Der Südwesten Frankreichs rund um Bordeaux mag für seine Gourmets und seine Weine bekannt sein, doch auch der Golfer kommt in unserem Nachbarland voll auf seine Kosten. Das Golf Journal hat sechs Plätze getestet. Vom Platz der Famille d’Algue, die sich dank Tom Doak einen Traum erfüllen konnten, über zahlreiche Plätze, die angesichts der Schlösser in der Nähe blass werden könnten, sich aber aufgrund ihrer Klasse in Sachen Golf keineswegs verstecken müssen.
Das Resort Golf du Médoc beheimatet zwei Plätze vom Feinsten. Aber auch hier lässt sich der Golfsport kaum von den formidablen Hotels und dem hervorragenden Wein trennen. Will man Frankreich in vollen Zügen genießen, kombiniert man den Sport mit dem Genuss. Und wo sollte das besser gelingen, als im Land der Gourmets.
Die Plätze im GJ-Test
Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen- den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt 100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0 bedeutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.
Saint-Emilionnais Golf Club
Mit großem Vorstellungsvermögen hat Tom Doak 18 spannende Löcher in das hügelige Waldstück gelegt. Was bereits nach ein paar Bahnen auffällt und sich über die ganze Runde fortsetzt, sind die ständig neuen Perspektiven von den Tees. Nur die 1 und die 18 sind baumfrei, ansonsten rahmen hohe Pinien und alte Eichen die Spielbahnen ein. Nach der leichten 1 lässt Doak die Natur mitspielen: Es geht ständig rauf und runter (man kann trotzdem gut laufen, keine Carts), einige Bahnen hängen leicht, Gräben und Bachläufe wurden gelassen, wo sie waren, und viele hohe Bäume ließ Doak am Leben und entwarf zahlreiche Doglegs um sie herum. Auf den schnellen Grüns erschweren zum Teil die Ondulierungen und verschiedene Ebenen den Angriff auf die Fahne und das Putten, sie sind zudem durch tiefe Bunker sehr gut bewacht. Auf den zweiten Neun zieht das Niveau an, auf der 17 kann man nur kurz durchatmen, denn das Par 4 der 18 hat es wieder in sich: Es sieht vom Tee aus wie ein Par 5, in der Mitte lauert ein großer Kraterbunker, und danach geht es steil den Hügel zum Grün hinauf.
GJ SCORE: 76
ANSPRUCH 18 von 24
ZUSTAND 12 von 12
DESIGN 23 von 24
KULISSE 15 von 20
SERVICE 8 von 15
BONUS 0 von 5
172 Goffre
33350 Gardegan et Tourtirac
Tel. 0557/40 88 64
segolfclub.com
18 Löcher, Par 71
5.945/4.806 Meter
CR 72,4/72,6, Slope 135/130
Greenfee: 105 Euro
Château des Vigiers Golf & Country Club (Vallée/Lac)
Die drei Neuner-Schleifen des bekannten englischen Designers Donald Steel bieten für jeden Geschmack das richtige. Es ist ein typischer Resort-Platz, das heißt, nicht übermäßig schwer, aber auch nicht uninteressant. Die Bahnen verlaufen über hügeliges Gelände, teils an Weinstöcken, teils an Obstbäumchen entlang und teilweise durch den Schlosspark mit wunderschönem altem Baumbestand. Die Kombi aus La Vallée und Le Lac ist erste Wahl, weil abwechslungsreicher und anspruchsvoller. Es geht zuweilen ordentlich rauf und runter – es gibt zwar Carts, aber hier geht man. Mal schmale, mal breite Landezonen wechseln sich ab, auf neun Fairways lauern Bunker, mal kommt ein Teich ins Spiel, mal machen einem die leicht ondulierten Grüns zu schaffen. Wer den idyllischen Parkland-Kurs rund um das Schloss von Gelb gut im Griff hat, kann auf Weiß gehen: Die Abschläge liegen immer auf der gleichen Ebene wie Gelb, nur etwa zehn Meter dahinter. Höhere Handicaps fühlen sich auf den neun leichten Löchern vom Platz Les Vignes wohler.
GJ SCORE: 61
ANSPRUCH 10 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 15 von 24
KULISSE 15 von 20
SERVICE 11 von 15
BONUS 0 von 5
24240 Monestier
Tel. 0553/61 50 33
vigiers.com
18 Löcher, Par 71
5.798/5.022 Meter
CR 70,3/71,7 Slope 122/117
Greenfee: 72 Euro (Hotelgäste 52 Euro)
Golf du Medoc (Châteaux)
Der Platz, von Meisterhand geschaffen, ist ein wahrer Champion. Schon die Startbahn zeugt vom Genie des US-Designers Bill Coore (u.a. Streamsong). Ein so genanntes Split-Fairway lässt dem Spieler vom Tee weg die Wahl, nach rechts oder links an der Bunkerlandschaft vorbei. Im abwechslungsreichen Verlauf zeigt sich, egal welche Drive-Länge man hat, dass die Fairway-Bunker strategisch gesetzt wurden. Hat man sie passiert, warten stark verteidigte, ondulierte, schnelle Grüns. Verfehlt man das Fairway, liegt man entweder in tiefen, mit wildem Gestrüpp garnierten Sandgruben, die in ihrer Dünenoptik an Links-Kurse erinnern, oder man findet seinen Ball im Rough mit teils widerspenstigen Grasbüscheln. Die Spannungskurve wird durch frontales oder seitliches Wasser an einigen Bahnen hoch gehalten, und die drei Schlusslöcher verdienen schlicht den Ausdruck "grand final". Wenn im größtenteils offenen Gelände auch noch heftiger Wind bläst, dann "bonne nuit" guter Score. Warum der Par-71-Platz dennoch ein "freundliches" Course-Rating hat, liegt vielleicht an den stellenweise breiten Fairways, erschließt sich aber sonst, ehrlich gesagt, nicht. Das zwei Jahre junge Trainingszentrum ist schlicht absolute Spitzenklasse.
