Clubstory

GC Lindau-Bad Schachen – Der Klassiker vom Bodensee

Das 2. Grün (Par 4
Vielleicht sollten wir an dieser Stel­le zuerst einmal über die Katastro­phen sprechen: Auslaufende Pachtverträge, zum Einstürzen verdammte Zim­­mer­­­decken, unerwartet geplante Bundesstraßen, finanzielle Schwierigkeiten angrenzender Seniorenheime – all die Dinge also, mit denen man sich im GC Lindau-Bad Schachen eigentlich permanent über Jahr­zehnte hinweg beschäftigt hat. So liest sich die Club­chro­nik, er­stellt zum 50-jährigen Jubilä­um 2004 denn auch wie ein Pro­­tokoll von Pacht­ver­hand­lun­gen, Sit­zungen über Ab­schlags­zah­lungen und Um­bauge­dan­ken. Nein, ruhig zugegangen ist es in diesem Club, der zu den ersten in Bayern gehörte und 1955 mit einer 9-Löcher-Anlage begann, nicht wirklich.
  
Dabei ist der erste Eindruck von der Anlage ein anderer: eine stille Parklandschaft im Drei-Länder-Eck, ein paar Mi­nu­ten Fahrtzeit vom Boden­see weg. Die Gegend, durch die der Gast Richtung Club fährt, ist ländlich. Alte Häuser, kleine Geschäfte, reichlich Obstbäume – Idylle eben. An eine solche hatten auch die Gründer des Golfplatzes gedacht, die von 1955 an enthusiastisch auf dem Platz von Bernhard von Lim­bur­ger ihre Bahnen zogen, ab 1957 auch das angrenzende Schloss von Schönbühl als ihr Clubhaus nützten.
Graf Nemes sorgte für eine sorgenfreie Zukunft

Es war ein Ambiente, das in Deutschland nicht oft zu finden war: das Schloss im Hintergrund, die alten Bäume auf dem leicht welligen Golfplatzge­lände davor.
  
Irgendwie ging es in den späteren Jahren aber stets auf und ab: Pachtverträge liefen aus, Ge­lände fiel weg, kam an anderer Stelle wieder hinzu. Das Schloss wurde baufällig, kam als Clubhaus nicht mehr in Frage. Vor allem machte in den 90er-Jahren der Bau der B31 einen weitgehenden Umbau beziehungsweise Neubau von Löchern nötig.
  
Einen Großteil der Probleme hat man gelöst. Genau genommen steht der Club, dessen Vorstandschaft inzwischen der Golfplatzdesigner Kurt Roß­knecht übernommen hat, erstmals vor einer Phase, die für Lindauer Verhältnisse extrem ruhig ist. „Das haben wir Graf Nemes zu verdanken“, würdigt Roß­­knecht seinen Vor­gänger. „Ohne ihn würde der Club heute nicht so gut dastehen.“

Nemes war 24 (!) Jahre im Amt, sein Nachfolger ist mit dem Vorhaben angetreten, den Platz weiter zu optimieren und das Innenleben des Clubhauses zu modernisieren. Das Club­haus, 1989 fertiggestellt, ist nach wie vor wohl eines der erstaunlichsten Bau­werke auf deutschen Golf­anlagen: Wer beim Zugang zuerst überrascht ist von der vergleichsweise gro­ßen, modernen Konstruk­tion, wird spätestens beim Blick auf die Terrasse feststellen, dass sich das Ge­bäude mit Sicht vom Platz aus geschickt in der Landschaft versteckt. Die über die Jahre ein wenig angestaubte Innen­de­ko­ration hat der Club während der Wintermonate ent­sorgt. Mit neuer Bar und umgestaltetem Restau­rant­be­reich ist das Club­haus als Zentrum der Anlage äußerst gelungen.

Die Basis legte der legendäre Bernhard von Limburger

Am Golfplatz werden die Lindauer weiterhin arbeiten. Seit Jahren beschäftigt sich Roßknecht mit dem Neubau oder der Umgestaltung von Löchern. Seit 2002 besteht erstmals eine gewisse Planungs­sicherheit: 27 Hektar Gelände rund ums Clubhaus, auf denen neun Löcher liegen, hat man gekauft, für die Rest­flächen laufen die Pachtver­trä­ge mindes­tens bis ins Jahr 2032. Die eine oder andere Prob­lemstelle, die sich im ewigen Hin und Her über die Jahre ergeben hat, lässt sich nicht mehr lösen: Die B31 muss man zweimal queren, weil sie die Löcher 9 bis einschließlich 15 von den anderen trennt. An der linken Seite der Bahn zwei ziehen sich inzwischen dominante Bürogebäude, mit denen man eben leben muss. Die Driving Range ist vom Club­haus nur umständlich erreichbar, weil auch sie auf der anderen Seite der B31 liegt, Übungs­muffel werden den Weg hierhin nur schwer finden.

