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120. US Open Erster Major-Streich von DeChambeau

Der Amerikaner Bryson DeChambeau hat im Winged Foot GC in einer beeindruckenden Art und Weise mit der US Open sein erstes Major gewonnen.

Rory McIlroy war einer von vielen Teilnehmern, der stets betonte, man habe in Winged Foot keine Chance, wenn man die Fairways verfehle. Der Platz nördlich von New York ist immer eine Herausforderung, doch für die US Open hat man ihn nochmals so verschärft, dass auch die Besten im Rough gnadenlos an ihre Grenzen stoßen sollten. Einer nicht!

 

DeChambeau traf genau 23 von 56 Fairways in diesen vier Runden.

Nicht gerade viel, und trotzdem stand er am Ende nach einer überragenden Finalrunde ganz oben. Er siegte mit sechs Schlägen Vorsprung auf Matthew Wolff (USA) und war mit einem Gesamtscore von sechs unter Par der einzige Spieler in den roten Zahlen. »Mir fehlen die Worte, das ist das komplette Gegenteil, was man von einem US Open Champion erwartet«, merkte McIlroy an.
Die Fachwelt staunte, die Konkurrenz staunte, ja, irgendwie staunten alle über die Vorstellung des Bryson DeChambeau. Der 27-Jährige, das ist bekannt, tickte schon immer anders. Er tüftelt gerne und geht dabei mit seinem Faible für Mathematik und Physik vor wie ein Wissenschaftler. Der feine Unterschied: Er steht nicht im weißen Kittel im Labor, sondern sein Arbeitsplatz ist der Golfplatz. Und die Mucki-Bude! Vor nicht mal einem Jahr hatte er mitteilen lassen, dass man in absehbarer Zeit einen anderen DeChambeau sehen und erleben werde.

 

Der Kalifornier hatte ordentlich an Gewicht und Muskelmasse zugelegt.

Bei dem Re-Start der PGA Tour im Juni präsentierte sich – zumindest optisch – ein ganz anderer DeChambeau. Da war plötzlich ein Schrank mit 1,85m Körpergröße und 109 Kilo Lebendgewicht auf der Tee-Box. Sein Äußeres wirkte einschüchternd und seine Abschläge ebenso. Er spricht von einem Prozess der physischen Transformation, der noch nicht abgeschlossen sei. Der Titel bei den US Open soll nur der erste Major-Streich gewesen sein.

Von einem ästhetischen Schwung war er immer Lichtjahre entfernt, das ist egal. Er hat den Ball immer ordentlich nach vorne befördert, nur nach der Verwandlung hämmert er mit einer Brachialgewalt auf die Kugel, dass man Mitleid mit dem Spielgerät bekommen kann und um dessen Haltbarkeit fürchtet. Nicht umsonst haben ihm die Amerikaner den Spitznamen Hulk verpasst.
Während seine Mitbewerber alles unternahmen, um die Bälle in Winged Foot auf die kurzgeschnittenen Fairways zu befördern, klappte er das Visier herunter und zimmerte mit Urgewalt drauf. Hauptsache lang. Verrückt? Nein, er machte das mit voller Berechnung und dem Wissen, dass er mit seiner Kraft das Rough bezwingen konnte. Sein Plan ging auf. »I did it«, teilte er seinen Eltern in einer Videoschalte direkt nach dem Triumph mit und schaltete dann Minuten später in den Missionarmodus um: »Mit der Art wie ich spiele, sorge ich dafür, dass man anders über Golf denkt.«
DeChambeau hat noch lange nicht fertig. Sein nächstes Projekt ist ein Experiment mit einem 48 Inch-Driver, um konstant eine Ballgeschwindigkeit jenseits der 200 Meilen zu erzeugen. Das klingt furchterregend.

Zwei Deutsche waren bei der US Open vertreten. Stephan Jäger, der eine Einladung über die KornFerry Tour erhielt, wurde starker 34. während Martin Kaymer knapp am Cut scheiterte.

Stephan Jaeger mit einem starken 34. Platz bei den US Open 2020. (copyright Darren Carroll/USGA)
Martin Kaymer hatte mit den extremen Bedingungen im Winged Foot Golf Club zu kämpfen und verpasste den Cut knapp. (copyright Chris Keane/USGA)

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