Reise

The Renaissance Club

The Renaissance Club, East Lothian, Scotland

Schottlands Super-Club 

Von Dagmar Kaske 

Exklusiver kann man einen Golfclub wohl nicht betreiben, als ihn ausschließlich Mitgliedern zur Verfügung zu stellen. An der schottischen Küste in East Lothian, liegt mit dem The Renaissance Course eine derart elitäre Adresse. Dass die Pforten für Gäste geschlossen sind, ist für Großbritannien eher ungewöhnlich und lässt den Championship-Course noch reizvoller wirken. Der Privatclub liegt eine Autostunde östlich von Schottlands Hauptstadt Edinburgh entfernt. Auf acht Kilometer tummeln sich entlang der Küste mit Muirfield, Gullane und North Berwick gleich drei der weltweit ältesten Plätze; auch Archerfield und weitere tolle Links-Plätze sind liegen gleich nebenan.   

Im Rahmen der Genesis Scottish Open öffneten sich für Zuschauer in diesem Juli die Pforten des Super-Clubs. Rory McIlroy wurde am Finaltag von zehntausenden jubelnden Fans förmlich zum Sieg auf dem Links Course getragen. Auch ich war vor Ort dabei. Und wäre dieses top-besetzte DP-World-Tour-Event nicht schon Erlebnis genug, konnte ich, im Anschluss an das 9-Millionen-Dollar dotierte Turnier der Rolex-Series, auf dem fein manikürten Platz selbst abzuschlagen. Das sich diese Runde als ein »Once-in-a-Lifetime-Erlebnis« auftat, war mir durchaus bewusst und ich genoss jeden Schlag, den ich auf diesem spektakulären Links Platz machte.  

Neben den Profispielern ist es seit diesem Jahr nur den 136 Mitgliedern gestattet, im The Renaissance aufzuteen. Bis vor kurzem bestand über das sogenannte Renaissance-Experience-Programm noch die Möglichkeit, den Tom-Doak-Kurs zumindest einmal im Leben zu spielen. Für eine Stange Geld, 325 Euro allein für die Runde oder 425 Euro inklusive Übernachtung, war das Spiel bisher gegen Greenfee möglich. Aus ist nun aber der Traum, zumindest für Greenfeespieler. Nur Gäste der Mitglieder sind außerhalb der Wochenenden auf Anfrage willkommen. Umso mehr schätze ich die Runde, die sich über ein abwechslungsreiches Geläuf direkt an der Meeresmündung vorbeizieht. Der US-Amerikaner Jerry Sarvadi, bis vor wenigen Wochen CEO des Renaissance Courses, hatte ein feines Gespür, als er das Gelände vom Duke of Hamilton für 99 Jahre pachtete.  

Für das Design des Links-Leckerbissens engagierte er den renommierten US-amerikanischen Golfplatzarchitekten Tom Doak, der mit diesem Projekt zum ersten Mal in Schottland das Zepter schwang. Tom Doak zeichnete die 18 Löcher in eine von Pinien bewaldete, 120 Hektar umfassende Landschaft. Doch davon ist auf dem Links Course nicht mehr viel zu erahnen. Viele Baumriesen mussten damals weichen. Tonnenweise Holz wurde gerodet, um den Sandboden für das zauberhafte Linksdesign freizulegen. Einige Pinien beließ der Architekt aus design-strategischen Gründen auf den Fairways und am Rande der Grüns stehen. Im April 2008 eröffnete Jerry Sarvadi seinen Platz, der anfänglich keinen Zugang zur Küste hatte – ein Dorn im Auge des Betreibers. 

Fünf Jahre nach Eröffnung der Anlage, gelang es Jerry Sarvadi mit der »Honourable Company of Edinburgh Golfers« kostbares Land am Wasser zu tauschen. Damit war es ihm möglich, seinen Platz umzubauen und drei neue Bahnen unmittelbar entlang des Ufers am Meeresarm »Fifth of Fourth« anlegen zu lassen. Ein zauberhafter Strip ist am Wasser, mit malerischem Blick auf eine kleine unbewohnte Insel, entstanden. Die neuen Löcher 9 bis 11 verbinden den Platz nun mit dem Wasser und schmiegen sich an den Rand der Klippen. Von hier aus weht es meist ordentlich. So auch auf meiner Runde. Aber was erwartet man auf einem Links-Kurs? Immerhin mussten auch die Profis am Finalsonntag mit orkanartigen Winden kämpfen.  

