Gelochte Putts, gepunchte Recovery-Schläge oder Lob-Shots an die Fahne. Diese und andere Schläge sehen meist wie ein Kinderspiel aus, sind aber die Früchte harter Arbeit. Einige Profi-Tricks können nicht ohne Weiteres schnell umgesetzt werden, andere aber schon! Was wir uns von den Profis abgucken können, verrät das Team von SmartGolf.
Jede Woche verfolgen und bewundern Amateurspieler die Leistungen der Profis auf dem Bildschirm. Viele der gezeigten Schläge können von Freizeitspielern ohne langes Training nicht einfach so nachgeahmt werden. Aber es gibt durchaus ein paar Kniffe, die weder einen durchtrainierten Körper, noch ein gesteigertes Talent erfordern. Wir verraten Ihnen, welche Profi-Tipps eins zu eins übernommen werden können:
Der Aufenthalt auf der Range ist noch kein Training
Wer besser werden will, sollte üben. Das erledigt sich aber nicht durch den Besuch der Range alleine. Meist wird da kurz das Lieblingseisen aus dem Bag gezogen, ein bisschen draufgehauen und kurze Zeit später stehen, zumindest die Herren, mit dem Driver in der Hand am Ball und versuchen einen neuen Rekord aufzustellen. Zielloses Training ist eben ziellos. Wer sich verbessern möchte, sollte sich jede Woche die zur Verfügung stehende Zeit genau einteilen. Dabei hat jeder Spieler Vorlieben und Schwächen. Je besser Sie Ihre Werte kennen, umso effektiver lässt es sich trainieren. Profis befolgen einen festen Trainingsplan, mit und ohne Trainer. Dabei wird kein Bereich ausgelassen und an den einzelnen Komponenten des Spieles trainiert. Das lässt sich auch als Freizeitspieler mit wenig Zeit umsetzen.
Die diversen Teile des Golfspiels
- Hölzer, Hybride vom Tee mit maximaler Schlagweite
- Hybride und Eisen vom Tee mit exakter Schlagweite
- Hybride und Eisen vom Boden mit exakter Schlagweite
- Kurzspiel ins Grün mit exakter Schlagweite
- Kurzspiel um das Grün mit unterschiedlichen Schlägerarten
- Bunkerschläge
- Putten
- Rhythmus-Training
- Stress-Training
- Basics Check (Stand, Ballposition, Griff)
Alle Punkte lassen sich nicht in einer Stunde Training in der Woche unterbringen. Wenn Ihnen nur wenig Zeit zur Verfügung steht, nutzen Sie den Bereich, der Ihnen am meisten bringen wird, um den Spaß zu erhöhen oder die Schlagzahl zu reduzieren. Wer mehrere Stunden pro Woche auf dem Golfplatz verbringt, kann sich einen Plan ausarbeiten, um sein Training zu koordinieren.
„Golfer neigen immer dazu, den einen Tipp, der bei ihnen funktioniert hat, allen anderen aufdrängen zu wollen.“
Smart Golf
Für Techniktraining holen Sie sich lieber professionelle Hilfe. Alle Tipps aus Online-Medien nacheinander auszuprobieren, ist der falsche Weg. Auch der Tipp Ihres Range-Nachbarn ist selten wirklich hilfreich. Golfer neigen immer dazu, den einen Tipp, der bei ihnen funktioniert hat, allen anderen aufdrängen zu wollen.
Üben auf der Driving Range: Eine Stunde pro Woche (in Minuten)
- Griff und Ballposition überprüfen 2
- Rhythmus/Gewichtsverlagerung 5
- kleine Wedge-Schwünge auf Ziele 5
- volle Eisen 6, 7, 8 auf Ziele 5
- Rhythmus und Gewichtsverlagerung mit ruhigen Driver-Schwüngen 3
- volle Driver-Schwünge 5
- Schlagroutine mit allen Schlägern 5
- virtuelle Golflöcher auf der Range spielen mit Schlägerwechsel und Routine 5
- Bunkerschläge 5
- Kurzspiel Chip- und Pitch-Schläge 5
- Kurzspiel und Putten: kurze Putts Richtungskontrolle 5
- lange Putts: Längenkontrolle 5
- Spielsituationen um das Grün 5
Wer die Möglichkeit hat, mehr Zeit zu investieren, kann die unterschiedlichen Punkte zeitlich strecken oder auf verschiedene Tage aufteilen. Golf ist kein Sport für Autodidakten. Funktionieren bestimmte Bereiche Ihres Spiels nicht, rätseln Sie nicht lange und holen sich Rat bei einem PGA-Pro.
