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Im Fokus: Golfing Moms

Golfing Moms
Paula Creamer mit ihrem Kind

Golfing Moms. Die Vereinbarung von Kind und Sportkarriere ist vor allem für Profispielerinnen herausfordernd. Während einer Schwangerschaft sind die Athletinnen eingeschränkt wettbewerbsfähig. Nach der Entbindung gilt es den Trainingsrückstand wieder aufzuholen und dann müssen zukünftig das Reisepensum in Kombination mit der Kinderbetreuung organisiert werden. Ein Kraftakt.

Und sicherlich auch der Grund dafür, dass von den knapp 2.300 Mitgliedern der amerikanischen LPGA lediglich 27 aktive Spielerinnen Mütter sind, die das Angebot der Smucker’s LPGA »Moms on Tour« nutzen, um mit Kind und Kegel um den Globus zu jetten. 

LPGA unterstützt Mütter 

Mutterschutz und Elternzeit sind keine Selbstverständlichkeit; schon gar nicht in den USA, wo Arbeitgeber nur für bis zu zwölf Wochen nach der Entbindung verpflichtet sind, den Arbeitsplatz freizuhalten. Auf der LPGA Tour ist das anders: Seit über 25 Jahren gibt es das Smucker’s LPGA Child Development Center. Dieses erste reisende Kinderbetreuungszentrum im Profisportsektor ist bei allen LPGA-Tour-Events vor Ort und bietet für die Tour-Mitglieder und -Mitarbeiterinnen kostenfreie Kinderbetreuungsdienste mit festangestellten (und nicht wechselnden) Betreuerinnen an.  

Zusätzlich führte die LPGA Tour 2019 eine neue Mutterschaftsregelung ein, die es den Spielerinnen erlaubt, ihren aktuellen Spiel-Status für bis zu zwei Jahre einzufrieren, um sich auf die Schwangerschaft und den Nachwuchs konzentrieren zu können. Eine zusätzlich finanzielle Absicherung gibt es zwar nicht, doch zumindest entstehen keine zusätzlichen Betreuunskosten.   

Dank Smucker’s LPGA Kinderprogramm werden die Profi-Spielerinnen nicht vor die Entscheidung gestellt: Kind oder Karriere? Zu den Smucker’s LPGA »Moms on Tour« gehören neben jüngst Sophia Popov und Caro McDede (ehemals Masson) auch Paula Creamer, Juli Inkster, Azahara Muñoz, Michelle Wie West, Cristie Kerr, Cheyenne Woods und viele weitere. 

Früher: Karriereende von Weltstars  

Vor weniger als 20 Jahren beendeten Elite-Sportlerinnen noch zugunsten der Familie ihre Karriere: Mit 72 LPGA-Titeln und einer 60-wöchigen Führung der Weltrangliste (seit der Einführung 2006) war Annika Sörenstam quasi der Tiger Woods des Damensport. Bis heute ist die Schwedin mit Abstand die erfolgreichste Europäerin auf der LPGA Tour. 2008 wendete sie sich vom aktiven Tourleben ab. Der Grund: »Ich habe andere Prioritäten in meinem Leben.« Heute liebt es die zweifache Mutter mit ihrer Familie Golf zu spielen. 

Golfing Moms

Ein weiteres prominentes Beispiel ist Lorena Ochoa. Die 27-fache LPGA-Tour-Gewinnerin löste Sörenstam unmittelbar ab und war von 2007 bis 2010 für 158 Wochen unangefochten an der Weltspitze. Am Zenit ihrer Karriere gab auch die Mexikanerin ihren Rücktritt 2010 bekannt. Sie erklärte: »Als ich da draußen war, habe ich an andere Dinge gedacht. Ich wollte zu Hause sein. Ich wollte nah bei meiner Familie sein.« Ochoa hatte im Dezember 2009 geheiratet. April 2011 gab sie ihre erste Schwangerschaft bekannt, mittlerweile ist sie Mutter von drei Kindern. 

Risiko Familie 

Auch Karen Stupples (AIG Women’s Open Siegerin 2004) bekam zu spüren, dass der Wunsch nach einer Familie eklatante Folgen für ihre Karriere und eine finanzielle Absicherung hat. Nachdem sie 2006 (vor weniger als 20 Jahren!) ihre Schwangerschaft bekanntgab, war die Folge: »Keiner meiner Sponsoren blieb bei mir. Sie verließen mich und ich war mir nicht sicher, ob man tatsächlich ein Kind haben und gleichzeitig auch Profigolf spielen könne«, berichtete Stupples. Vor so eine Entscheidung sollte niemand gestellt werden. Der Engländerin gelangen später noch einige Spitzenplatzierungen; auch bei einem Major (Top 5), wie zuletzt 2010 beim Kraft Nabisco Championship.  

Starke Sieger-Mütter

Es gibt sie, die Power-Mütter, denen der Spagat gelingt: Susie Maxwell Berning, Nancy Lopez, Julie Inkster und Catriona Matthews gewannen auch nach der Geburt ihrer Kinder Major-Titel. Insbesondere für Berning bemerkenswert: Die elf-fache LPGA-Tour-Siegerin der 60er und 70er Jahre holte zwei ihrer vier Major-Titel, als sie bereits zweifache Mutter war – und damals gab es noch Kinderbetreuung auf der Tour.   

Bei Spitzenleistungen von Müttern muss auch Suzann Pettersen gehuldigt werden. Die Norwegerin versenkte den entscheidenden Putt beim Solheim Cup 2019. Dabei kam sie nur dank »Captain’s Pic« ins Team. Sie hatte aufgrund einer komplizierten Schwangerschaft 20 Monate kein Turniergolf gespielt. Mütter setzen eben manchmal ungeahnte Kräfte frei. Wir dürfen gespannt sein, wie es mit diesen prominenten Müttern weiter gehen wird.