Reise

Weimarer Land

Günter O. Reiter

ist stellvertretender GM-Chefredakteur und Spezialist für Reise- und Wirtschaftsthemen rund um die Golfbranche

Bach, Cranach, Goethe, Herder, Liszt, Nietzsche, Schiller, Schopenhauer, Wagner, Wieland: Der 65.000-Einwohner-Stadt an der Ilm mangelt es wahrlich nicht an Berühmtheiten, die hier einst gelebt und gearbeitet haben.

Kein Wunder daher, dass Weimar für Kulturinteressierte schon lange eine Pflichtdestination ist und alljährlich Heerscharen von Touristen anlockt. Als Golfreiseziel hingegen konnte man bislang nicht punkten. Auch das kein Wunder, schließlich gab es bis 2010 in ganz Thüringen nur fünf Plätze mit zusammen 63 Löchern.

"Wir sind hier ein absolutes Entwicklungsland im Golfsport", sagt selbst Matthias Grafe, Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens in Blankenhain und Initiator des Projekts GolfResort Weimarer Land. Dabei ist es gerade ihm zu verdanken, dass die mitteldeutsche Kulturattraktion nun auch mit Fairways und Grüns überregionale Schlagzeilen macht. Anfang 2000 kauften Grafe und seine drei Brüder in Sichtweite ihrer Firma, die High-Tech-Additive für Kunststoffe produziert, ein rund 160 Hektar großes Gelände mitsamt dem unter Denkmalschutz stehenden Gutshof Krakau. Im August 2010 eröffneten dann die ersten 18 Löcher, im darauf folgenden Mai das prächtige Clubhaus, und im April 2012 schließlich war das Resort mit weiteren 18 Löchern komplett.

Fast, denn natürlich verlangt der Golfurlauber von einem derartigen Projekt auch adäquate Angebote für Übernachtung und Entspannung. Und genau dafür sorgte das Lindner Spa & Golf-Hotel Weimarer Land. In die vollständig entkernten Gebäude von Gut Krakau wurden gekonnt 94 Zimmer und Suiten eingefügt, auf 4-Sterne-Superior-Niveau und meist mit herrlichem Blick auf die Golfplätze, dazu ein 2.500 qm großes Spa mit Innen- und Außen-Pool, Cardio- und Fitnessbereich, ein Restaurant mit Show-Küche und Terrasse, diverse Bars sowie eine Raucher-Lounge.

Beste Voraussetzungen also für die Zeit vor und nach der Runde im GolfResort Weimarer Land, dessen Plätze übrigens nur die hervorragende Pflege gemein haben. Ansonsten aber weisen sie einen sehr unterschiedlichen Charakter auf: Der Goethe-Course – so benannt, weil der große Dichter einst auf dem Weg zu seiner Freundin Charlotte von Stein stets über dieses Gelände spaziert sein soll – ist ziemlich anspruchsvoll und fordernd.

Der Feininger-Course dagegen – benannt nach dem Künstler aus der Weimarer Bauhaus-Gruppe, der hier immer durch die Gegend radelte – dürfte speziell weniger versierten Spielern mehr Spaß machen. Zudem wirkt der Goethe-Platz durch viel Wald rundherum schon recht reif und eingewachsen, während der exakt gleich alte Bruderkurs mit seinen jungen Obstbäumchen noch relativ neu aussieht. Und wer keine Zeit für Golf mit Goethe und Feininger hat oder eine besondere Herausforderung sucht: Der sogenannte Bobby Jones Champion-Course kombiniert je neun Löcher der beiden Plätze zu einem knackigen Par-73-Layout (CR 73,9/75,0, Slope 138/132, Greenfee: 70 Euro, Sa/So: 80 Euro).

Hotel-Tipp

GolfResort Weimarer Land

Weimarer Straße 60, Gut Krakau, 99444 Blankenhain

Die 36-Löcher-Anlage liegt ca. 20 km südlich von Weimar. Sie verfügt über ausgezeichnete Trainingseinrichtungen (250-Meter-Range, Scope, Trackman etc.) und einen 3-Löcher-Kurzplatz. Das "GolfHütte" genannte Clubhaus verströmt einen rustikalen und dennoch eleganten Wohlfühl-Charme, man kann hier gut speisen und auch verschieden große Tagungsräume (30 bis 190 qm) mieten. Das nur einen langen Putt entfernte Lindner Spa & Golf Hotel (Tel. 036459/61 64-0) bietet sehr gut ausgestatte Zimmer. Die Preise für 1 Ü/F im DZ starten bei ca. 150 Euro pro Zimmer. Als Package gibt es z.B. 2 Ü/F im DZ, zwei Greenfees, zwei 3-Gänge-Dinner-Menüs bzw. Dinner-Buffet, Benutzung des Wellness-Bereichs ab 334 Euro p. P. GJ-Tipp: Falls Ihr Navi bei der Straße zickt, versuchen Sie’s mal mit Gut Krakau oder Karl-Liebknecht-Straße 34.

