Ein Einstand, wie ihn selbst ein hochbegabter Drehbuchautor nicht besser hätte schreiben können: Lottie Woad gewinnt in ihrem allerersten Profistart die Women’s Scottish Open – und das mit der Selbstverständlichkeit einer Routinierten. Die 21-Jährige aus England beweist, dass sie nicht nur das nächste große Talent, sondern schon jetzt eine ernstzunehmende Größe im Weltdamengolf ist.
Und das in einem Feld mit Topstars wie Nelly Korda oder Hyo Joo Kim. Woad startete am Finaltag mit zwei Schlägen Vorsprung, lochte früh zwei Birdies, hielt den Angriff der Südkoreanerin Kim mit kühler Präzision ab – und machte auf der 18 alles klar: Birdie aus zwei Fuß, lässiger Gruß ans Publikum, das war’s. 21 unter Par, drei Schläge Vorsprung, 300.000 Dollar Preisgeld. Als hätte sie nie etwas anderes gemacht.
Schneller Wechsel
Tatsächlich ist Woad gerade erst aus dem Amateurstatus in die Profilaufbahn gewechselt – und das schneller als gedacht. Ihr ursprünglicher Plan sah vor, an der Florida State University in aller Ruhe das Studium zu beenden. Doch das Golfspiel kam dazwischen. Ein sensationeller Sieg bei der Women’s Irish Open im Juni, ein dritter Platz bei der Evian Championship, der ihr auf Anhieb die LPGA Tourkarte sicherte – die Entscheidung zum Studienabbruch war plötzlich keine Wette auf die Zukunft mehr, sondern eine logische Konsequenz.
Woad hat in den letzten Monaten eine erstaunliche Konstanz auf hohem Niveau gezeigt. Bei der U.S. Women’s Open kam sie unter die Top 35, bei der British Open im Vorjahr wurde sie Zehnte – alles noch als Amateurin. Und schon 2024 machte sie mit dem Sieg beim prestigeträchtigen Augusta National Women’s Amateur international auf sich aufmerksam.
Mitfavoritin in Wales
Nun also der erste Sieg als Profi – im klassischen Links-Setting von Dundonald Links, bei Wind und wechselhaften Bedingungen. „Ich wusste, dass ich gut spiele, aber dass es gleich zum Sieg reicht, ist schon besonders“, sagte sie hinterher. Viel Emotion zeigte sie nicht. Eher eine gewisse sachliche Zufriedenheit.
Ob sie die Zukunft des Damengolfs ist? Schwer zu sagen. Aber sie bringt viele Zutaten mit: ein stabiles, reifes Spiel, wenig Nervosität, viel Wettkampferfahrung – und das Talent, zur richtigen Zeit die richtigen Schläge zu machen. Nächste Station: die Women’s British Open in Wales. Dort ist Woad nicht mehr die Überraschung – sondern eine Mitfavoritin.