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Tobias Strobl

Wie schnell es im Fußball mit schweren Verletzungen gehen kann, zeigt die aktuelle Saison der Bundesliga eindrucksvoll – eine Reihe von Kickern, darunter klangvolle Namen, waren bereits verletzt. Tobias Strobl ist einer davon.

Tobias Strobl? Kennen Sie nicht? Okay, das ist auch keiner, der Woche für Woche im Mittelpunkt steht. Aber Strobl (27) ist einer, der in der Fußball-Bundesliga mit einer echten Besonderheit aufwarten kann: Der gebürtige Münchner, der vor einigen Tagen wieder auf den Trainingsplatz zurückkehrte, war ein richtig guter Golfer, der in seiner Jugend sogar zu Meisterehren kam. GJ sprach mit dem Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach, der mit 15 Jahren Bayerischer Jugendmeister im Golf war, über seinen zweiten Lieblingssport.

Herr Strobl, Kreuzbandriss, Meniskus schwer in Mitleidenschaft gezogen: Wie geht es Ihnen?

Danke, es ist so weit alles in Ordnung. Die Operation ist gut verlaufen. Solche Verletzungen gehören in meinem Beruf leider dazu, deshalb wirft mich das jetzt nicht so sehr um. Ich bin mir immer bewusst gewesen, dass es auch mir einmal passieren könnte, schwerer verletzt zu sein.

Schon klar, dass Sie natürlich am liebsten auf dem Fußballplatz wären, aber Golf ist jetzt auch unmöglich – doppelt bitter?

Natürlich ist es bitter, dass auch das Golfen jetzt warten muss. Aber die Zeit wird kommen, dass ich wieder auf dem Golfplatz stehe. Jetzt heißt es erst einmal: Geduld haben, der Rest kommt von alleine.

Wie oft spielen Sie normalerweise während der Saison?

Als ich in Hoffenheim war, hab ich wieder angefangen, regelmäßiger zu spielen. Wir hatten da eine kleine Golfrunde und sind fast ein Mal pro Woche zum Spielen gegangen. Und das haben wir in Gladbach auch fortsetzen können. Wir hatten nur im letzten Jahr durch die internationalen Spiele ein bisschen weniger Zeit. Für diese Spielzeit hatte ich mir eigentlich vorgenommen, in Mal wöchentlich zu spielen, aber das muss jetzt erst einmal warten.

Also immer noch Lust auf Golf?

Ja, doch. Es macht richtig Spaß und ist einfach ein schöner Ausgleich – nur es funktioniert leider nicht mehr so wie früher. Deswegen wird man dann schneller frustrierter.

Nehmen Sie noch Trainerstunden?

Nein, das nicht mehr!

Als Teenager waren Sie in Bayern Spitze im Golf und ja auch im Fußball gut. Wie sah ihr Alltag damals aus?

Als Elf- bis 13-Jähriger ging’s eigentlich noch recht gut. Alle 14 Tage war das Kadertraining im GC Eschenried, das ging immer über vier Stunden am Donnerstag. Und unter der Woche ging es in jeder freien Minute auf den Golfplatz. Aber das wurde dann immer weniger, weil ich auf der Sportschule in Taufkirchen (Walter-Klingenbeck-Schule, eine »Eliteschule« des Fußballs, Anm. d. Redaktion) war. Das war eine Ganztagsschule, und irgendwann war der Zeitfaktor das Ausschlaggebende, sich für eines zu entscheiden. Und das war bei mir Fußball, weil ich mich eher als Team-Sportler sehe.

Wie war das damals, Schule und Sport? Konnte man das gut kombinieren?

Sagen wir mal so: mehr oder weniger. Von Fußball, Golf und Schule ist die Schule am kürzesten gekommen. Aber irgendwann war ich dann doch mal fertig.

Wie fing das mit dem Golf an?

Durch meine Eltern, die beide gespielt haben. Sie haben meinen Bruder und mich, als wir kleine Kinder waren, mitgenommen und uns zum Golf gebracht. Wir sind dabei geblieben, weil es uns Spaß gemacht hat. Und wir sind beide noch begeisterte Golfspieler.

Gab’s dann viele Familienduelle auf dem Platz?

Natürlich! Mit unserer Mutter eher weniger, denn sie hat gemerkt, dass ihre Bälle nicht ganz so gut fliegen, aber mit meinem Bruder habe ich mir schon das eine oder andere Duell geliefert und leider fast immer den Kürzeren gezogen. Er ist drei Jahre älter und war immer länger als ich. Und er hat aktuell auch das bessere Handicap als ich, obwohl er kaum spielt.

Wo liegt denn Ihres zurzeit?

Oh, das weiß ich gar nicht so genau, ich hab schon ewig kein Turnier mehr gespielt. So um die elf müsste es sein.

Wäre eine professionelle Golflaufbahn für Sie eine Option gewesen?

Könnte sein, dass ich die mal so im Hinterkopf hatte, aber ausgesprochen habe ich das nicht. Da war immer das Fußballthema.