Die richtige Schlägerwahl
Meistens kommt beim Abschlag der Driver ins Spiel. Dabei gibt es viele Faktoren, die berücksichtigt werden sollten: Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Höhe über dem Meeresspiegel sind Punkte, die den Ballflug und die Fluglänge wesentlich beeinflussen können:
- Auf Meereshöhe ist die Luft dichter als in München.
- An Regentagen ist mehr Feuchtigkeit in der Luft.
- Kalte Luft hat mehr Feuchtigkeit als heiße Luft.
Dichtere Luft lässt den Ball kürzer fliegen und gleichzeitig wirkt der Spin stärker. Die Bälle fliegen höher und landen steiler. Der Gegensatz passiert bei trockener Luft in größerer Höhe: Die Bälle fliegen weiter aber nicht so hoch und der Landewinkel ist flacher.
Folgende Faktoren sind vor der Schlägerwahl zu bedenken:
- Windrichtung
- Höhenunterschied Abschlag/Fairway
- Hindernisse (Penalty Areas, Aus)
- Wo lauern die Gefahren und wohin sollte man nicht hinschlagen?
- Weitsichtiges Course Management: Folgeschläge über oder um Hindernisse vermeiden.
- Risiko-Management: Ist die maximale Schlaglänge erforderlich oder bringt ein kürzerer Abschlag eine bessere Ausgangsposition für den nächsten Schlag?
Ist der Ball im Spiel, entscheidet die Lage des Balles:
- kurz gemähtes Fairway
- Semirough
- Liegt der Ball auf dem Gras auf oder ist er im Gras versunken?
- Ist der Stand neutral, bergauf oder bergab; über oder unter dem Ball?
- Wächst das Gras gegen oder mit der Schlagrichtung?
Im Bunker
- fester oder weicher Sand
- viel oder wenig Sand
- flache oder hohe Bunkerkante
Je besser Ihr Golfspiel ist, um so mehr sollten Sie sich Gedanken machen, was Ihren Ball beeinflusst. Merke: Wer sich über die folgenden Punkte bewusst ist, verliert auf der Runde weniger Bälle und trifft mehr Grüns: Windrichtung, Höhenunterschied, Stand und Balllage.
Abschlagsmarkierungen ignorieren!
Profis richten sich zu einem Ziel aus, in dessen Richtung sie den Ball spielen wollen. Amateure hingegen orientieren sich viel zu oft an den Abschlagsmarkierungen.
Abschlagsmarkierungen definieren den Abschlagsbereich und werden mehr oder weniger akkurat nach dem Bahnenverlauf gesteckt. Die Markierungen an den Tee-Boxen entsprechen also nicht zwangsweise der Idealausrichtung für die Spielbahn. Am besten ignorieren Sie bei Ihrer Schlagausrichtung die Markierungen suchen sich ein Zwischenziel; egal ob in der Ferne oder kurz vor dem Ball.
Nicht die Fahne ist das Ziel
Dank Einspielrunden und Aufzeichnungen kennen Golf-Pros die Grüns sehr genau. Je nachdem, wo die Fahne steckt, gibt es auf dem Grün Punkte, die getroffen werden müssen. Dann rollt der Ball auch möglichst nah zur Fahne. Profis spielen nur selten direkt zur Fahne und orientieren sich eher an Landepunkten auf dem Grün. Hinzu kommt die Abschätzung, in welchem Winkel der Ball auf dem Grün landet und wie viel Spin der Ball haben wird.
- Ein voll geschlagenes Wedge vom Fairway hat einen steilen Landewinkel und viel Spin. Der Ball wird also wenig rollen und schnell stoppen.
- Kommt Wind von vorne, wird der Landewinkel steiler.