GJ SCORE: 81
ANSPRUCH 14 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 24 von 24
KULISSE 13 von 20
SERVICE 15 von 15
BONUS 4 von 5
Chemin de Courmateau
33290 Le Pian Médoc
Tel. 0556/70 11 90
golf-du-medoc.com
18 Löcher, Par 71
5.816/4.781 Meter
CR 70,7/70,0 Slope 129/121
Greenfee: 80 Euro (48 Euro "Fin de journée")
Golf du Medoc (Vignes)
Der zweite Platz des Resorts hat mehr Bäume, teils hohe Pinien und dadurch mehr Parkland-Charakter als Châteaux. Leicht gewellte Fairways, wunderschön modellierte Grüns und nicht so "wilde" Bunker lassen den Platz zahmer erscheinen (er ist auch 110 Meter kürzer). Auf den zweiten Neun werden die Bunker weniger, aber nicht minder tief. An der 14 und 17 kann man sie Krater nennen (teils im "Châteaux"-Look), die 13 hat dafür nur eine Sandgrube (hinterm Grün versteckt) und die 15 gar keine, dafür ein teppichweiches, breites Fairway. Wer nicht übermäßig streut, kann auf allen langen Bahnen getrost den Driver einsetzen. Der kanadische Designer Rod Whitman zieht auf den drei Schlussbahnen noch mal alle Register und hinterlässt insgesamt einen hervorragenden Eindruck. Fazit: Vignes braucht sich hinter dem bekannteren Bruderkurs keinesfalls verstecken.
GJ SCORE: 73
ANSPRUCH 11 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 22 von 24
KULISSE 15 von 20
SERVICE 15 von 15
BONUS 0 von 5
Chemin de Courmateau
33290 Le Pian Médoc
Tel. 0556/70 11 90
golf-du-medoc.com
18 Löcher, Par 71
5.704/4.672 Meter
CR 69,9/69,3 Slope 125/116
Greenfee: 80 Euro (48 Euro "Fin de journée")
Golf International Lacanau Océan
Klassischer Urlauberplatz im Piniengürtel, vier Kilometer hinter den beliebten weißen Sandstränden von Lacanau Océan. Schön anzuschauen ist der älteste öffentliche Platz der Gegend, der von John Harris 1982 entworfen wurde. Bis zu 20 Meter hohe Pinien säumen die Fairways und geben dem Platz den Anblick eines uralten Parkland-Kurses. Der dichte Waldgürtel lässt die zuweilen schmalen Fairways allerdings noch schmaler wirken. Aber, wer sich mit dem Driver sicher fühlt, hat damit kein Problem. Leider ist der Resort-Platz, der teils von Ferienhäuschen eingerahmt wird, in die Jahre gekommen und in einem argen Zustand. Schade, denn das Design ist nicht langweilig – u.a. vier Doglegs, knackige Schlussbahnen, hinzu kommen wellige Fairways, teils Potbunker, ondulierte Grüns, und auf der Neun warten sechs haushohe Pinien auf dem Fairway, die einen gekonnten Drive vom Tee fordern.
GJ SCORE: 52
ANSPRUCH 11 von 24
ZUSTAND 6 von 12
DESIGN 16 von 24
KULISSE 13 von 20
SERVICE 6 von 15
BONUS 0 von 5
Domaine de l’Ardilouse
33680 Lacanau
Tel. 0556/03 92 98
golflacanau.com
18 Löcher, Par 72
5.406/4.502 Meter
CR 70,7/70,8 Slope 134/133
Greenfee: 65 Euro (41 Euro Hotelgäste)
Garden Golf de Margaux
Was soll man sagen? Im Grunde kein schlechter Golfplatz. Das Design ist abwechslungsreich, und einige Löcher sind eine echte Herausforderung (und wenn dann noch Wind hinzu kommt…). Leider ist der Parcours in den letzten Jahren sehr vernachlässigt worden. Dass sich dies ändern soll, versprechen die neuen Besitzer des Resorts (ein chinesischer Investor), die einen jungen französischen Designer beauftragen wollen, damit dann der Platz mit dem ebenfalls renovierungsfähigen Hotel mithalten kann. Die Arbeiten sollen 2016 über die Bühne gehen. Ob das alles so klappt, bleibt abzuwarten. Bis dahin kann man für wenig Geld eine nette Runde entlang der Gironde spielen, die, wie gesagt, nie langweilig wird.
GJ SCORE: 51
ANSPRUCH 11 von 24
ZUSTAND 7 von 12
DESIGN 16 von 24
KULISSE 11 von 20
SERVICE 6 von 15
BONUS 0 von 5
5 route de L’Ile Vincent
33460 Margaux
Tel. 0557/88 38 30
relais-margaux.fr
18 Löcher, Par 71
5.584/4.651 Meter
CR 69,4/64,7 Slope 126/122
Greenfee: 59 Euro