Reise

Die besten Plätze Marbellas

Redaktion

Die politischen Krisen in der Türkei und Nordafrika, zuletzt Lieblingsziele der deutschen Golfer, haben der Costa del Sol zu einem unverhofften Comeback verholfen. Spanien steht bei der Wahl eines Golfurlaubs wieder ganz oben auf der Liste.

Da trifft es sich gut, dass eines der besten Hotels Südspaniens, das Kempinski Hotel Bahía, Golfer wieder als Zielgruppe entdeckt hat und mit attraktiven Turnier- und Greenfee-Paketen aufwartet. Paradox: Das Hotel hat die besten und berühmtesten Golfplätze der Costa del Sol mehr oder weniger vor der Haustüre, kümmerte sich aber nie aktiv um Golfer und musste auf einen Anstoß von außen warten. Der kam in Gestalt der ehemaligen deutschen Profigolfer Tobias Dier und Tino Schuster, die beide seit Beendigung ihrer Spielerkarrieren im touristischen Consulting unterwegs sind.

Sie setzten ein Golfkonzept auf und verhandelten für das Luxushotel, das über keinen eigenen Golfplatz zu verfügt, Partnerkonditionen mit den in unmittelbarer Umgebung des Hotels gelegenen Clubs aus. Darunter befinden sich mit Valderrama, Sotogrande, La Reserva, Finca Cortesin sowie San Roque Old und New Course die Eliteplätze der Costa del Sol, sechs bis zehn weitere lassen sich ebenfalls innerhalb von 30 Autominuten erreichen. Damit kann das Hotel mittels Packages einen hochwertigen Golfurlaub, beispielsweise mit fünf Top-Plätzen in sieben Tagen, anbieten.

Doch zum Angebot gehört nicht nur Premium-Golf mit dementsprechend hochpreisigem Greenfee. Um auch Anfänger oder weniger versierte Golfer sowie Pros mit Gruppen ansprechen zu können, hat man auch den Valle de Romano GC mit ins Angebot genommen. Der Platz liegt keine zehn Minuten vom Hotel entfernt und widerlegt mit gutem Service, sehr ordentlicher Platzqualität und bezahlbaren Preisen drei klassische Vorurteile über die Costa del Sol. 

Das Kempinski Hotel Bahía liegt nahe Estepona direkt am Strand und besticht mit malerischen Aussichten auf das Mittelmeer, Gibraltar und die afrikanische Küste. Das von dem renommierten spanischen Architekten Melvin Villarroel gestaltete 5-Sterne-Hotel  mit dem charkteristischen Turm verfügt über 132 Zimmer und 15 Suiten mit eigenem Balkon und Terrasse. Das Interieur ist modern in zeitgenössischen Design und warmen Farbtönen.

Das gastronomische Angebot der vier Hotelrestaurants basiert auf typisch spanischer Küche mit internationalem Einfluss, zubereitet mit frischen mediterranen Produkten, viele im eigenen Gemüsegarten angebaut. Der Wellness- und Spa-Bereich wurde vor kurzem renoviert, im Fitness-Club sind  Techno-Gym Geräte verfügbar. Das Hotel hat vergangenes Jahr erstmals ein eigenes Golf-Desk eingerichtet. Mit über 20 Anlagen an der Küste wurden Preisvereinbarungen getroffen.

Kempinski Hotel Bahía, Carretera de Cádiz km 159, Playa El Padrón, 29680 Marbella, Tel. 0034/952/80 95 00

Die Plätze im GJ-Test

Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen- den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt 100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0 bedeutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.

Valderrama

Ein Design-Meisterwerk, Ryder-Cup-Platz von 1997, jahrelang Austragungsort des Euro-Tour-Finales Volvo Masters,zweimal Schauplatz der Amex World Championships und wiederholt als beliebtester europäischer Golfplatz mit dem "GJ Travel Award" ausgezeichnet: Valderrama ist ein Mythos, der auch nach dem Tod des Gründers Ortiz-Patiño weiterlebt.