- Rückenwind flacht den Landewinkel ab , reduziert den Spin und der Ball wird mehr rollen.
- Aus dem Semirough erzeugen auch moderne Wedges weniger Spin. Der Ball rollt dann länger aus.
- Trockene, sandige Grüns lassen den Ball mehr springen und er nimmt weniger Spin an.
- Weiche, nasse Grüns stoppen den Ball schneller.
Grüns verändern sich auch im Laufe eines Tages und trocknen aus. Die Strategie von Loch 1 kann drei Stunden später auf den letzten Bahnen schon nicht mehr aufgehen. Pros kalkulieren dies kontinuierlich in ihre Berechnungen mit ein!
Tour-Pros nehmen auch mal einen Launch Monitor mit auf die Einspielrunde. Dann messen sie beispielsweise, wieviel Spin Bälle – beim Schlag aus dem Semirough – verlieren. Hobbygolfer hingegen fokussieren sich viel zu sehr auf die Fahne, messen die Distanz (zur Fahne) mit dem Laser und versuchen dann genau dort hin zu spielen. Da aber Freizeitspieler keine Profi-Golfer sind, bringen sie weder die passende Flughöhe, noch den erforderlichen Spin auf den Ball; vom legendären Backspin mal gar nicht zu sprechen. Und dann passiert meist Folgendes: Der Schlag gelingt, landet genau neben der Fahne, kann aber leider nicht zum Halten gebracht werden und rollt vom Grün herunter.
Der Weg ist das Ziel – rechtzeitiges Grünlesen
Das Duo Pro und Caddie hat immer ein Birdiebook dabei. Neben den Entfernungsangaben ist auch die Beschaffenheit der Grünoberflächen (mit Gefälle und Neigungen) eingezeichnet. Zwar wurden die neuen Regeln auf der Tour gerade geändert, so dass die Biridebooks in ihrem Detailreichtum stark reduziert wurden, aber Tour-Pros dürfen auf ihren Einspielrunden eigene Messungen notieren, z.B. mit Hilfe der Aimpoint-Methode.
Ein weiterer wichtiger Punkt zum Grünlesen ist die eigene Wahrnehmung: Auf dem Weg zum Grün, beim Laufen über das Grün und der Beobachtung des Rollverhaltens der Bälle von Mitspielern, können bereits wichtige Informationen gesammelt werden – und das ganz nebenbei. Aus der Ferne sind manche Wellen und Neigungen leichter zu erkennen, als wenn man auf dem Grün steht. Beim Gang über das Grün, werden durch Füße und Körper seitliche Gefälle oder Anstiege des Untergrunds wahrgenommen. Insbesondere das Rollverhalten der Bälle der Mitspieler geben entscheidende Informationen über die Oberfläche preis. Beginnen Sie mit dem Grünlesen nicht erst, wenn Ihnen jemand zuruft: »Hey, du bist dran!« Das ist ein paar Minuten und gut 100 Meter zu spät.
Und noch etwas: Wer auf dem Grün Langeweile hat, sollte nicht das nasse Gras aus den Spikes entfernen und das Grün dreckig hinterlassen, sondern lieber etwas wirklich Sinnvolles tun: ein paar (alte) Pitchmarken ausbessern.
Viele Probeschwünge und keine Routine
Wer regelmäßig Tour-Spieler beobachtet, kann diese bereits an ihrer Pre-Shot-Routine erkennen. Diese Routine ist ein fixer Ablauf, den die Profis immer wieder abrufen, bevor der Ball geschlagen wird. Dies ist keine Marotte, sondern extrem hilfreich. Pros starten diesen immer gleichen Ablauf mit einem Auslöser. Das kann das Schließen des Handschuhes sein, ein kleiner Waggle oder der ruhige entspannte Probeschwung. Egal, was der individuelle Auslöser ist, der darauffolgende Bewegungsablauf ist immer identisch. Das Gehirn kennt jeden dieser exakten aufeinanderfolgenden Schritte. Das hilft dem Spieler, den Schlag entspannter auszuführen und unter Druck nicht zu verkrampfen.
