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Road Hole brachte Siem und Kaymer aus der Spur

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Von Detlef Hennies

Es ist eines der berühmtesten Golflöcher der Welt: die 17 auf dem Old Course in St. Andrews, ein rund 450 Meter langes Par 4, bei dem der Drive über einen Anbau des Old Course Hotels gespielt werden muss. Weil direkt hinter dem Grün eine kleine Straße verläuft, heißt es passenderweise Road Hole. Wie der Weg, der mitten durch die Fairways 1 und 18 verläuft, ist auch der Teerstreifen am Road Hole ein ganz normaler Bestandteil des Platzes. Was bedeutet: Auch wenn der Ball mitten auf der Straße zum Liegen kommt, muss er von dort gespielt werden. Die knappe Begründung der Schotten: der Platz war lange vorher da, bevor irgendwann mal die Planierraupen kamen. Punkt.
Marcel Siem jedenfalls kam nach einem ordentlichen Start am Donnerstag (sprich Par) mit diesem Road Hole überhaupt nicht mehr klar. Eine 7 (Triplebogey) am Freitag, ein Bogey am Samstag, und gestern, zum schlechten Schluss, noch ein Doppelbogey. Eines der besonderen Art, denn Siem versenkte seinen Drive nach nur 100 Metern links im Gras. Der Ratinger, der in St. Andrews seinen 30. Geburtstag und sein erstes Major-Turnier überhaupt feierte: Das ist mir noch nie passiert. Vor dem Ball war ein kleiner Huckel, den ich irgendwie erwischt haben muss. Ich kann noch nicht mal genau sagen, was da schiefgegangen ist. Jedenfalls hämmerte er den zweiten Schlag ebenfalls viel zu weit nach links, den dritten vors Grün und nach drei Putts stand die 6 auf der Scorekarte. Am Ende landete Siem, der mit einer 67 grandios ins Turnier gestartet war (plus Runden von 75, 74, 70), mit insgesamt zwei unter Par auf Rang 27.
Auch Kaymer notierte am Sonntag eine 5 an der 17. Nach einem guten Drive hatte er die Annäherung zu lang gelassen, so dass der Ball runter vom Grün lief und, na klar, auf der Straße liegenblieb. Kaymer: „Das war ein strategischer Fehler, Ich hätte den Ball einfach aufs Grün laufen lassen müssen. Den dritten von der Straße habe ich dann zu spät getroffen, so dass der Ball viel zu lang wurde.“ Noch ein Chip, ein sehr guter Putt Bogey.
Der Mann aus Mettmann, der als Dritter in die letzte Runde gegangen war, hätte nach eigenen Aussagen „Zweiter werden müssen, weil ich das spielerisch drin gehabt hätte. Bei mir ging am Sonntag mit dem Putter allerdings gar nichts.“ Die Krönung in negativer Hinsicht: Vier Putts auf der 18, bei der Kaymer seinen Drive direkt in die Senke vor dem Grün gehämmert hatte (ins sogenannte Valley of Sin, ins Tal der Sünde). Der erste Putt lief ein paar Meter nach links versetzt wieder vom buckligen Grün herunter. Der zweite schaffte es gerade so hinauf, und erst nach zwei weiteren Schlägen war der Ball drin. Für den 25-Jährigen das dritte Bogey in Folge und der Absturz auf Platz 7 (69+71+68+74=282 Schläge; 6 unter Par und 10 Schläge hinter Sieger Louis Oosthuizen). Kaymer in einer Mischung aus Trauer, Ärger und Ratlosigkeit: „Ich bin total geschockt und werde ein paar Tage brauchen, bis ich das verdaut habe. Hier wäre echt mehr drin gewesen.“