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Bernhard Langer: “Meine Karriere grenzt an ein Wunder”

 

Nachts schlief Bernhard Langer bei 0 Grad im durchgesessenen Ford Escort, weil ihm das Geld fehlte. Tagsüber arbeitete er als Caddie, feilte an Technik und Schwung. Er kämpfte mit dem Socket, dem Yips, zitterte um seine Karriere, um am Ende ganz oben anzukommen. Bernhard Langers Lebensgeschichte gibt es bei uns, von dem Superstar selbst erzählt. Von Anfang bis heute. Mit unverfälschten Auszügen aus einem Leben, dass so gar nicht nach einer Profigolfer-Karriere aussah …

“Wie konnte mir nur so viel Gutes passieren?” Als Sohn eines einfachen Maurers spürt man bei Bernhard Langer nach wie vor große Dankbarkeit, wenn er von damals spricht. Der 61-Jährige wuchs in der Nachkriegszeit Deutschlands auf. Sein Vater arbeitete jeden Tag zwölf Stunden. Armut gehörte zur Tagesordnung. Langer’s Geburtsort Anhausen war einer der wenige Orte, die nicht im Krieg zerbombt wurden. “Trotzdem war unser Leben alles andere als leicht, es gab keine Sicherheit”, erinnert sich der 61-Jährige noch ganz genau. „Unser Elternhaus baute mein Vater mit seinen eigenen Händen. Als kleiner Junge musste ich ihm dabei helfen. Wir setzten Stein um Stein, alles musste gerade sein. So lernte ich, Dinge sorgfältig aufzubauen – wie meinen Schwung später.” Dass er einmal so weit kommen würde, hätte er sich nie träumen lassen. “Meine Karriere grenzt an ein Wunder.”

Bernhard Langers Lebensgeschichte: Die Anfänge

Als ich acht Jahre alt war, fing ich an als Caddie bei einem Club rund zwölf Kilometer von unserem Haus entfernt auszuhelfen. Ich fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad hin. Wir saßen oft stundenlang in einer kleinen Hütte und warteten, dass es endlich los geht. Das Einzige, was dort an der Wand hing, war ein Poster mit der Schwungsequenz von Jack Nicklaus. Jahrelange wusste ich gar nicht, wer diese Spieler waren. Jack, Arnold Palmer oder Ben Hogan – ich hatte keine Ahnung. Bei uns wurde im Fernsehen kein Golf übertragen. Es gab auch keine Bücher darüber und zu jener Zeit nur ein paar wenige Golfmagazine und etwa 100 Golfclubs in Deutschland.

Der gestohlene Putter von Augsburg

Uns Caddies gab man damals vier Schläger, die wir uns teilen mussten. Ein 2er Holz sowie ein 3er und ein 7er-Eisen (alle mit Bambusschäften) – und ein Putter, dessen Schaft aussah wie ein Bogen. Als ich dann zwölf Jahre alt war, hatte ich genug Geld gespart, mir die langersehnten Kroydon-Eisen zu gönnen. Die waren zu der Zeit zwar nicht das Spitzenmodell, aber brandneu und sie gehörten nur mir. Ich holte mir noch einen so genannten Blue Goose Putter dazu, der im Schlägerkopf ein kleine Vertiefung hatte – wenn man so will, eine Art Wiedererkennungsmerkmal.

Es war ein sagenhafter Putter, der mich wie von Zauberhand erst zum besten Spieler im Golfclub Augsburg und dann von ganz Deutschland machte. Eines Tages war er plötzlich nicht mehr aufzufinden, verschwunden. Ich vermutete schlimmstes und checkte verzweifelt die Spints der Clubmitglieder. Und fand ihn in einer der Bags. Da war er, mein Blue Goose mit der unverwechselbaren Vertiefung. Ich war in einer schrecklichen Situation. Hätte ich den Täter auf seinen Diebstahl aufmerksam gemacht, hätte er alles abgestritten und ich wäre meinen Job los geworden. So behielt ich es für mich. Meinen Putter sah ich danach nie wieder. Seit dem sind 50 Jahre vergangen und ich suche immer noch nach einem Ersatz, der so gut zu mir und meinem Spiel passte wie der gestohlene Putter von Augsburg.