »echte« Links; einer davon ist der Golfclub Budersand auf Sylt. Da der Golf-Club Sylt in Wenningstedt sehr viele Stilelemente eines Parkland-Courses hat, haben wir die Aufnahmen für diese Trainingsserie auf diesen beiden Plätzen gemacht. Im Rahmen dieser sechsteiligen Serie arbeiten wir uns vom Tee bis zum Grün vor – entsprechend beginnen wir in dieser April-Ausgabe mit dem Drive.

Links-Courses

Der Drive auf einem Links-Course stellt häufig eine höhere Schwierigkeit dar. Meist herrscht Wind, der gefühlt immer von vorne oder von der Seite kommt. Zudem sind die Hügel rechts und links mit dem hohen Rough bedrohlich. Auf der anderen Seite aber sind die Fairways bei Links-Plätzen wannenförmig angelegt. Leicht verzogenen Bälle laufen wieder zurück zur Fairwaymitte. Das Gras ist zudem sehr kurz gemäht, so das der Ball lange ausrollt, wenn man die Mitte der Bahn trifft. Also gilt es, einen eher flachen und richtungsstabilen Drive zu spielen.

Um einen Drive flach und gerade zu schlagen, muss die Ansprechhaltung angepasst werden: Der Ball wird niedrig aufgeteet und nur leicht links der Körpermitte platziert. Das Holz 1 wird um circa 4 Zentimeter kürzer gegriffen. So trifft man den Ball nicht nur kontrollierter mit der Schlagfläche, sondern auch in der Abwärtsbewegung, was den Spinn etwas erhöht und den Ball gerader fliegen lässt. Beim Ausholen verzichtet man auf die volle Drehung und den Armeinsatz (siehe Foto 1) und schwingt mit einer leichten Bewegung von Außen nach Innen durch den Ball.

Ein weiteres Merkmal des kontrollierten Drives ist die Endstellung, das sogenannte Finish. Da man deutlich weniger mit den Armen und eher mit dem Körper schwingt, wirkt das Finish eher geblockt. Die Arme werden nicht voll durchgeschwungen, sondern halten neben dem Kopf an. (Foto 3)

Zwei beispielhafte Links-Plätze

St. Andrews (Old Course) 

Der Old Course liegt im Herzen der kleinen Universitätsstadt direkt am Meer und ist der bekannteste Links-Course der Welt. Er bietet alle typischen Merkmale eines Links. herausstechend dabei sind die 7 sehr großen Doppelgrüns, der Swilkan Burn samt Brücke und der Road Hole Bunker an Loch 17. Zudem ist es die Heimat des Royal & Ancient Golfclub of St. Andrews, der neben der U.S.G.A die weltweiten Golfregeln bestimmt.

GC Budersand 

In den Dünen von Sylt auf dem Gelände einer stillgelegten Kaserne entstand 2008 ein echter Links-Platz. Der bis dahin unbekannte Golfplatzarchitekt Rolf-Stephan Hansen plante das Projekt – dabei gelang ihm ein Meisterstück. Der Platz hat alle Elemente eines Links. Besonders typisch sind die beiden Par-3-Löcher, die 13 und die 15. Das Grün der 13 ist von Dünen eingekesselt und nur zu 40 Prozent sichtbar und die 15. Bahn bietet neben einem schönen Topfbunker auch einen tollen Blick zum Meer. Mehr als verdient wählten die Golf Magazin-Leser vergangenes Jahr Budersand zum besten Platz Deutschlands.

Kleines Golf-Lexikon

Woher kommt das Wort links?
Es stammt dem alten Wort „hlinc“ und bedeutet karg. Die Links-Courses lagen immer in dem sehr unfruchtbaren und unwirklichem Streifen zwischen dem Meer und dem Ackerland. Die Bauern konnten dort nichts anbauen, nur Schafe und Ziegen fanden dort Futter. Es ist ein sehr sandiger Boden, der aber optimal für bestimmte Grassorten geeignet ist.

