Die Gischt spritzt über die Bordwand des kleinen Motorbootes. Mit 35 Knoten fahre ich mit einer sechsköpfigen Gruppe hinaus aufs offene Meer. Fern der grünen Küste schippern wir über die seichten Wellen. In der Ferne liegt São Miguel, die größte der neun Azoren-Atolle mit 65 Kilometern Länge und 16 Kilometern Breite. Das weltweit größte amerikanische Golfmanagement-Unternehmen Troon Golf hat in diesem Jahr die Führung der beiden Golfanlagen auf der sogenannten grünen Insel übernommen und lockt mit vielseitigen Bahnen.
Bootsführer Pedro stoppt die Maschinen. Vor uns tauchen drei Blauwaldamen auf die größten und mit bis zu 200 Tonnenschwersten Säugetiere der Welt. Wenn sie wollten, könnten sie mit ihrem Gewicht leicht das Boot umstoßen doch die Meeresgiganten schwimmen friedlich in fast greifbarer Nähe vor uns im klaren Wasser das Letzte, was wir von ihnen sehen, sind ihre gigantischen Flossen, bevor sie in der endlosen Weite des Atlantiks verschwinden. „Sie ziehen von Norden nach Süden“, weiß Skipper Pedro. Insgesamt 36 Walarten wurden in den Gewässern rund um die Azoren bisher gesichtet. Pedro hat „in den vergangenen fünf Jahren viele Naturschauspiele gesehen sogar einen Wal, der von einem Hai angegriffen wurde“. Eine Delfinschule jagt hinter unserem Boot her, als wir uns zurück zur grünen Küste begeben.
Auf die Frage, wo die Azoren liegen, erntet man nicht selten fragende Blicke obwohl das sogenannte Azoren-Hoch neben dem Island-Tief alltäglich das Vokabular des Wetterberichts bestimmt, scheinen die neun Vulkaninseln auf der Landkarte im Nirvana zu liegen. Doch weit gefehlt: Die portugiesische Inselgruppe liegt nur etwa dreieinhalb Flugstunden von Frankfurt entfernt mitten im Nordatlantik. Air Berlin hat die Azoren sogar in den wöchent-lichen Flugplan aufgenommen und steuert nonstop von Nürnberg aus die Inselhauptstadt Ponta Delgada an.
Jahrelang wurden die beiden Golfplätze auf der Insel von der Organisation „Verde Golf“ betrieben. Seitdem Troon Golf für das Management verantwortlich ist, hat sich „das Bild und vor allem der Pflegezustand der Anlagen deutlich verbessert“, sagt Manager Stephen Havrilla. Angefangen von den Bällen auf der Driving Range, über die gepflegten Puttinggrüns, bis hin zu bestens ausgestatteten Umkleideräumen Troon Golf präpariert die beiden Plätze zu Vorzeigeobjekten.
Japanische Zedern auch Sicheltannen genannt und üppig blühende Hortensien rahmen die 18 Löcher des Furnas Golf Course ein. Bereits 1936 wurden die ersten neun Löcher vom schottischen Golfplatzarchitekten McKenzie Ross entworfen. 50 Jahre später wurde die Anlage in 500 Metern Höhe von Cameron & Powell auf 18 Löcher erweitert. Heute sind die beiden Teile kaum noch voneinander zu unterscheiden. Die Faiways wurden fein onduliert und bieten einen abwechslungsreichen Spielparcours.
Am späten Nachmittag lockt ein erfrischendes Bad im wohl schönsten Kratersee der Azoren: Der Lago do Fogo liegt auf zirka 600 Metern Höhe in den Bergen. Etwas Glück braucht man schon, um die Abendsonne genießen zu können, da sich oft Wolken um die hohen Bergkuppen schieben.
Der Batalha Golf Course unterliegt ebenfalls dem Troon- Golfkonzept. Das amerikanische Golfmanagement-Unternehmen ließ einige der Grüns neu gestalten und mit schnellem Bentgrass einsähen. Die schwarzen Lavasteine, die als optische Abgrenzung der 27 Bahnen dienten, wurden zum Teil komplett entfernt. Architekt Bob Cameron legte das Layout in drei einzelne 9-Löcher-Plätze an, die miteinander kombiniert werden können. Der A/B-Parcours wird als Championshipcourse genutzt. Die Azores Seniors Open fanden hier im März 2008 zum ersten Mal statt. In diesem Jahr gewann der Australier Stewart Ginn das mit 325.000 Euro dotierte Turnier, das zur European Seniors Tour zählt. Der Platz besticht durch breite Fairways, die eingebettet in dichten Wäldern liegen. Allerdings kommen die Bäume auf den ersten neun Löchern meist nur optisch ins Spiel. Die Grüns liegen bestens verteidigt auf hohen Plateaus und haben beim Anspielen ihre Tücken.