Nicht ganz unbeteiligt daran ist die Selbstdefinition als "exklusiver Mitgliederclub" und die damit verbundene sehr selektive Öffnung für Gastspieler: Neun Flights dürfen zwischen 12 und 14 Uhr abschlagen, das Greenfee mit 300 Euro pro Person plus 50 Euro für einen Vor-Caddy pro Abschlagzeit ist fürstlich, spiegelt aber den Status des Platzes als einer der besten Europas. Ob er der beste auf dem Kontinent ist, bleibt dahin gestellt – der beste Platz Spaniens ist er unbestritten und Platzhirsch an der Costa del Sol sowieso, trotz der wahrlich nicht üblen Konkurrenz in der Nachbarschaft.

Für alle, die noch nicht da waren (und das Handicap von -24 für Herren und -36 für Damen aufweisen): Leisten Sie sich den Luxus, Sie werden es nicht bereuen. Robert Trent Jones Sr. hat sich mit diesem Design als Großmeister seines Fachs erwiesen: Jede der von Korkeichen flankierten Bahnen ist spieltechnisch anders, die Doglegs wechseln die Richtung ebenso wie die passende Schlägerwahl vom Tee, die Bunker sitzen perfekt, die Grüns sind onduliert, schnell und schwierig anzuspielen, aber der Platz ist nie unfair. Ein grandioser Platz voller Herausforderungen.

Einziges, kleines Manko bei unserem Besuch: Wir haben den Platz schon in besserem Zustand gesehen, allerdings unter Ägide des Gründers mit seinem bekannt-berüchtigtem Hang zur Perfektion. Heute regieren die Mitglieder und damit scheinbar auch mehr als früher wirtschaftliche Zwänge.

Valderrama Golf Club

GJ SCORE: 86

Index: 0,39

ANSPRUCH 16 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 23 von 24
KULISSE 16 von 20
SERVICE 15 von 15
BONUS 5 von 5

Avda Los Cortijos s/n, 11310 Sotogrande
Tel. 956/79 12 00, valderrama.com
Par 72, 5.9211/4.874 Meter (H/D),
CR 73,6/73,2, Slope 142/133
Greenfee: 330 Euro, Sa/So 350 Euro
60 Euro Vorcaddy-Gebühr pro Startzeit, Buggy 60 Euro

Finca Cortesin

Jede Bahn mit Turnierqualität – die Vorgabe der Besitzer an Platzarchitekt Cabell Robinson spiegelt die großen Ambitionen, die sich auch spieltechnisch voll niederschlagen. Fast 7.000 Meter beträgt die Länge von den schwarzen Tees, starker Tobak selbst für die Pros, die hier 2009, 2011 und 2012 das World Match Play austrugen.

Für normale Amateure sind diese Tees unspielbar (Course-Rating von 75,3), selbst von den weißen Championship-Abschlägen braucht man einen Sahnetag, um seinen Score zusammenzuhalten und wie das Course-Rating so niedrig ausfallen kann, erklärt sich uns nicht. Gelb ist die vernünftige Wahl auf diesem Platz, der durch ein Tal etwas landeinwärts der Küste führt. Erhöhte Tees mit dramatisch abfallenden Fairways (10 und 15), üppige Bunkerlandschaften, tiefes Rough rings ums Grün sowie Drives und Annäherungen über Wasser wie an Loch 13 sind einige der Aufgabenstellungen. Wer die eine oder andere 7 auf der Karte hat, braucht sich nicht zu schämen, wird aber mit schönen Ausblicken, herausragenden Golflöchern und edlem Ambiente auf einem der besten und exklusivsten Golfplätze Spaniens belohnt.

Finca Cortesin

GJ SCORE: 80

Index: 0,60

ANSPRUCH 14 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 22 von 24
KULISSE 16 von 20
SERVICE 14 von 15
BONUS 4 von 15

Crta. Casares, 29690, Casares
Tel. 952/93 78 83, fincacortesin.com
Par 72, 5.884/4.852 Meter (H/D),
CR 70,8/70,1, Slope 125/118
Greenfee: 265 Euro

