Reise

Im Land der Seen

Weit
Von Detlef Hennies

Essen, trinken und Sprüche klopfen! Ist es das, was wir Golfer am besten können? Nächste Frage: Wäre das ein negatives Urteil? In Kärnten keineswegs, und auf der Golfanlage Klagen-furt-Seltenheim erst recht nicht. Dort nämlich steht der knackige Dreisatz auf den Scorekarten.
Beginnen wir doch gleich mit den Sprüchen, die der Club, der am Rande der Landeshauptstadt liegt, in gedruckter oder elektronischer Form selbst klopft. Nummer eins: Der von Perry O. Dye gebaute Championship-Platz ist Member of the Leading Golf Courses und zählt zu den besten Plätzen Österreichs.
Da haben sie Recht! Schon die An- und Auffahrt kann sich sehen und hören lassen. Beim Parken knirscht der helle Kiesel dezent unter den Autoreifen, wie er es auch auf den gediegenen Grundstücken an der Hamburger Elbchaussee tut.
In entsprechender Qualität und Optik präsentiert sich das Clubhaus: Elegante, klare Lini-en, dabei funktionell und mit einem breiten Treppenaufgang in den ersten Stock, wo Sekretariat und Restaurant liegen. Von der langgezogenen und sonnigen Terrasse fällt der erste Blick aufs Wasser, wie an der Elbchaussee. Hier allerdings ziehen keine Tanker und Containerriesen vorüber, sondern ab und an stolze Schwäne und Enten ihre Bahnen.
Wasser allein aber macht ja noch keinen richtig guten Golfplatz aus. Wenn es aber in einer solchen Fülle und planerischen Intelligenz verteilt wird, hilft das schon ungemein. Gucken Sie doch bitte nochmal auf die Zeichnung auf der vorigen Dop-pelseite; dort hat Rainer Jahnke, unser Infografiker, fast so viel Blau wie Grün angemischt.
Wer meint, er müsse deshalb Schwarz sehen, kann sich entspannt zurücklehnen. Natürlich möchten Teiche, Seen und Was-serläufe auf fast allen Bahnen mitspielen. Wie eben an der 8, auf der zwischen dem Tee und Grün nichts als Wasser gurgelt.

American Style? Schottischer Links? Was denn nun?

Ein Grund zum gedanklichen Badengehen? Nein, weil Archi-tekt Dye der Anlage so viele Abschlagboxen spendiert hat, dass man Farben schon noch gut erkennen sollte. Die weißen Tees stecken ganz hinten, für Longhitter. Dann kommen die gelben Abschläge für normale Herren und noch ein Set blaue für die, die nicht so lang können oder wollen. Oder für die, die ganz entspannt über die Runde möchten und nur drei oder vier Golfbälle im Bag haben. Das hilft zwar nicht dem kleinen, gut sortierten Pro-Shop, wohl aber dem eigenen Score und der Laune.
Drei unterschiedliche Tees  pro Loch für die Herren verlangen nach einem genauso großzügigen Angebot für die Damen. Bei ihnen werden die Bahnen von Schwarz über Rot bis zu Orange immer kürzer. Für besagte 8. Bahn, dieses zauberhafte Par mit dem kompakten Inselgrün, bleiben von Rot und Orange nur noch rund 50 Meter übers Wasser. Das sollte man, wenn man sich auf einen so guten Platz wie diesen traut, schon schaffen. Es muss ja nicht beim ersten Mal sein
Der nächste Spruch über und aus Klagenfurt-Seltenheim: Der Platz vereint Charakteristika eines klassisch-schottischen Links-Courses mit Fairways und Greens im American Style. Ja, gehts auch eine Nummer kleiner? Wir vom GOLFmagazin werden ja immer ganz wuschig, wenn uns wieder einmal ein Investor seinen Allerweltsplatz als echten Links-Kurs verkaufen will. Für dieses finale Qualitätsurteil, das so viele so gern hätten, reichen ein paar Tümpel, buckelige Fairways und garstiges Rough garantiert nicht. Wers anders sieht, dem sei eine Inspektionsreise nach Schottland oder, noch besser, Irland empfohlen.
In Klagenfurt kennen sie die Unterschiede, sprechen folgerichtig von Charakteristika eines richtigen Links-Kurses. Die sind tatsächlich gegeben, wie ein Blick auf die Bahn zeigt, mit der hier alles zu Ende geht. Nach einem geraden Drive bleibt für viele nur noch ein mittleres bis kurzes Eisen ins 18. Grün. Wer vom Abschlag allerdings streut, bekommt es mit Hindernissen wie auf einem richtigen Links-Kurs zu tun: Wasser rechts fast auf der gesamten Länge und vor dem Grün, Wellen in den Fairways sowie knackiges Rough für alle, die es zu weit über die linke Seite der Bahn versuchen. Das Par (oder Birdie) als Belohnung.