Die Plätze im GJ-Test

Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen- den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt 100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0 bedeutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.

Goethe-Course

Beim Anblick der reizvollen Hügellandschaft kann man durchaus nachvollziehen, dass der berühmte Namenspa­tron hier vor rund zwei Jahrhunderten oft durchgelaufen sein soll. Inzwischen wurde dieses Gelände jedoch von Städler Golf Courses derart gekonnt und raffiniert bearbeitet, dass für poetische Gedanken keinerlei Zeit bleibt – es warten ständig neue sportliche Herausforderungen.

Spätestens ab Bahn 3, mit dem ersten Wasserhindernis, sind volle Konzentration und die richtige Schlägerwahl gefragt. Der Goethe-Course besitzt viele Feuchtgebiete, gut verteidigte und kräftig ondulierte Grüns, reichlich Bunker, die gerne mal kaum sichtbar einige Meter vor der Putt-Fläche lauern, plus Schräglagen. Strategie ist daher ein wichtiger Aspekt, besonders gute Beispiele dafür sind etwa die auf verschiedene Weisen spielbaren Bahnen 5 und 15. Das Prädikat besonders anspruchsvoll verdienen ferner die Löcher 4 und 6 sowie natürlich die super spektakuläre Bahn 12: Vom stark erhöhten Abschlag kann man die 335 Meter entfernte Fahne zwar direkt angreifen – das Risiko ist allerdings enorm, weil das Grün auf einer langen und schmalen Halbinsel liegt. Doch "no Risk, no Fun", und wenn’s dann platsch macht, tröstet zumindest der wieder mal herrliche Panoramablick ins Umland.

Goethe-Kurs

GJ SCORE: 71

Index: 1,67

ANSPRUCH 14 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 19 von 24
KULISSE 13 von 20
SERVICE 14 von 15
BONUS 0 von 5

18 Löcher, Par 72 
5.971/5.086 Meter 
CR 72,2/73,8, Slope 132/129 
Greenfee: 55 Euro, Sa/So 65 Euro

Feininger-Course

Auf sieben, schlimmstenfalls sogar acht Löchern der ziemlich flach verlaufenden ersten Neun lässt sich hier problemlos der Ball im Wasser versenken – und je nach »Trefferquote« grübelt man dann vielleicht schon, ob man die neben den Fairways heranwachsenden Streuobstwiesen in ein paar Jahren wirklich in voller Blüte und Größe erleben will.

Wobei aber gleich festzuhalten gilt, dass der Feininger-Course beileibe kein sportliches Monster ist: Es gilt hier nur die Devise "hard Par, easy Bogey". Die breiten, großzügigen Spielbahnen, die auf den hügeligen zweiten Neun gerne mal wellig werden, bieten auch Anfängern und weniger ambitionierten Golfern viel Landeraum. Im Vergleich zum Nachbarkurs gibt es zudem deutlich weniger Bunker, auch die Grüns sind nicht so stark bewegt, zeigen in puncto Formen jedoch eine schöne Mischung aus größer und kleiner, schmäler und breiter. Das Prunkstück ist dabei natürlich die herzförmige Putt-Fläche von Bahn 15, die zusammen mit 16 und 17 den höchsten Teil der Golfanlage samt wunderbarer Ausblicke bildet. Als großartiges Schlussloch grüßt dann ein Par 3: 163 Meter von Gelb, Tee hoch oben, Grün tief unten, dahinter die Clubhausterrasse, davor (natürlich!) ein Teich…

Feininger-Course

GJ SCORE: 61

Index: 1,38

ANSPRUCH 12 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 13 von 24
KULISSE 11 von 20
SERVICE 14 von 15
BONUS 0 von 5

18 Löcher, Par 71
5.706/4.839 Meter 
CR 70,7/71,7, Slope 125/125 
Greenfee: 50 Euro, Sa/So 60 Euro