Reise

Florida: Spielen wo die Stars wohnen

Im „Sunshine State“ Florida gibt es mehr Golfplätze als in jedem anderen Bundesstaat der USA. Jahr für Jahr zieht es Tausende Golftouristen aus aller Welt auf die tropische Halbinsel zwischen Atlantik und Golf von Mexiko. Kein Wunder: In Florida ist immer Sommer! GOLF MAGAZIN hat berühmte PGA Tour-Plätze und nahezu unentdeckte Perlen besucht. Von PGA National, dem Tiburón Golf Club und Naples Beach, über Innisbrook bis hin zum World Woods Golf Club – wir haben sie alle gesehen. 

Golfspielen in Florida ist aufregend, gefährlich geradezu. Auf den Plätzen lauern Bärenfallen, Schlangengruben und Alligatoren. Wasservögel mit Schnäbeln so groß, dass Golfbälle dutzendweise darin verschwinden können. Schildkröten, die sich schneller bewegen als so mancher Vierer-Flight.

Tierische Erlebnisse

Und dann noch die Furcht einflößendste aller denkbaren Kreaturen: die Terrassen-Schnattergans. Eine in Florida sehr verbreitete Erscheinung, die für Golfer immer dann am bedrohlichsten wird, wenn ihr „Nest“, die Sonnenterrasse, direkt am Fairway liegt und sie dort ihrem arttypischen Verhalten, der unkontrollierten Geschwätzigkeit, nachgeht. Aus noch nicht weiter erforschten Gründen scheint das Schnattern der Gans mit dem Aufschwung in der Nähe befindlicher Golfer synchron geschaltet zu sein und verursacht bei diesen unvermeidbare Flug-Sockets.

Die Honda Classic im PGA National ist traditionell der Start des Florida Swings der PGA Tour (Photo by David Cannon/Getty Images)

Mal abgesehen von der „Gans“ geht von der tropischen Tierwelt auf floridianischen Golfplätzen tatsächlich kaum Gefahr aus. Die Alligatoren haben – wer kann es ihnen verdenken – mehr Angst vor Golfern als umgekehrt.

Die erwähnte Bärenfalle wurde zwar von einem Bären und nicht für Bären errichtet, doch dieser „Goldene Bär“ hatte es nur auf den Score der Golfer abgesehen. Gemeint ist die berühmt-berüchtigte Schlusspassage auf dem Champion Course des PGA National Resort, deren Löcher 15 bis 17 aufgrund ihrer Schwierigkeit und in Anspielung auf den Platzarchitekten, den 18-maligen Majorsieger Jack Nicklaus („The Golden Bear“ ), einst den Spitznamen Bear-Trap erhielt.

Ähnlich verhält es sich mit der „Snake Pit“ (zu deutsch: Schlangengrube) auf dem Copperhead Course im Innisbrook Resort; doch zu diesem Golfplatz kommen wir später …

In Florida gibt es ein vielfältiges Wildlife. Dieser Bär ist allerdings nur für Golfer gefährlich. Die Bear-Trap hat schon viele prominente Opfer gefordert (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Auch wenn Sie selbst noch nie im PGA National Resort in Palm Beach Gardens gewesen sind, gibt es eine gute Chance, dass Sie den Champion Course schon gesehen haben. Seit 2007 beginnt die PGA Tour hier – rund 90 Autominuten nördlich von Miami – im Februar mit der Austragung der Honda Classic ihren sogenannten Florida-Swing.

Auf den Bär gekommen

Der Champion Course wurde 1981 von George und Tom Fazio gezielt für große Turniere designt. 1983 war er Schauplatz des Ryder Cup, als das europäische Team zum ersten Mal auf amerikanischem Boden gewinnen konnte. Und 1987 fand die PGA Championship – das ehemals vierte Major des Jahres – dort statt.  Jack Nicklaus gönnte dem Platz 1990 ein Facelift. Über die Bärenfalle sagt er: „Hier soll das Turnier gewonnen oder verloren werden.“ Zur Einstimmung auf das, was da kommt, wird man auf dem Abschlag der 15. Bahn von einer bronzenen Bärenstatue empfangen.

Der von riesigen Wasserhindernissen durchzogene Platzabschnitt gilt unter den Tour-Pros als schwerstes Finish im ganzen Turnierjahr und das, obwohl die Bahnen den meisten Spielern gut bekannt sind, weil viele Spitzengolfer im Südosten Floridas wohnen. Schlechte Schläge werden hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gnadenlos bestraft und haben kaum eine Chance, auf dem Trockenen zu landen.