Amateure neigen dazu, zu viele Probeschwünge zu machen – das kostet Zeit und Kraft. Hinzu kommt gerne auch mal ein »Freeze« über dem Ball. Dabei gehen Amateurspieler meist eine Checkliste durch – wie der Schlag technisch ausgeführt werden sollte, was der Kumpel letztens auf der Range gesagt hat, wie die Hände sich bewegen sollen, die Schultern sich drehen sollen, das Gewicht verlagert werden sollte, und und und.
Starten Sie mit einer fixen Routine. Sie können sich dabei an ihrem Lieblingsspieler oder -spielerin orientieren und diese Ausgangsroutine speziell für sich abändern. Ideal wäre es, wenn die Routine ein Überprüfen der korrekten Ausrichtung, den Abstand zum Ball und eine kleine Rhythmusbewegung beinhaltet. Üben Sie diesen Ablauf auf der Range beim Training mit jedem einzelnen Ball.
Das Gleiche gilt für die Putt-Routine: Wer bei wichtigen Putts länger über dem Ball steht als sonst, bringt sich aus der eigenen Routine und verschlechtert seine Chancen auf eine reibungslose Bewegungsausführung.
Auch ohne Profi-Equipment punkten
Fitness, Physis und Technik lassen sich nur schwer von den Profis kopieren. Dazu kommt der Zeitaufwand, den Pros für ihren Beruf aufbringen und den Sie als Hobbygolfer nicht haben. Außerdem spielen Tour-Profis mit dem neusten, ständig aktualisierten und speziell gemäß den individuellen Wünschen angepassten Equipment.
Derartige Ressourcen stehen vielen Golfern nicht zur Verfügung.
Was sich allerdings kopieren lässt: gutes Schuhwerk, ordentliche Griffe und saubere Golfschläger. Mit einem guten Golfschuh haben Sie einen deutlich besseren Stand und Halt. Ausgetretene Schuhe mögen bequem wirken, bieten Ihnen aber nicht die Unterstützung, die Sie für eine gute Stabilität während des Schwungs benötigen. Dazu ordentliche Spikes, die auch bei feuchterem Gras eine gute Bodenhaftung gewähren.
Griffe sollten im Sommer regelmäßig mit einer Bürste von Schweiß und Sonnencreme entfettet werden. Eventuell ist auch das Aufziehen von neuen Griffen hilfreich.
Die Grooves der Schläger sollten immer frei sein. Wer mit Dreck auf den Schlagflächen spielt, sollte nicht über schlechte Schläge jammern.
Ein nasses Handtuch am Golfbag zum Schlägerreinigen ist mit Abstand das einfachste, was man einem Tour-Pro nachmachen kann.
Schlaglängen kennen
Vorweg eine berühmte Anekdote über Bernhard Langer, zugetragen bei einer der ersten BMW International Open in St. Eurach: Auf die Längenangabe seines Caddies, wie weit es vom Sprinklerdeckel bis zur Fahne sei, kam von Langer die Rückfrage »Deckelanfang oder -ende«.
Pros wissen sehr genau, wie weit Sie ihre Eisen schlagen. Amateure kalkulieren eher wie folgt: Vorletztes Frühjahr hab ich mal ein Eisen 7 voll erwischt und 155 Meter geschlagen. Das passiert bestimmt heute wieder. Also nehme ich hier für die 145 Meter ins Grün mal ein Eisen 8. Das sollte passen.
Die Schlägerwahl hat bei vielen Freizeitspielern eher etwas mit Bauchgefühl und Hoffnung zu tun. Dabei würde jeder deutlich besser spielen, wer die eigenen Schlaglängen kennt. Heutzutage ist es viel einfacher, die eigenen Ballflugweiten zu kennen. Immer mehr hochmoderne Ranges sind mit der Trackman-Technologie ausgestattet, und beim Teaching-Pro gibt es die Geräte leihweise gegen Miete. Erschwingliche Geräte sind längst auf dem Markt.
Alternativ kann man auf dem Platz Buch führen und seine Schläge mit dem Laser messen oder mit der GPS-Uhr markieren, ohne dabei den ganzen Flight aufzuhalten.
