Clubstory

GC Ruhpolding: Aktive Erholung

Sonnenuntergang über der 18. Bahn des GC Ruhpolding (Par 4
Wer meint, ein Golfplatz in den Bayerischen Alpen müsste ziemlich hügelig sein, ein ständiges Auf und Ab und schwierige Schläge in prekären Hanglagen offerieren, der sieht sich im Falle des 18-Löcher-Meister-schaftsplatzes des GC Ruhpolding getäuscht. 
  
Der 1993 mit neun Löchern (Architekt Kurt Rossknecht) eröffnete und 2007 von Thomas Himmel zu 18 Löchern ausgebaute Platz im südöstlichen Ortsteil Zell ist äußerst angenehm zu bespielen und zu begehen. Die 86 Hektar am Fuße des Rauschbergs (1.645 m ü. M.) sind sanft hügelig, und nur zweimal geht es wirklich ernsthaft bergauf. Zum zwölften Grün respektive 13. Tee sowie zum 15. Grün. Carts sind selbstverständlich vorhanden, aber nicht wirklich zwingend notwendig. 
  
Clubpräsident Herbert Fritzenwenger (bekannt als ZDF-Biathlon-Experte) hat recht, wenn er feststellt: „Wir haben einen sportlich fairen und nicht allzu schweren Golfplatz.“ Wer die ersten neun Löcher absolviert hat, wird festellen, dass an einigen strategisch wichtigen Stellen am und im Fairway sowie um einige Grüns Rasenmulden statt Bunker platziert sind. Die Sandhindernisse fehlen dem neutralen Beobachter zum einen als optische Hilfe und zum anderen als Hindernis. 
  
Die Bunker waren im Masterplan von Architekt Kurt Rossknecht durchaus vorgesehen, wurden aber von den Behören nicht genehmigt. Die Begründung: Die hellen Flecken in der grünen Landschaft stören vom Rauschberg den Panoramablick auf Ruhpolding. Gegen diesen Unsinn ist Fritzenwenger beharrlich vorgegangen und hat endlich in der Gemeinde Gehör gefunden. Die Bunker an der 3, 4, 5 und 9 dürfen gebaut werden – auch weil der Golfplatz spätestens seit dem Ausbau 2007 immer mehr zu einem touristischen Zugpferd gereift ist.
  
Der Club verfügt mittlerweile über – man höre und staune – 1.200 Mitglieder. Ein gutes Drittel stammt aus der Region, die Mehrheit ist in Besitz der attraktiven Fernmitgliedschaft „Freizeit-und-Erholung“ (Wohn­sitz 70 Kilometer von Ruhpolding entfernt) für eine Jahresgebühr von 520 Euro.
  
Rund 6.000 Greenfeerunden werden im Jahr in Ruhpolding gespielt. Für einen Alpenclub, dessen Saison witterungsbedingt frühestens Anfang April beginnt und Ende Oktober – bzw. wenn der erste Schnee fällt – aufhört, eine ganz beachtliche Zahl. Von Freitag bis Sonntag wird der Spielbetrieb über Startzeiten geregelt.
  
Überhaupt ist die Region für Golftouristen überaus interessant. Im Umkreis von 60 Autominuten befinden sich 40 Golfplätze. Der Flughafen Salzburg ist 35 Kilometer entfernt, bis nach München sind es 140 Kilometer.
Mit fünf weiteren Clubs (Chiemsee GC Prien, GC Höslwang, GC Schloss Elkofen, GC am Obinger See, GC Reit im Winkl/Kössen) sowie der Priener Tourismus GmbH hat der GC Ruhpolding die Chiemsee Golfcard ins Leben gerufen. Für 140 Euro kann man vier verschiedene Plätze spielen (Info: www.tourismus.prien.de).
  
