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Kaymer gewinnt mit Europa den Ryder Cup

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Trotz eines völlig indisponierten Major-Gewinners Martin Kaymer hat Europas Golfteam in einem dramatischen Finale den Ryder Cup zurückerobert und den entthronten Titelverteidiger USA um Superstar Tiger Woods frustriert nach Hause geschickt. Der 25 Jahre alte Debütant aus Mettmann zahlte in seinem Einzel am Montag gegen Dustin Johnson bitteres Lehrgeld und kassierte mit 6 und 4 die höchste Niederlage des Tages.

Dafür vollendeten seine Teamkameraden nach einem mehrtägigen Regenchaos ihre Aufholjagd und siegten bei strahlendem Sonnenschein vor 35.000 begeisterten Fans nach den abschließenden zwölf Einzeln mit 14,5:13,5 Punkten. Als US-Open-Sieger Graeme McDowell aus Nordirland gegen Hunter Mahan um 16.22 Uhr MESZ am vorletzten Loch den entscheidenden Punkt zum vierten Triumph bei den vergangenen fünf Austragungen des Erdteilkampfes der Emotionen sicherte, brachen dieses Mal nicht am Himmel, sondern rund ums 17. Grün alle Dämme.

Jubelschreie im Chor

Die zwölf Spieler mit den Kappen im europäischen Blau fielen sich in die Arme, die Spielerfrauen kamen hinzu, und auch Kapitän Colin Montgomerie und seine fünf „Vize“ schrien ihren Jubel im Chor mit den Fans lauthals heraus. Die USA warten dagegen nach der knapp 80-stündigen Golfschlacht auf der Anlage entlang des River Usk weiter auf den ersten Sieg auf europäischem Boden seit 1993.

„Ich muss meine Handbremse endlich lösen“, hatte Martin Kaymer am Vorabend erklärt, als er und seine Kollegen in den sechs Vierern 5,5 Punkten geholt hatten und mit 9,5:6,5 in Führung gegangen waren. Doch trotz einer Drei-Punkte-Führung hielt die Blockade an. Wie bereits zuvor in dem durch starke Regenfälle erstmals auf vier Tage ausgedehnten Wettbewerb wirkte Kaymer gehemmt. Mit Emotionen tut sich der Shootingsstar noch schwer.

Kaymer hadert

Dabei hatte der Weltranglistensechste in seinen drei Vierern an der Seite der Engländer Lee Westwood und Ian Poulter 2,5 von drei möglichen Punkten geholt und damit das Ergebnis des deutschen Idols Bernhard Langer bei dessen Debüt 1981 (1,5 Punkte aus vier Spielen) getoppt. Doch während seine Teamkollegen mit dem Publikum spielten und es immer wieder mitrissen, haderte Kaymer mit sich selbst und seinem Spiel.

So auch gegen Dustin Johnson, den er bei der US-PGA-Championship im Finish noch hinter sich gelassen hatte. Kaymer startete an Loch eins mit einem Drei-Putt und geriet damit gleich ins Hintertreffen. Auch in der Folgezeit konnte er seine Chancen auf den Grüns ein ums andere Mal nicht nutzen.

Dem zuvor sieglosen Johnson reichten Pars, denn Kaymer unterliefen bei zwei Birdies drei Bogeys. Nicht ein einziges Mal lag er gleichauf, seine Miene verfinsterte sich zusehends. Als Johnson vier Birdies in Serie an den Löchern 11 bis 13 spielte, war das Match entschieden.

Seine erste Niederlage an den vier Tagen kassierte Europas Führungsspieler Lee Westwood, der von Colin Montgomerie als Zeichen seines Vertrauens stets als Erster an den Abschlag geschickt wurde. Der neue Weltranglistenzweite musste sich der Nummer vier, Steve Stricker, mit 2 und 1 geschlagen geben. Die Einzel sind ohnehin nicht die Sache des Lee Westwood. Von sieben Duellen Mann gegen Mann seit 1997 verlor er zum fünften Mal.

Entscheidung an Loch 16

Unter gewaltigem Druck stand Graeme McDowell, der beim 13,5:13,5-Zwischenstand gegen Hunter Mahan unbedingt einen Sieg benötigte. Für die Vorentscheidung sorgte er an der 16, als er einen langen Birdie-Putt zum Punkgewinn lochte. An der 17 machte der Nordire dann alles klar.

Den höchsten Sieg bei den Europäern schaffte Ian Poulter mit 5 und 4 gegen den zuvor noch unbesiegten Neuling Matt Kuchar. Der 34-Jährige war mit drei Punkten gemeinsam mit Landsmann Luke Donald auch bester Scorer seines Teams. Donald siegte gegen US-Tour-Championship-Gewinner Jim Furyk. Die weiteren Punkte für den Alten Kontinent sammelten der Spanier Miguel Angel Jimenez bei seinem ersten Einzelsieg überhaupt und der italienische Debütant Edoardo Molinari. Einen halben Zähler steuerte Nordirlands Jungstar Rory McIlroy bei.

Die US-Stars Tiger Woods und Phil Mickelson fanden ihr versöhnliches Ende. Woods bezwang Edoardos Bruder Francesco Molinari nach einer Glanzrunde mit sieben Birdies und einem Eagle und kam bei seinem besten Ryder-Cup-Auftritt auf insgesamt drei Punkte. Mickelson holte gegen den Schweden Peter Hanson seinen ersten Punkt.