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Der „Breaking-60-Club“

Die nächste 58er Runder steht in den Geschichtsbüchern des professionellen Golfsports. Frankie Capan III hat am Donnerstag bei der Veritex Bank Championship in Texas das scheinbar Unmögliche geschafft.

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Frankie Capan III posiert mit seiner 58er Scorecard

Eine Runde unter 60? Das gibt es normalerweise nur beim alljährlichen 4er-Scramble im Heimatclub, wo die betrügerischsten aller Mitglieder sich in einem Team zusammengefunden haben, und sich auf ihrer Genussrunde natürlich selbst kontrollieren. Anders ist das auf der Tour. Nachdem Christobal del Solar im März diesen Jahres mit einer 57 eine neue Bestmarke gesetzt hat, schrammt der nächste Korn Ferry Pro nur knapp am Rekord des Chilenen vorbei.

Frankie Capan III reihte sich am Donnerstag in eine der überschaubarsten Eliten des Golfsports ein. Um eine solche Runde zu spielen, verlangt es an mehr als einem herausragenden Golfspiel und gutem Wetter. Der sogenannte Tunnel war dem 24-jährigen Amerikaner nach seiner Runde durchaus anzusehen. Das niedrige Ergebnis war Frankie im ersten Moment nicht einmal Bewusst.

Der Erste unter 60

Wir reisen zurück ins Jahr 1977. Star Wars feiert mit der Episode IV Kinopremiere und der Apple II Computer kommt auf den Markt. Al Geiberger spielt unterdessen eine solide Golfsaison. Beim Memphis Classic ist es dann soweit. Al erwischt einen Sahnetag und der Putter läuft heiß. Elf Birdies und ein Eagle zierten am Ende die historische Scorekarte des damals 39-jährigen.

Geiberger gewann das Turnier, trotzdem er die anderen drei Runden mit 72-72-70 beendete. Er ist bis heute der einzige Spieler, der ein PGA-Turnier ohne eine Runde in den 60ern gewann.

Al Geiberger beim Masters 1976

14 Jahre unantastbar

Der Rekord sollte anhalten. Erst 1991 war es Chip Beck, der in die Fußstapfen von Geiberger treten konnte. In der dritten Runde des Las Vegas Invitational auf dem Sunrise Golf Course, spielte Chip sich in Rage und schoss sagenhafte 13 Birdies. Auf dem Par 72 Kurs resultierte das in besagter 59. Das Turnier konnte Chip nicht gewinnen. Er wurde geteilter Dritter.

“The way I did it today, I could have shot 59 anywhere.”

Chip Beck

Comeback des Jahrhunderts

Es dauerte 14 Jahre zwischen der ersten und zweiten 59er Runde in der Geschichte der PGA Tour. Es vergingen weitere acht Jahre, bevor die dritte erzielt wurde. David Duval spielte die Schlussrunde des Bob Hope Chrysler Classic 1999. Nach drei Runden lag er sieben Schläge zurück, notierte dann jedoch zehn Birdies auf den ersten 17 Löchern der Schlussrunde. Auf dem Par-5 18. Loch gelang ihm ein Eagle durch einen 2-Meter-Putt, um die 59 zu erreichen und den Sieg zu sichern. Duvals 59 war die erste, die in einer Finalrunde erzielt wurde.

Die 59 ist durchbrochen

Jim Furyk, Ryder Cup Kapitän von 2018, hat das Kunststück sogar zweimal vollbracht. Am 7. August 2016 wies Furyk den Rest des Feldes in seine Schranken. Auf dem Par 70 TPC River Higlands Course gelangen ihm zehn Birdies und ein Eagle. Furyk ist der zweite, der eine 58 erzielen konnte und der erste, dem es zwei Mal gelang, die 60 zu durchbrechen. In der zweiten Runde der BMW Championship 2013 spielte er eine 59.

Nachdem Bryson DeChambeau im letzten Jahr auf dem Old White Course in West Virginia zur niedrigsten Runde der jungen LIV-Historie aufteete, entbrannten erneut Streitereien über die sozialen Medien. Furyk kommentierte, dass seine Runde mehr Wert sei, da sie im Vergleich zu DeChambeaus 58 „zählt“. DeChambeau reagierte darauf wie zu erwarten war: Es ist ihm egal.

Die erste 58

Nur eine Woche vor Jim Furyk durchbrach kein Geringerer als Stephan Jäger die zuvor magische 59. Bevor er sechs Mal Sieger auf der Korn Ferry Tour wurde, war Jäger ein (den Meisten) relativ unbekannter junger Profi, der seinen Platz auf der Tour finden wollte. Das alles änderte sich in der ersten Runde des Ellie Mae Classic 2016 im TPC Stonebrae, als Jäger mit einer 12-unter-58 eröffnete, dem niedrigsten Score in von der PGA Tour sanktionierten Wettbewerben zu diesem Zeitpunkt.

Stephan Jäger mit der Trophäe des Ellie Mae Classic 2016 – im Hintergrund das historische Scoreboard

Mit Scheffler war zu rechnen

Scottie Scheffler war schon vor einigen Jahren anzumerken, dass aus ihm einmal ein Großer wird. Bei der Northern Trust 2020 auf dem TPC Boston setzte die Nummer eins der Welt mit seiner 59 ein Ausrufezeichen. Es war das zwölfte Mal, dass ein PGA-Spieler die 60 durchbrach.

Mister 57

Die Liste des Clubs wurde in diesem Jahr um drei weitere Spieler ergänzt. Neben Joaquin Niemann und Frankie Capan III, war es Cristobal del Solar. Der Chilene schoss schon auf den ersten 9 Bahnen des Country Club de Bogotá-Pacos mit einer 27 den neuen Korn-Ferry-Tour-Rekord. Drei Birdies und ein Eagle auf den zweiten Neun verhalfen ihm zur neuen Bestmarke.

Die einzige 59 auf der LPGA-Tour

Auch im Damengolf wurde die 60 bereits durchbrochen. Von wem, können Sie sich wahrscheinlich schon denken. Annika Sörenstam ist mit ihrer 59 bei der Standard Register Ping in Phoenix 2001 die bislang einzige Dame, der es gelang. Es bleibt nur eine Frage der Zeit, bis Nelly Korda sich zu ihr gesellt.

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