Die Grüns sind am Tag nach dem DP World Tour Event noch fast so schnell, wie bei McIlroy und Co. Glücklicherweise halten die Bälle die Spur auf dem stark ondulierten Untergrund. Alte Mauern, die Tom Doak in der Landschaft beließ und die sich an die Bahnen und Grüns schmiegen, verleihen dem Platz eine optisch hübsche Note.  

Der Pflegezustand der Anlage ist makellos; kein Wunder nach einem hochkarätigen Profiturnier. Doch allein für die Mitglieder sollen die Greenkeeper das gesamte Jahr an den Bahnen feilen und den Platz auf einem Topniveau halten. Jerry Sarvadi, der seinen CEO-Posten kürzlich an seinen jüngeren Bruder John übergab, legt Wert auf Spitzenklasse, auf allen Ebenen. Vor wenigen Jahren engagierte er Profigolfer Padraig Harrington, um mit Tom Doak zusammen den Boden zu optimieren. Seitdem wurde tonnenweise zusätzlicher Sand ausgebracht, um den Untergrund des Links Courses zu verbessern – für die Golfprofis und eine Handvoll Mitglieder, die ab und an ihre Runden ziehen. Normalerweise hält der Platz das Jahr hindurch einen Dornröschenschlaf. Die Mehrheit der wenigen Mitglieder lebt in Übersee und kommt nur ab und an auf die Insel. Für die Aufnahmegebühr von 75.000 Pfund (86.000 Euro) und einen jährlichen Betrag von 5.000 Pfund (5.800 Euro) lassen sie es sich auf der luxuriösen Anlage gutgehen. In den stilvollen Damenumkleiden hat jedes Mitglied einen eigenen Spint. Die Schmuckauslagen sind üppig gefüllt, die exklusiven Schmuckstücke können von den Mitgliedern erworben werden. Sowohl die Damen-, als auch die Herrenumkleiden verfügen über einen Zugang zu einem großen Whirlpool. Hier kann man nach der Runde, mit freiem Blick auf den Platz, die Muskeln entspannen. Vom großzügig gestalteten Gym aus schweift der Blick über das 18. Grün. Im Clubrestaurant kochen ausschließlich Sterneköche, um den Mitgliedern nur die feinsten Speisen zu kredenzen. 

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und künftig in Schottlands Super-Club aufteen möchte, kann sich zumindest um eine Mitgliedschaft bewerben – oder den Platz als Zuschauer bei der Genesis Scottish Open kennenlernen. Bis 2026 bleibt das Profiturnier auf der Anlage.  

Hotel-Tipp  

Das Kimpton Charlotte Square Hotel bietet mit seinen fünf Sternen eine edle Adresse mitten in Edinburgh. Das charmante Boutique-Hotel mit Spa, Restaurant & Bar liegt in einem georgianischen Stadthaus am Rande eines malerischen Privatgartens in der New Town. Der historische Altstadtkern ist fußläufig erreichbar.  

Preise:  

Überachtung im Doppelzimmer inkl. Frühstück: ab 231 Euro 

Übernachtung im Einzelzimmer inkl. Frühstück: ab 197 Euro 

The Renaisance Club 

Adresse: Cowden Hill Drive, Dirleton, North Berwick EH39 5HS, Schottland, Vereinigtes Königreich 

Telefon: +44(0)1620 850 901 

E-Mail: trcaa.com 

18 Löcher, 6.160 / 5.382 Meter (H/D), CR 70,2/ 71,7, 126/125     

The Renaissance Club: 86

Index: 14

Anspruch:

Zustand: 12

Design: 23

Kulisse: 19

Service: 14

Bonus: 4