Real Club de Sotogrande

Der 1964 gegründete Club ist das erste Design von Trent Jones Sr. in Europa und hat die Golfplatzentwicklung an der südlichen Costa del Sol, einige meinen sogar den europäischen Golftourismus ins Rollen gebracht. Es spricht für die Fähigkeiten des Design-Altmeisters, dass der Par-72-Platz mit seinen rund 6.200 Metern auch heute noch zu den besten Plätzen Spaniens zählt. Das Layout des Platzes ist im Positiven "Old School", die Bahnen und ihr Verlauf sind so gesetzt, dass vor allem Genauigkeit und Bourse-Management gefragt sind. Und wie guter spanischer Wein ist der Platz im Laufe seines nunmehr 50-jährigen Bestehens besser geworden: Die leicht welligen, großzügigen Spielbahnen sind herrlich eingewachsen von Korkeichen, Eukalyptusbäumen, Pinien und Palmen, und man muss schon ziemlich aus der Richtung schießen, um hier einen Ball ins Aus zu hauen.

Beim Grünanspiel aber trennt sich die Spreu vom Weizen: "easy bogey, difficult par" heißt ein Credo von Trent Jones Sr., das für den Platz insgesamt gilt, sich aber speziell bei den Annäherungen zeigt. 69 der knapp über 100 Bunker sind um die Grüns verteilt, sitzen klug an den richtigen Stellen und verteidigen die teils leicht erhöhten, ondulierten und pfeilschnellen Putt-Flächen. Fazit: Ein Vorzeigeprojekt für klassisches Platz-Design, das alle Moden überdauert.

Real Club de Sotogrande

GJ SCORE: 77

Index: 0,28

ANSPRUCH 15 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 20 von 24
KULISSE 16 von 20
SERVICE 13 von 15
BONUS 2 von 5

Paseo del Parque, 11310, Sotogrande Cadiz
Tel. 956/78 50 14, sotograndegolf.com
18 Löcher, Par 72, 5.853/5.155 Meter
CR 70,9/72,1, Slope 131/125

Greenfee: 180 Euro, Golfcar 45 Euro
Handicap -24 (Herren) und -30 (Damen) notwendig
Buchungen nur per E-Mail per Formular auf der Website oder Fax 0034/956/79 50 29, zusammen mit Kreditkartendetails zur Abbuchung

San Roque Old Course

Der einstige Sommersitz der Domeq-Sherry-Dynastie wurde Ende der 1980er in ein Resort mit Hotel und Golfplatz umgewidmet. 1990 wurde das Parkland-Layout von Dave Thomas und Tony Jacklin für den Spielbetrieb frei gegeben, Ballesteros legte später noch einmal Hand an, speziell an der Bebunkerung. Da das Gelände in die Ausläufer der Sierra-Bermeja-Berge hineinläuft, hat es mehr Höhenunterschiede als etwa Valderrama und Sotogrande. Einige Grüns oder Abschläge liegen daher erhöht, hügelig ist der Platz dennoch nicht.

Die ersten Neun gehen mehr auf und ab, sind enger, die Fairways gesäumt von den typischen Korkeichen. Bunker und seitliche Wasserhindernisse bestrafen Ungenauigkeiten. Die zweiten Neun sind offener, hier sorgen Bachläufe und Teiche für spieltechnischen Reiz bei Drive oder Grünanspiel, wie etwa besonders schön und gefährlich zugleich an den Bahnen 11 und 18 zu sehen. Von den hinteren Tees zeigt der Platz seinen wahren Charakter als Turnierplatz, jahrzehntelang wurde hier das Finalturnier der Tour-School ausgetragen.

San Roque Old Course

GJ SCORE: 76

Index: 0,38

ANSPRUCH 20 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 18 von 24
KULISSE 13 von 20
SERVICE 13 von 15
BONUS 2 von 5

C.N. 340 KM 127, 11360, San Roque (Cadiz)
Tel. 956/61 30 30, sanroqueclub.com
18 Löcher, Par 72, 6.134/5.174 Meter (H/D),
CR 73/73,2, Slope 135/130
Greenfee: 188 Euro

San Roque New Course

2003 erhielt San Roque die zweiten 18 Löcher. Obwohl direkt nebenan, ist es ein sehr unterschiedlicher Golfplatz. Das liegt zum einen am Gelände: Es ist mit 45 Hektar kleiner, liegt näher am Meer und ist an einer Seite durch ein Naturschutzgebiet begrenzt, wodurch die Wohnbebauung deutlich geringer ausfallen musste als auf dem Old Course. Zum anderen liegt das an Perry Dye, dem Sohn des berühmt-berüchtigten Pete Dye.

