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Schmerzhafter Sieg für Europas Captain Thomas Bjørn!

„Ich hoffe, es gibt ein Leben nach dem 30. September!“ Das hatte mir Thomas Bjørn im Mai gesagt, als wir uns das letzte Mal länger vor dem Ryder Cup trafen. Und auch das: „Im Moment aber kann ich mir das nicht vorstellen.“

Jetzt weiß er es; jetzt, da er das europäische Team zu einem grandiosen 17,5:10,5-Triumph über die Amerikaner geführt hat. „Ich könnte nicht stolzer sein als in diesem Moment“, schwärmte er bei der Siegerehrung. „Auf meine Mannschaft, meine Co-Captains und überhaut den gesamten Kontinent.“

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Starke Worte, die nur belegen, wie intensiv diese zwölf Jungs aus England, Nordirland, Spanien, Italien, Schweden und Dänemark den berühmten „Team-Spirit“ in Paris lebten. Wir erinnern uns: Bei der Fußball-WM in Russland trat ein deutsches Team auf, das den Namen „Die Mannschaft“ aufgedrückt bekommen hatte, ohne als solche aufzutreten und entsprechend früh nach Hause flog. Die Truppe, die hier beim Ryder Cup über drei Tage quasi Hand in Hand unterwegs war, füllte diese anspruchsvolle Rolle nahezu perfekt aus. Auch deshalb, weil Captain Bjørn seine Jungs mit einer körperbetonten, schmerzhaften Wette motiviert hatte. Das Ergebnis: Demnächst muss er sich den Endstand des Turniers (17,5:10,5) eintätowieren lassen. Wo genau? „Irgendwo, wo es nur meine Freundin sieht. So oder so war diese Wette die schlechteste Entscheidung der Woche“, sprach der große Däne und grinste sich eins.

(Photo by Luke Walker/Getty Images)

Gewonnen aber haben auch Europas Fans, die genauso gut in Form waren wie ihr Team. Zwar fremdelten die französischen Zuschauer am Anfang ein wenig, sangen sich dann aber richtig warm. Spätestens, als sie von ihrem „Öropp“ (so klingt Europa eben auf Französisch) ins durchgehende „Juropp“ gewechselt hatten, war Europa auch akustisch vereint. Dieser Zusammenhalt eines im Moment sehr unruhigen Kontinents, auch wenn er nur drei Tage bei einem Sportevent demonstiert wurde, ist vielleicht der größte Verdienst dieses Ryder Cups in Frankreich.

(Photo by Mike Ehrmann/Getty Images)

Dabei fällt mir ein: Deutschland hatte sich zeitgleich mit den Franzosen um die Austragung des Ryder Cups beworben, war deutlich gescheitert. Bei der zweiten deutschen Bewerbung um den Ryder Cup 2022 setzten sich die Italiener mit dem Marco Simone Golf Club in Rom durch.

Was ist mit 2026? Sollte der Deutsche Golf Verband noch einmal antreten? Nach zwei gescheiterten Versuchen sagt mein Hirn „nein“. Nach der atemberaubend guten Umsetzung jetzt in Paris aber flüstert mein Herz ein zartes „Ja“. Die Franzosen haben, wie bei der Bewerbung versprochen, im Laufe der letzten Jahre rund 100 neue, zum Teil höchst kompakte Golfanlagen gebaut, bei denen es sehr einfach ist, mal in den Sport reinzuschnuppern. Eine solche Initiative täte, völlig unabhängig allerdings vom Ryder Cup, auch dem Golf in Deutschland sehr gut.