Über allem thront ein Schlöss in Seltenheim

für die mutige Attacke über den großen See, das relativ sichere Bogey für den Umweg über links so vielseitig kann Golf sein, wenn ein erfahrener Architekt am Werk war.
Aber wo ist der American Style des Designers aus Denver/Colorado zu finden? Der schlägt sich in der Großzügigkeit der Anlage und der Führung der Bahnen nieder. Seltenheim war in den 90er-Jahren eines der ersten Perry-Dye-Werke in Europa. Es folgten renommierte Anlagen wie Barbaroux in Frankreich oder der New Course im spanischen San Roque; auch den Münchner Golf Club listet Dye auf seiner Webseite auf. Ganz oben aber steht Schlöss Seltenheim Royal Golf & Country Club.
Ob Schlöss oder Schloss, Fakt ist, dass auf einer Anhöhe in Sichtweite des Championship-Kurses ein stattliches Gebäude steht Schloss Selten-heim. Die Grundmauern stam- men aus dem Jahr 1668; genau wie der einzigartige Hochaltar, der die vielen Eigentümerwechsel gut überstanden hat.
Heute ist das Schloss in Privatbesitz. Mit dem Schläger in der Hand aber kann man immer mal wieder ein paar Blicke auf Haus und Hof riskieren. Rund ums Schloss nämlich verlaufen die 9 Bahnen des Romantic-Kurses, der auch zur Anlage gehört. Er führt durch dichte Wälder, an Wiesen vorbei und ziemlich viel auf und ab. Die Fairways und Landezonen sind wesentlich enger als auf dem großen Platz, die Grüns kleiner. Bedeutet: Der Romantic-Kurs ist zwar nicht so lang wie sein ausgewachsener Bruder, aber schwerer zu spielen. Dafür ist er öffentlich, gut in Schuss und gut zu Tieren, denn hier kann man seinen Hund mit auf die Runde nehmen. Wau!
Sprüche, berechtigte, haben wir genug gelesen. Wie steht es ums Essen und Trinken? Klare Antwort: Genau so gut! Chef Otmar Feistritzer und sein Team servieren im Restaurant und auf der großen Terrasse mit freiem Blick auf die Grüns 9 und 18 exquisite lokale sowie internationale Spezialitäten. Auch der Weinkeller ist so gut sortiert, dass man immer den passenden Tropfen findet.
Essen, trinken, Sprüche klop- fen das ist es, was wir Golfer können. Und wollen. Zumindest in Klagenfurt-Seltenheim!    

Ga Seltenheim
Adresse: Seltenheimer Str. 137, 9061 Klagenfurt, Kärnten/Österreich

Tel.: +43/(0)463/40 223

Fax:  +43/(0)463/40 223 20

E-Mail: office@gcseltenheim.at

Internet:www.gcseltenheim.at

Platz: 18 Löcher, Par 72
    Damen (rot): 4.957 m,
      CR 71,4 / Slope 130
    Herren (gelb): 5.888 m,
      CR 71,2 / Slope 130

Greenfee (normal): 75

Golfland Kärnten-
Greenfee-Rabatt: 20-30%

Anfahrt: A2 von Villach nach Graz, Ausfahrt
Klagenfurt Nord, Richtung Feldkirchen, nach 1 km links ab Richtung
Lendorf, im Ort nach der Apotheke rechts abbiegen, von da noch 1,5 km.

Fazit: Komplett-Angebot für Golfer aller Stärken.
Großer Championship- und halber, öffentlicher Romantic-Kurs. 7-Löcher- Pitch-&-Putt, 6-Löcher-Par 3-Kurs, überdachte Range. Sehr gutes Restaurant mit großer, sonniger Terrasse.