Erst mit einer verlässlichen Längenangabe zu den einzelnen Schlägern können zusätzliche Einflussfaktoren wie Rückenwind und Bergablagen mit einkalkuliert werden. Wenn Sie sich nicht die unterschiedlichen Längen merken können, kleben Sie einen Tesa-Streifen auf den Schaft und schreiben Ihre Längen mit einem Filzstift drauf.
Statistiken – systematisch besser
Golf ist ein idealer Sport für Statistiker. Vor und nach dem Schlag ruht der Ball. Alles kann vermessen werden. Shotlink speichert auf der US-Tour jeden Schlag von jedem Spieler und macht diese Längenangaben für externe Programme zugänglich. Mark Broadie entwickelte mit seiner »Shots gained«-Methode ein Rechenverfahren, bei dem aus jeder Distanz zur Fahne die durchschnittlich benötigte Anzahl von Schlägen errechnet wurde – mit einer Genauigkeit von zwei Stellen hinter dem Komma.
Die Statistiken zeigen dem Spieler bei jedem Schlag, ob der jeweilige Abschlag (statistisch) besser oder schlechter war als der Durchschnitt. Dies lässt sich herunterbrechen auf Abschläge, Fairwayschläge, Schläge ins Grün, Kurzspiel, Bunker und Putts. Einige Apps bieten Einsicht zu den Statistiken und ermöglichen, das eigene Spiel mit dem der Tour-Pros oder der jeweiligen Handicap-Klasse zu vergleichen. So lässt sich schnell herausfinden, wo Ihre Stärken liegen und wo Sie im Vergleich zu ähnlich guten Spielern noch aufholen müssen.
Gezieltes Training hilft, sich schneller zu verbessern
Wer konstant seine Fairwaytreffer, Grüntreffer, Bunkerschäge und Putts notiert, kann schnell herausfiltern, in welchen Bereichen er sich im Laufe der Zeit verbessert oder verschlechtert.
Vernetzen mit dem Trainer: Zudem bieten die digitalen Programme auch die Möglichkeit, sich direkt mit dem Club-Trainer zu verbinden; vorausgesetzt dieser nutzt die modernen Techniken ebenfalls. Eine exakte Statistik aus dem Programm ist für einen optimierten Trainingsplan effektiver, als der (subjektive) Erlebnisbericht der letzten Runden.
Tour-Pros setzen sich im Laufe einer Saison Ziele. Beispielsweise: 0,2 Schläge vom Tee besser zu werden, 0,1 Schläge ins Grün zu sparen, 0,2 Schläge aus dem Bunker weniger zu benötigen, 0,2 im Scrambling und 0,1 Schläge beim Putten einzusparen. Würden diese Ziele erreicht werden, wäre das eine Verbesserung von 0,8 Schläge pro Runde. Auf vier Runden pro Woche sind das 3,2 Schläge weniger – und das kann der Sprung in die Top-Ten sein oder den nächsten Turniersieg bedeuten. Und für Amateurspieler eine solide Vorgabenverbesserung.
Falsche Nostalgie – schmutzige und alte Golfbälle
Tour-Pros sind mit emsigen Helfern unterwegs. Da wird auf dem Grün dem Caddie schnell der Ball zugeworfen, damit dieser dann – frisch gereinigt – geputtet werden kann. Das sind Vorteile, die meist nur Tour-Spielern vorbehalten sind. Einen Caddie bei jeder Runde als Helfer zu haben, wird wohl für jeden Amateur ein Traum bleiben. Ein nasses Handtuch kommt auf dem Grün der Unterstützung aber schon sehr nahe. Schmutzige Bälle laufen nicht rund, sondern taumeln leicht. Noch gravierender wirkt sich der kleinste Dreck oder ein einziges Sandkorn zwischen Ball und Schlagfläche aus. Der Ball springt unkontrolliert von der Schlagfläche ab und so kann selbst ein kurzer Putt vorbei gehen.
Ähnlich verhält es sich mit alten Golfbällen: Nicht jedes Fundstück, speziell mit der Ballangel zu neuem Golferleben aus dem Teich gefischt, sollte den Weg zurück auf das Tee finden. Lakeballs, die eine gewisse Zeit unter Wasser lagen, verändern ihre Oberflächenstruktur und das Innenleben. Tests haben gezeigt: Schon nach einer Woche im Wasser können die Bälle fünf bis zehn Meter Länge bei einem Drive verlieren.