Dass Perry bei seinem Vater das Handwerk gelernt und dessen amerikanische Handschrift mit übernommen hat, zeigt sich beim New Course an den für den Platzbau vorgenommenen Erdbewegungen insbesondere in Grünnähe, der üppigen Bebunkerung, manchmal als riesige Waste-Area von Abschlag zum Grün, und typischen Details wie die Holzverschalung von Bunkerwänden. Der Platz sieht von den Tees enger aus als er tatsächlich ist, aber er ist ein knackiger, sportlicher Test mit gut verteidigten Drive-Zonen und Grüns, und unserer Meinung nach der schwierigere Golfplatz der beiden, obwohl Course-Rating/Slope beim älteren Platz höher ausfallen. Dazu trägt auch der Wind bei, der auf dem offeneren Gelände viel mehr ins Spiel eingreift als auf dem "Old": Zwei Drittel der Bahnen liegen quer zur Windrichtung, die von den Bergen zum Meer oder andersrum verläuft, dementsprechend oft hat man es mit Seitenwind zu tun. Auch wenn er vielleicht eine Prise zuviel US-Design hat – der "New" ist ein Klasse-Golfplatz und hat das Resort gerade in seiner Unterschiedlichkeit zum "Old" noch mal aufgewertet. Und: Er kostet die Hälfte des Greenfees vom "Alten" und gerade ein Viertel des Greenfees von Valderrama.

San Roque New Course

GJ SCORE: 78

Index: 0,81

ANSPRUCH 20 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 19 von 24
KULISSE 15 von 20
SERVICE 11 von 15
BONUS 3 von 5

C.N. 340 KM 127, 11360, San Roque (Cadiz)
Tel. 956/61 30 30, sanroqueclub.com
18 Löcher, Par 72, 6.079/5.018 Meter
CR 72,3/71,8, Slope 131/128
Greenfee: 88 Euro

Valle de Romano GC

Nicht jeder mag Kaviar, schon gar nicht mag man ihn jeden Tag essen – auf Golf übertragen, macht es daher in mehrfacher Hinsicht Sinn, dass Valle Romano Teil des Golfpakets für Kempinski-Gäste ist. Natürlich kann diese Anlage nicht mit den Stars der Costa del Sol mithalten, zumindest nicht, was die Qualität des Platzes anbelangt. Der hat mit Cabell Robinson einen namhaften Designer, der auch ein ordentliches Layout ablieferte, mit durchaus spannenden, teilweise wilden und nicht selten schwierig zu spielenden Löchern. Aber generell ist das Routing dieses Platzes durch das Gelände vorgegeben. Der Platz ist über einen Bergrücken gebaut, einige Bahnen kleben am Hang, andere führen entlang von Wohnbebauung, die in Boom-Zeiten entwickelt und nicht ganz zu Ende geführt wurde. Sagen wir es so: Es gibt optimalere Gelände für einen Golfplatz.

Andererseits gibt es durch die erhöhten Punkte auch sehr schöne Aussichten aufs Meer und Golflöcher, die in Erinnerung bleiben. Und: Man muss nicht auf das hinterste der fünf Tees marschieren, um festzustellen, dass man hier nichts geschenkt bekommt. Exzellent sind Service, Übungsmöglichkeiten und sehr bequem ist die Nähe zum Hotel – in zehn Minuten ist man da.

Valle de Romano Golf Club

GJ SCORE: 54

Index: 0,64

ANSPRUCH 11 von 24
ZUSTAND 10 von 12
DESIGN 12 von 24
KULISSE 9 von 20
SERVICE 12 von 15
BONUS 0 von 5

Urbanización Valle Romano Casa Club
c/Villa Borghese, 1, 29680 Estepona
Tel. 952/80 06 00, valleromano.net
18 Löcher, Par 72, 5.868/4.935 Meter
CR 71/70,9, Slope 128/122
Greenfee: 63 Euro