Das gilt im Besonderen, wenn der Wind bläst. Der Champion Course ist eindeutig das Aufregendste am gesamten PGA National Resort. Die anderen vier Golfplätze bieten solides Resortgolf, aber keine Weltklasse. Zudem stehen die größtenteils nicht sehr hübschen, dicht aneinander gedrängten Wohnhäuser an vielen Spielbahnen einfach zu nah an den Fairways. Der Hotelkomplex von 1980 hat mittlerweile Patina angesetzt und könnte eine Frischekur gut vertragen.

Der Tiburón Naples, der ebenfalls schon Gastgeber auf der PGA Tour war und ist

Exklusives Star-Feeling in Florida

Auch in Naples an Floridas Südwestküste am Golf von Mexiko herrscht kein Mangel an Golfplätzen. Kein Wunder: Naples kann man sich vorstellen wie das Sylter Kampen in den Tropen. Schön, sauber, die Straßen mit herrschaftlichen Villen und teuren Sportwagen gespickt. Im Tiburón Golf Club, der zum Ritz-Carlton Golf Resort Naples gehört, ist dann auch alles etwas exklusiver.

Junge freundliche Herren tragen den Gästen das Golfbag vom Kofferaum direkt zum Buggy. Die Anmeldung im Pro-Shop hinterlässt bei uns dagegen den Eindruck, nicht unbedingt willkommen zu sein. Die Mitarbeiter hochnäsig zu nennen wäre ein mildes Urteil.

Vielleicht hat sich der gute Sekretär auch nur noch nicht vom Stress der Vorwoche erholt. Denn nur zwei Tage vor unserem Besuch endete im Tiburón das Franklin Templeton Shootout, ein Turnier der PGA Tour, dessen Gastgeber kein Geringerer als der ehemalige Weltranglistenerste und Super-Unternehmer „Great White Shark“ Greg Norman ist. Wie passend, dass „Tiburón“ aus dem Spanischen übersetzt Hai bedeutet. Noch so ein Raubtier.

Der Stärkere gewinnt (Photo by Sam Greenwood/Getty Images)

Greg Norman ist auch der Architekt beider 18-Löcher-Meisterschaftsplätze im Tiburón Golf Club, dem Black- und dem Gold-Course. Das flache Areal ist geprägt von Pinien und Palmen. Gestreute Schläge werden verlässlich von den zahlreichen Wasserhindernissen und riesigen – absolut perfekt gepflegten – Bunkern gestoppt, welche die Fairways flankieren. Der Pflegezustand ist das Herausragende an dieser Anlage. Hier steht kein Grashalm krumm und die makellosen, pfeilschnellen Grüns sind von einer Qualität, die es in Deutschland nicht gibt; zumindest ein paar Tage, nachdem die PGA Tour dort war.

Naples Beach lädt nicht nur Golfer zum Träumen ein

Zurück zum Bären, und zwar dem Goldenen. Im Naples Beach Hotel & Golf Club knackte Jack Nicklaus 1951 während eines Familienurlaubs mit nur elf Jahren zum ersten Mal die Marke von 40 Schlägen auf neun Löchern. Seither fühlt sich der beste Golfer aller Zeiten diesem Traditionsclub stark verbunden. 2016 war Nicklaus am aufwendigen Re-Design der 18 Löcher beteiligt. Ein Budget von neun Millionen Dollar stand ihm und dem Co-Architekten John Sanford zur Verfügung, um den Platz auf ein Niveau zu bringen, dass dem exzellenten restlichen Teil des „AAA Four Diamond Beachfront Resorts“ gerecht wird.

Ungewöhnlicher Roll

Auch ohne zu wissen, wie der Platz vorher aussah, lässt sich feststellen: Diese Aufgabe wurde erfolgreich bewältigt! Und alle, die den Platz nur von damals kennen, dürften eine angenehme Überraschung beim Spielen der „neuen“ 18 Löcher erleben. 

(Photo by Sam Greenwood/Getty Images)

Eine Besonderheit dieses abwechslungsreichen Platzes ist sein sandiger Untergrund. Für das oft sumpfige Florida atypisch, rollt der Ball hier auf den Fairways aus. Der Course spielt sich also „firm and fast“, wie der Amerikaner sagt.

Mit fünf verschiedenen Abschlägen auf jedem Loch variiert die Platzlänge von 4.389  bis 6.309 Metern, sodass Golferinnen und Golfer verschiedenster Fähigkeiten ihre Urlaubsrunden genießen können. Anders als im Tiburón Golf Club, wo die Wege vom Grün zum nächsten Abschlag schier endlos sind, ist die Buggy-Pflicht auf dem relativ kleinen Areal des Naples Golf Club irritierend und nur unter dem Aspekt des beschleunigten Spielbetriebs zu verstehen.