Verfolgen Sie heute den Golfsport, also das Geschehen auf den Touren?

Ab und zu. Wenn ich Zeit habe, schaue ich schon mal rein. Vor allem beim Ryder Cup bin ich dabei. Da ist ja auch ein bisschen Stimmung!

Gibt es Spieler, die Sie richtig klasse finden?

Ja, Martin Kaymer ist für mich ein richtig guter Golfspieler. Und wenn wir schon bei den Deutschen sind, muss man ja auch Bernhard Langer nennen. Seit ich mich erinnern kann, ist Langer immer »der« deutsche Golfer gewesen.

Was fasziniert Sie am Golf?

Es ist genau das Gegenteil vom Mannschaftssport. Mich fasziniert einfach, dass man bei jedem Schlag so hoch konzentriert sein muss, als ob es der letzte wäre. Und das über 18 Löcher. Und jeder Fehler wird direkt bestraft. Es ist für mich der perfekte Ausgleich zum Fußball!

Sehen Sie Gemeinsamkeiten von Golf und Fußball?

Man muss bei beidem sehr konzentriert sein, aber beim Fußball kann man seine Aggressivität anders herauslassen als beim Golf. Golf ist aber für mich nur noch Spaß, und deswegen ist es inzwischen eher entspannter bei mir.

Das bedeutet, dass Ihnen früher schon mal der ein oder andere Fluch laut über die Lippen kam?

Absolut! Leider ist auch mal der ein oder andere Schläger geflogen.

Was sind die Stärken und die Schwächen ihres Spiels?

Meine Stärken liegen im langen Spiel. Meine Schwäche ist eher, dass ich das von mir erwarte, was ich früher mal gespielt habe.

Leider ist auch mal der ein oder andere Schläger geflogen

Tobias Strobl

Wir haben vor einiger Zeit mit Ex-Nationalspieler Manuel Friedrich gesprochen, der inzwischen eine Golflehrerausbildung in Hubbelrath begonnen hat. Könnten Sie sich vorstellen, nach der Fußballerlaufbahn etwas ähnliches zu machen?

Das ist schwer zu sagen. Beruflich konzentriere ich mich im Moment voll auf meine Fußballkarriere. Was nach der Karriere als Fußball-Profi kommt, weiß ich noch nicht. Klar ist, dass ich dann wieder mehr Golf spielen werde als jetzt.

Ganz anderes Thema: Glauben Sie, dass Golf ein schlechtes Image in Deutschland hat?

Ja, das ist schon noch immer der Fall, denn immer wird angenommen, dass man aus einem wohlhabenden Hause stammt. Stimmt nicht, meine Familie hat beispielsweise auf einem Bauernhof gelebt.

Immerhin fließt im Profi-Golf und beim Fußball wahnsinnig viel Geld, zu recht?

Es hat schon ein wenig die Realität verloren. Aber man muss wissen, was dahinter steckt. Golf ist in vielen Ländern sehr beliebt und wird gern gesehen. Und Fußball ist nun mal Volkssport, deshalb ist da so viel Geld unterwegs. Das ist nun mal die Entwicklung. Trotzdem sind die Summen, die aktuell durch die Chinesen oder aber die Engländer gezahlt werden, schon ein wenig absurd.

Haben Sie eine Idee, wie man das Golf-Image in Deutschland verbessern könnte?

Es ändert sich in meiner Wahrnehmung schon, so ist zumindest mein Eindruck der letzten fünf Jahre. Ich glaube, dass wir da schon auf einem ganz guten Weg sind. Dadurch beispielsweise, dass Golf jetzt auch in Schulen angeboten wird, wird Golf schon ein wenig anerkannter als Sport. Ich hoffe einfach mal, dass jetzt viel mehr Leute versuchen, über ihren Schatten zu springen und Golf spielen

Werden oder wurden Sie in Ihren Teams eigentlich belächelt für Ihr Hobby? 

Ja, das war so und ist immer noch ein bisschen so. In der Mannschaft wird man immer noch ein wenig belächelt, wenn man sagt, dass man auf den Golfplatz geht. Aber das war mir früher egal – und ist es mir auch heute.

Sind Sie eigentlich der beste Golfer bei der Borussia?

Das würde ich schon sagen. Ich habe zwar vor meiner Verletzung gegen meine Team-Kollegen Tobias Sippel und Jonas Hofmann, der ja aus St. Leon-Rot kommt, verloren. Jedoch hab ich allein gespielt und die beiden Best-Ball.

Und wo gibt’s die schöneren Plätze? In Bayern, in Baden oder in NRW?

Natürlich finde ich meinen Heimatclub in Eschenried schön, da bin ich ja groß geworden. Aber der Golfclub von Herrn Hopp in St. Leon-Rot ist schon sehr, sehr gut. Ich habe beide Plätze immer gerne gespielt.

In der Mannschaft wird man immer noch ein wenig belächelt, wenn man auf den Golfplatz geht

Tobias Strobl