Was sind die Merkmale eines »echten« Links-Course?
– In der Nähe eines Meeres
– Dünenartige Landschaft mit sandigem Boden
– Typische Vegetation: harte dünne Grassorten, Ginster, Heide
– Keine großen Wasserhindernisse, ab und zu Entwässerungsgräben
– Keine – oder nur sehr wenig – Bäume
– Große Ondulationen sowohl auf den Fairways, als auch auf und um die Grüns herum
– Viele versteckte, zum Teil sehr tiefe Topf-Bunker
– Keine Bewässerung von Fairways; nur sehr spärlich auf den Grüns

Historischer Drive in Liverpool – Tigers Stinger 

Tiger Woods gewann die Open Championship 2006 in Liverpool mit einer unglaublichen Performance vom Tee. Der Platz war – typisch für Links-Courses – komplett ausgetrocknet, und es galt, die Bälle vom Abschlag vor unkontrollierten Sprüngen auf den Fairways zu bewahren. Tiger zückte während des gesamten Turniers nur zweimal den Driver, zumeist schlug er wiederholt seinen bekannten »Stinger«, einen ganz besonders flachen Schlag; mit dem Fairwayholz oder einem Eisen 2 vom Tee. Dadurch vermied er, dass seine Bälle in die Bunker oder in das hohe Rough rollten. Für Tiger Woods war es ein sehr emotionaler Sieg – da sein Vater vier Monate zuvor gestorben war.

Parkland

Auf Parkland-Plätzen sind die Bedingungen oft ganz anders. Im Gegensatz zu Links-Plätzen ist das Rough abseits der Fairways meist nicht so bedrohlich; daher kann hier das Thema der Richtungskontrolle vernachlässigt werden. Jedoch muss der Ball häufiger etwas überfliegen, wie beispielsweise große Wasserhindernisse, Fairwaybunker oder Bäume. Dazu benötigt man einen längeren Ballflug. Der Wind ist häufig nicht so stark, so dass der Ball getrost höher geschlagen werden kann.

Um den Ball richtig hoch schlagen zu können, muss man ihn auch hoch aufteen. Der Ball sollte mindestens zu Zweidrittel oder sogar komplett die Krone des Drivers überragen. Dazu gibt es spezielle Tees mit einer Länge von bis zu 10 Zentimetern. Zudem stellt man in der Ansprechposition die Füße weiter auseinander und lehnt die Wirbelsäule etwas mehr nach rechts (Foto 5). Die Hände befinden sich bewusst hinter dem Ball. Beim Ausholen dreht man voll auf und schwingt die Arme weit nach oben (Foto 4). Meine Vorstellung im Durchschwung ist, dass ich den Ball in der Aufwärtsbewegung treffen möchte. Dafür sollte mein Kopf im Treffmoment hinter dem Ball sein. Hilfreich ist der Gedanke, das Tee – auch nach der Schwungsauführung – stehen lassen zu wollen.

Hoch und weit sollte das Finish einen weiten Drives sein. In so einem Bilderbuch-Finish sollte der Schlägerschaft großzügig hinter die Schultern geschwungen werden – er könnte dabei sogar mit hohem Tempo gegen den Rücken schlagen. Der rechte Körperhälfte wird so voll mitgedreht und nur noch die Fußspitze des rechten Fußes berührt den Boden (Foto 6). Wenn Sie das volle Finish ausbalancieren können, werden Sie Ihren Drive lange in der Luft verfolgen können. Ein Hammergefühl!