Beim Ball regiert nicht der Preis, sondern die Treue
Bei allen Profi-Turnieren gilt die »One ball rule«. Mit der Marke und Art, die ein Pro auf dem ersten Tee beginnt, muss er alle Schläge der Runde vollziehen. Er oder Sie darf nicht mal zwischen einem ProV1 oder ProV1x wechseln, es muss der gleiche Balltyp sein. Nun muss sich ein Pro selten Gedanken über die Beschaffung von Golfbällen machen, sie sind gesponsort.
Was sich Amateure aber abschauen sollten: Einer Ballart treu zu bleiben. Wer mit zweilagigen Bällen spielt, sollte nicht zwischendurch zu einem vierlagigen Ball wechseln oder umgekehrt. Jeder Ball hat unterschiedliche Eigenschaften. Mehr oder weniger Spin, eine flachere Flugbahn, ein weicheres Gefühl um das Grün, etc. Bei Schlägen aufs Grün ist für Pitches und Chips der Spin entscheidend – stoppt der Ball schneller oder läuft er lange aus? Wie wollen Sie Ihr Kurzspiel verbessern, wenn das Feedback des Balls jedes Mal unterschiedlich ist? Nutzen Sie daher bitte auch beim Training auf und um das Grün die eigenen Bälle. Auf dem Platz spielen Sie ja auch nicht mit Range-Bällen.
Das soll kein Plädoyer für den Kauf von teuren Bällen sein. Sie können auch den günstigsten neuen Ball spielen, Hauptsache Sie bleiben einer Sorte eine Zeit lang treu.
Aufwärmen und Fitnessprogramm
Für Pros sind die körperliche Fitness und Physis die Grundlagen, um jede Woche um Punkte und Geld zu spielen. Fitness, Stretching und Physiotherapie gehören somit fast täglich zum Programm eines Tour-Pros. Muskeln und Beweglichkeit schützen vor Verletzungen. Auffällig ist, dass Jungs wie Rory McIlroy, Dustin Johnson und früher Tiger Woods die Bälle deutlich weiter schlagen als der Tour-Durchschnitt. Spätestens seitdem Bryson DeChambeau dank seines extremen Muskeltrainings die Driver-Statistiken in Grund und Boden geschossen hat, ist jedem der Zusammenhang klar – Fitness bedeutet Länge.
Jeder Hobbygolfer kann in seinen täglichen Lebensablauf ein wenig Stretching und Dehnen einbauen. Liegestützen, Planking und Seilspringen benötigen nicht viel Zeit; nur der innere Schweinehund muss überwunden werden. Letztlich geht es nicht nur darum, den Golfball ein bisschen weiter zu schlagen – eine gute Rumpfmuskulatur hilft im täglichen Leben und kann auch Rückenschmerzen verhindern oder lindern.
Zuckerwasser und Zimtschneckeretten keinen Score
Golfpros sind Leistungssportler. Jeder versucht, sein Golfspiel und die körperlichen Fähigkeiten zu optimieren. Eine optimierte Ernährung während und nach der Runde ist ebenso wichtig.
Die Topverdiener der Tour haben teilweise eigene Ernährungsberater und Köche im Betreuerteam. Während der Runde besteht eine optimale Versorgung des Körpers aus viel Flüssigkeit (ohne Zucker!) und Nahrungsmitteln, die aus Proteinen und langkettigen Kohlehydraten bestehen. Nur so ist eine geistig und körperliche Frische auch nach 14 Löchern noch gewährleistet. Das ist nämlich der Zeitpunkt, an dem bei den meisten Hobbygolfern der Score einbricht.
Wie schwer es ist, speziell bei uns am Chiemsee, einer Leberkässemmel oder einer leckeren Butterbreze zu widerstehen, steht außer Frage. Vielleicht schafft man es wenigstens, mehr Flüssigkeit aufzunehmen. Ein kleiner Schluck nach jedem Abschlag. Trinken Sie regelmäßig, bevor der Durst kommt. Das kann schon helfen, die Konzentration länger aufrecht zu erhalten.