Allen kleinen Macken zum Trotz bleibt Lindau-Bad Schachen ein Platz, der den Besuch lohnt. Zum einen deshalb, weil Bernhard von Lim-burger mit den ersten neun Bahnen eine erstklassige Basis für einen Platz gelegt hat, der seit 1984 aus 18 Löchern besteht. Zum anderen, weil Roß­knecht mit seinen Neu- und Umbauten auf moderne An­for­derungen an einen Golfplatz reagiert hat und Schwächen nach und nach beseitigt. Die Löcher leben von ihrem strategischen An- spruch. Auf dem leicht hügeligen Gelände am Clubhaus überwiegen engere Bahnen, geprägt von Groß­bäumen, kleinen Wasserläufen oder Teichen. Kein Gelände für Golfer, die den Driver blind drauflos ballern, sondern eher für den überlegten Spieler. Die Bahnen zwei und drei wurden zuletzt umgebaut, vor allem das Par 3 am unteren Klosterweiher besticht dabei durch ein schön platziertes Grün, das mit seinen Ondu- lierungen durchaus anspruchsvoll zu spielen ist.
 
Die zweite Hälfte des Platzes mit ihren acht Bahnen jenseits der B31 wirkt breiter und offener. Die Bahnen grenzen an kleine Gehöfte, alte Obs­t­bäume prägen das Bild. Hier bleibt ein wenig mehr Raum für verzogene Drives, mit üppigen Bäumen hat man allerdings auch zu kämpfen. Zu Ende sind die Arbeiten am Platz aber noch nicht. Konti­nu­ier­liche Ver­­bes- serungen hat sich Roß­knecht zur Aufgabe gemacht, auch um der Anlage bundesweit wieder zu einem höheren Bekannt- heitsgrad zu verhelfen.

Mit der Ausrichtung der In- ternationen Gemischten Vie­rer­­­­­meisterschaft von Deutsch­land bis 1999 hatte Lin­dau lange
einen festen Platz im Turnierkalender von Spitzen­amateuren. Seitdem ist es etwas stiller um den Club geworden, dessen Atmosphäre nach wie vor eine Besonderheit ist. Bedingt durch die grenznahe Lage mischen sich Mitglieder aus Deutsch-land, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Wo die einen am Bodensee leben, nutzen die anderen die Anlage vorrangig in den Ferien. Entstanden ist eine insgesamt lockere und sportliche Atmo­­sphäre, die nach Lindau über all die Jahre immer zahlreiche Greenfeespieler ge­lockt hat.
 
Wer am Ende der Runde auf der Terrasse sitzt und die Bahn 18 hinunterblickt, weiß warum: Dank der B31 ist die Anfahrt zum Club problemlos und zügig. Einmal ab von der Straße ist die Erholung zum Greifen nahe. Das naturnahe Ambiente ist erhalten geblieben. Der angesehene Traditionsclub ist an den Aufgaben und Heraus­forderungen der letzten Jahr­zehnte gewachsen.

von Petra Himmel und Stefan Heigl (Fotos)

Golf-Club Lindau-Bad Schachen
Adresse: Am Schönbühl 5, 88131 Lindau
Telefon/Fax: 08382/961 70; 08382/96 17 50
Internet: www.gc-lindau-bad-schachen.de
Gründungsjahr: 1954
Platz: 18 Löcher, Par 71; Herren (gelb) 5.776 m, Slope 122, CR 71,2; Damen (rot) 5.054 m, Slope 123, CR 72,1
Greenfee: 55 Euro Mo. bis Fr., 65 Euro Sa., So. und
Feier­tage; VCG-Spieler 80/95 Euro; Handicap -36
erforderlich
Trolley: 3 Euro, E-Trolley: 15 Euro, Cart: nein
Gastronomie: 365 Tage ohne Ruhetag
Hotelempfehlung: Bayerischer Hof in Rehlings; Lindauer Str. 85, 88138 Weißenberg; Tel.: 08389/920 10; Fax: 08389/92 01 99; EZ ab 45 Euro, DZ ab 75 Euro.
Anfahrt: Autobahn A96 Richtung Lindau, Ausfahrt Sigmarzell-Scheidegg. Nach ca. drei Kilometern der Beschilderung zum Golfplatz folgen.

GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 4    Clubhaus: 5    Service: 5    Gastronomie: 5

                        Gesamt: 4 1/2

*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.