Der GC Ruhpolding gehört nicht zu den schwersten, mit Sicherheit aber zu den schönsten Clubs der Region. „Das Panorama ist unser Faustpfand“, weiß Präsident Fritzenwenger. „Das kann kein Architekt bauen.“ Stimmt! Was die Herren Rossknecht und Himmel in die Panoramalandschaft gezeichnet haben, ist auch nicht zu verachten. Das mit Abstand schwerste Loch ist gleichzeitig auch das längste (535/464 m) und höchst gelegenste. Vom 13. Tee drivt man in eine 23 Meter tiefer gelegene Senke, deren Landezone durch einen Bachlauf eingeengt ist. Den zweiten, dritten und eventuell auch vierten Schlag begleiten Ausgrenzen zur rechten und linken Seite. 
  
Sollte sich am 14. Tee ein durchtrainierter, dunkelhaariger Herr – allein oder in Begleitung von zwei Buben – einfädeln, so dürfte es sich um den mehrfachen Biathlon-Olympiasieger und -Weltmeister Ricco Gross und seine Söhne Marco und Simon handeln. Gross zählt zu den Vielspielern im GCR und geht abends vor Sonnenuntergang gerne noch ein paar Löcher. Kann man durchaus verstehen, den schönsten Blick in die Bayerischen Alpen und über den gesamten Golfplatz hat man nämlich vom 16. Tee. Hier sollte man einen Moment verweilen und einfach genießen.
Club der Weltmeister und Olympiasieger

Zahlreiche ehemalige und aktive Biathleten greifen mittlerweile zwecks aktiver Erholung zum Golfschläger. Darunter Tobi Angerer, Michi Greis, Kati Wilhelm, Andi Birnbacher und der legendäre Fritz Fischer, der mit einem Handicap von 6,4 der sicherste Birdie-Schütze unter den Skijägern ist.
  
Für den arrivierten Golfer passt das Angebot in Ruhpolding. Investieren möchte Fritzenwenger noch in den Übungs- und Einsteigerbereich. Sechs bis neun Kurzlöcher sind in Planung. „Ich denke, dann sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt“, so der Präsident.
  
Das Projekt sollte abgeschlossen sein, bevor der 6.828-Seelen-Ort sich voll und ganz auf das nächste große Highlight konzentriert. 2012 wird nach 1979, 1985 und 1996 zum vierten Mal in Ruhpolding die Biathlon-Weltmeisterschaft ausgetragen.

Golf Club Ruhpolding
Adresse: Rauschbergstraße 1a, 83324 Ruhpolding
Telefon/Fax: 08663/24 61; 08663/412 43
E-mail/Internet: info@golfclub-ruhpolding.de / www.golfclub-ruhpolding.de
Gründungsjahr: 1989
Platz: 18 Löcher, Par 71, 5.661 m (Gelb), 4.852 m (Rot); CR/Slope: 69,4/122 (G); 70,7/120 (R)
Greenfee: 45 Euro (wochentags) / 55 Euro (Fr. ab 12.00 Uhr – So.), VcG zugelassen (60 Euro / 70 Euro), telefonische Anmeldung, Wochenende Startzeiten, Mo. – Fr. vor 09.00 Uhr 30 Euro.
Trolley/E-Trolley/Cart: 5 Euro / 10 Euro / 20 Euro
Gastronomie: April bis November täglich 10.00 – 23.00 Uhr.
Hotelempfehlung: Gasthof Fischerwirt (Tel.: 08663/17 07) direkt am 1. Tee;Vier-Sterne-Hotel Ortnerhof
(Tel.: 08663/882 30) nur wenige Drives entfernt hinter dem 4. Tee.
Anfahrt: A 8 Ausfahrt Siegsdorf Richtung Ruhpolding. Der B 305 Richtung Reit im Winkl folgen. In Ruhpolding
angekommen, an der Ampelkreuzung links in die Zellerstraße. Ab der Zellerstraße Golfplatz ausgeschildert.

GOLFmagazin-Bewertung*
Platz: 4    Clubhaus: 3    Service: 5    Gastronomie: 4

Gesamt: 4 Bälle

*Platznote doppelt gewichtet, es gibt maximal 6 Bälle.