Auf den zweiten Neun rücken die alten Akazien näher an das Fairway heran. Leider sieht man auf den Par 5-Löchern trotz noch so langer Drives die Fahne auch aus 150 Metern Entfernung nicht, da Bäume des Öfteren die Sicht zum Ziel versperren. Der C-Parcours wird deutlich offener und breiter. Von den Hügeln aus hat man einen endlosen Blick auf das Meer. Mit etwas Glück kann man von hier oben sogar Delfine und Wale beobachten.
Auf dem Weg zur Hauptstadt Ponta Delgada sollte man eine Teestunde in Europas einziger Teeplantage, der Gorreana Tea Factory einlegen. Bereits in fünfter Generation betreibt die Gago da Câmara-Familie die 45 Hektar große Farm. 40 Tonnen Tee werden hier jährlich produziert und in die USA, nach Kanada, Österreich und Deutschland exportiert.
Ponta Delgada selbst ist unbedingt einen Abstecher wert. Kirchen, Theater und Restaurants findet man in dieser hübschen Hafenstadt, die sich um die Ostertage in ein buntes Blumenmeer verwandelt. Im August wurde das neue Kreuzfahrtterminal eingeweiht und die Stadt dank einer aufwändigen Landgewinnung auf das Meer hinaus erweitert. Jetzt können die Besucher über die Hafenmole flanieren und den Hauch der Weiten Welt erleben: Kreuzfahrer aus Übersee machen hier des Öfteren einen Stopp auf ihrer Fahrt nach Europa.
Im kommenden Jahr plant Troon Golf eine eigene Golfakademie zu gründen und ein Golfresort mit Hotel & Spabereich am Golfplatz zu bauen. Ein weiterer Meilenstein in der Golfgeschichte der Azoren: Ein neuer 18-Löcher-Platz soll auf der Nachbarinsel Pico enstehen das Design zeichnet Nick Faldo. Doch das ist Zukunftsmusik, und die beiden Plätze auf São Miguel sind allein schon eine Reise wert
Bewertungen:
Batalha Golf Course
5 von 6 Sternen
Adresse: Fenais da Luz,
São Miguel, Azoren
Tel.: +351/296/49 85 59
geral@azoresgolfislands.com
www.azoresgolfislands.com
Platz: 27 Löcher,
Course A/B, Par 72
Damen: 5.366 Meter,
CR 74,4/ Slope 132
Herren: 6.120 Meter,
CR 72,1/ Slope 140
Course C, Par 36
Damen: 2.699 Meter,
Herren: 3.045 Meter,
Designer: Cameron / Powell
Greenfee: 80 Euro
Fazit: Zwischen Waldschneisen und Höhenrücken eröffnet sich eine malerische Meereskulisse.
Furnas Golf Course
4 von 6 Sternen
Adresse: Fenais da Luz,
São Miguel, Azoren
Tel.: +351/296/49 85 60
geral@azoresgolfislands.com
www.azoresgolfislands.com
Platz: 18 Löcher, Par 72
Damen: 5.256 Meter,
CR 71,6/ Slope 118
Herren: 5.955 Meter,
CR 70,1/ Slope 117
Designer: Ross McKenzie,
Cameron / Powell
Greenfee: 80 Euro
Fazit: Ein gelungener & top-gepflegter Parklandcourse von Monsterabschlägen bis zu zielgenauen Par
3-Löchern in der grünen Oase kommen alle Schläger im Bag zum Einsatz. Grüns sind fein onduliert.
Infos Azoren
Lage: Die Azoren gehören zu Portugal und liegen mitten im Atlantik, 1.408 Kilometer von Lissabon
entfernt.
Anreise: Regelmäßige Flugverbindungen mit der portugiesischen Airline Grupo Sata via Frankfurt. Seit November fliegt Air Berlin jeden Montag Ponta Delgada über Nürnberg an.
Reisezeit: Durchschnittstemperaturen zwischen 13° C (Januar) und 23° C (Juli). Wassertemperatur zwischen 17 und 24° C.
Hotels: Auf den Klippen gelegen, bietet das Caloura Hotel Resort (4 Sterne) faszinierende Ausblicke auf den Atlantik.
Teetimes: Auf der Internetseite www.azoresgolfislands.com können Startzeiten direkt reserviert werden.
Tipps: Im Terra Nostra Garden einem Botanischen Garten aus dem Jahr 1780 können auf 12,5 Hektar eine Vielzahl an duftenden Blumen und exotischen Pflanzen bewundert werden. Nach einer Wanderung durch den herrschaftlichen Park locken die warmen und wohltuenden Quellen zu einem Bad.
Whalewatching: Hautnah kommen die kleinen Ausflugsboote an Wale und Delfine heran und bieten unvergessliche Erlebnisse auf hoher See. Reservierungen unter: www.terrazulazores.com
Gastronomie: Im urigen Restaurant Garajau, im Fischerort von Ribeira Quente, werden frisch zubereitete Fische in typischem Ambiente serviert. Danach sollten Sie die Atmosphäre im Hafen genießen.
Weitere Infos:
www.visitazores.org
www.calourahotel.com