Reise

Platz: Schloss Reichmannsdorf

Günter O. Reiter

ist stellvertretender GM-Chefredakteur und Spezialist für Reise- und Wirtschaftsthemen rund um die Golfbranche

Zugegeben, nachdem man sein Auto auf dem Parkplatz des Golfclubs Schloss Reichmannsdorf abgestellt hat und dann durch den kleinen Tunnel zum Clubhaus marschiert ist, stellt man sich beim Blick auf den Hof und die unscheinbare Fassade erst mal die Frage, wo und warum man hier eigentlich gelandet ist. Aber: Das ist auch schon das Einzige, was sich an dieser 18-Löcher-Anlage in Oberfranken bemängeln lässt.

Denn bereits mit dem Check-in an der Rezeption beginnt man die völlig entspannte Atmosphäre zu genießen, für die sowohl die rustikal-bodenständige Einrichtung im Clubhaus wie auch die sehr freundlichen Mitarbeiter verantwortlich sind. Und dann noch diese herrliche Terrasse! Mit Ausblick auf das 18. Grün und den Schlossweiher ist es hier an einem sonnigen Tag so idyllisch, dass man am liebsten gleich sitzenbleiben und gar nicht mehr zum ersten Abschlag gehen möchte.

Fordernd und fair

Damit würde man allerdings eine ebenso anspruchsvolle wie abwechslungsreiche Golfrunde verpassen. Denn dass hier einige sportliche Herausforderungen warten, verraten allein schon der Blick auf das Course-Rating und die Längen von 6.093 (Gelb) bzw. 5.101 Metern (Rot). Für einen fairen Ausgleich sorgen jedoch die meist recht großzügigen Drive-Landezonen und die nur an sehr wenigen Löchern drohenden Wasserhindernisse.

Vor allem auf den zweiten Neun zeigt sich der landschaftlich schön anzusehende Parcours im Steigerwald dann oft auch sehr hügelig. Die besten Beispiele dafür sind die Par-3-Bahn 10, wo der Schuss auf das rund 25 Meter höher liegende Grün mindestens zwei Schlägerlängen mehr verlangt, und der folgende, kernige Anstieg zur 11. Wer nicht gut zu Fuß ist, sollte deshalb über eine Golf-Cart-Leihe nachdenken – damit er die tolle Aussicht am Abschlag der 11 nicht atemlos genießen muss und auch den Drive kraftvoll in Richtung des tief unten liegenden Grüns spielen kann.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Runde hier nie langweilig wird. So variieren etwa die Lochlängen sehr stark, die Par-4-Bahnen messen von Gelb 262 bis 407 Meter, die Par 5 reichen von 452 bis 586 Meter. Und ausgerechnet das kürzeste Loch sorgt dann für ein wirklich spektakuläres Finale: An der 18, einem Par 3, muss der Ball zuerst den Schlossweiher überqueren, bevor er auf dem (ausnahmsweise mal großen) Grün direkt vor Schloss Reichmannsdorf landen kann.

Ausspannen oder arbeiten

Was die Golfanlage im Schlosspark aber zu einem geradezu idealen Ziel für ein verlängertes Wochenende oder, wenn’s denn unbedingt Arbeit sein muss, für Seminare und Tagungen macht: Vom Club geht man nur gut zwei Minuten bis zum Lindner Hotel Schloss Reichmannsdorf. Und dort erwarten den Gast dann rund 50 elegant-leger gestaltete Zimmer sowie luxuriöse Junior-Suiten.

Seit 2011 erfüllt das 4-Sterne-Haus das 1714-1719 erbaute Schloss der Familie von Schrottenberg mit neuem Leben. Beim Genuss des reichhaltigen Frühstücksbuffets auf der Terrasse gibt der stilvolle Prachtbau eine tolle Kulisse ab, in seinen alten Gewölben sind das Schlossrestaurant und die Bar Leonard untergebracht – und die Seminarräume befinden sich in traumhaft schönen, aristokratischen Gemächern mit Namen wie Kleine oder Große Bibliothek.

Selbstverständlich bietet das Lindner Hotel Schloss Reichmannsdorf für Golfer auch regelmäßig attraktive Packages an. Beispielsweise »Golf Genuss mit den drei W’s« (die drei W meinen die Lage an Wald, Wiesen und Weiher), ein Arrangement mit 1-4 Übernachtungen inkl. Frühstück, Golf, Abendessen und Lunch-Paket.

Barock- und Braukunst

Das Vier-Nächte-Paket ist übrigens der GJ-Tipp für alle, die nicht nur Lust auf Birdies, sondern auch auf Barock und Bier haben. Schließlich wartet keine 30 Autominuten von Schloss Reichmannsdorf entfernt der vermutlich größte historische Stadtkern in Deutschland, der unversehrt erhalten blieb: die Altstadt von Bamberg. Das prachtvolle Ensemble, eine Mischung aus mittelalterlicher und barocker Baukunst, zählt denn auch seit 1993 zum Weltkulturerbe.

Und die UNESCO-Liste umfasst hier sogar gleich drei Ortsteile. Einmal die Bergstadt – mit dem berühmten Kaiserdom mit seinen vier Türmen und dem Stephansberg mit seinen Bierkellern, wie die Biergärten hier heißen, in denen die lange und vielfältige Brautradition Bambergs gepflegt wird. Ferner die Inselstadt – mit dem Alten Rathaus inmitten der Regnitz und den Fachwerkhäusern der mittelalterlichen Fischersiedlung »Klein Venedig«, die heute hübsche, kleine Läden beherbergen. Und außerdem die Gärtnerstadt – mit dem Gärtner- und Häckermuseum sowie vielen Betrieben, deren Ernte dank Ab-Hof-Verkauf sofort erworben werden kann.

Wer nach so viel Bier, Barock und »Bambercher Hörnla« (lokale Kartoffelsorte) dann wieder Appetit auf Birdies hat: Im Umkreis von nur 30 Kilometern rund um Schloss Reichmannsdorf sorgen noch sechs weitere Golfanlagen für Abwechslung: 18 Löcher bieten dabei GC Steigerwald in Geiselwind, GC Haßberge, GC Herzogenaurach und Gut Leimershof, jeweils neun Löcher gibt’s im GC Hauptsmoorwald Bamberg und in Puschendorf.

Weitere Infos über die Golfanlage, das Hotel und die Region:

Golfclub Schloss Reichmannsdorf

Lindner Hotel Schloss Reichmannsdorf

Bamberg Tourismus