Zwei beispielhafte Parkland-Plätze

Augusta National 

Zusammen mit dem Old Course in St. Andrews ist der Augusta National (Foto Seite XY) der bekannteste Golfplatz der Welt und gilt gleichzeitig als der bestgepflegte Parkland-Course. Nachdem Bobby Jones 1930 sich vom Turnier spielen zurückgezogen hatte, wollte er einen Golfplatz bauen, der seinen Ansprüchen gerecht werden würde. Bei der Suche nach dem perfekten Gelände wurde er in Augusta, Georgia fündig: eine stillgelegte Baumschule mit exotischen Gehölzen, die bis heute den einmaligen Charakter der Anlage bestimmen. Zusammen mit dem Schotten Alistair MacKenzie plante Bobby Jones den Platz. Er ist seit 1934 alljährlich der Austragungsort des Masters; einem der vier Majors.

Falkenstein

Neben dem alten Baumbestand machen die großen Heideflächen innerhalb des Platzes den besonderen Reiz dieses Klassikers aus. Schon mehrfach wählten ihn die Golf Magazin-Leser zum besten Platz Deutschlands; aktuell liegt er an dritter Stelle. Der Club besteht schon seit 1906 aber erst seit 1930 wird auf dem aktuellen Platz gespielt, der im Übrigen aus der Feder von Harry S. Colt stammt. Mehrfach wurde in Falkenstein die German Open ausgetragen. Wer den Platz an einem Tag ganz intensiv kennen lernen möchte, sollte sich zum alljährlichen 100-Loch-Pokal anmelden; ein einmaliges Turnier für Pros und Amateure gleichermaßen.

Historischer Drive in Augusta – Ian Woosnams Drive beim Masters 1991 

Beim Masters 1991 lagen gleich drei Spieler bei 11 unter Par, als sie am Abschlag der finalen 72. Bahn aufteeten – Tom Watson, José María Olazábal und Ian Woosnam. Ian Woosnam entschied sich bei seinem Drive für eine komplett andere Richtung, die niemand zuvor – und auch nicht danach – gewählt hat. Das lag an seiner Spielweise, denn er hookte so gut wie jeden Ball; und das dann auch sehr weit. Mit voller Absicht gab er dem Ball einen so starken Linksdrall, dass er weit links der Fairwaybunker auf der Range landete, die nicht als »Aus« deklariert war. Von da aus hatte er zwar einen »blinden Schlag« bergauf zum Grün vor sich, aber einen guten Winkel zur Fahne und ohne jedwede Gefährdung des Grünbunkers. Er schlug von da aus den Ball aufs Vorgrün; zwei Putts später war er Masters-Champion.

Kleines Golf-Lexikon Parkland-Course 

Mähmuster der Fairways
Auf Parkland-Courses wie im Augusta National ist es üblich, die Fairways optisch wie ein Schachbrettmuster zu mähen. Das gelingt indem das Fairway in einander entgegengesetzten Richtungen geschnitten wird. Zudem werden die Fairwayränder oft in kleinen Wellenformen ausgemäht, an die sich dann der »First-Cut« und dann das Semirough anschließen.

Blumen & Büsche
Abseits eines Platzes im Parkland-Stil wird viel Wert auf die Gestaltung der Außenbereiche gelegt. So kommt beispielsweise der Name der 300 Meter langen Magnolia Lane des Augusta National nicht von ungefähr – über 60 Magnolien zieren die imposante Auffahrt bis zum Clubhaus. Auch dort und abseits der Spielbahnen befinden sich auf Parkland-Courses zahlreiche Zierblumen und Büsche, die alles perfekt manikürt in Szene setzen – unter Umständen ergänzen auch artifizielle Wasserfälle das Gelände.

Stefan Quirmbach

60 Jahre alt, verheiratet mit Katharina Quirmbach, 2 Töchter, seit 1984 Professional der PGA of Germany, seit 2000 deren Präsident.  Im Jahre 1996 zum 5-Star der PGAs of Europe gekürt, seit 2010 Masterprofessional und Health Pro der PGA of Germany. Informationen und Angebote unter www.stefanquirmbach.de oder telefonisch 0551-79 77 891