Training

Das »dreckige« Dutzend: Heikle Schläge Teil 1 

Immer wieder gibt es auf der Runde den einen oder anderen Schlag, der einen vor besondere Herausforderungen stellt. PGA-Pro Peter Wolfenstetter hat zwölf dieser Schläge zusammengestellt und gibt in dieser und der folgenden GM-Ausgabe Tipps, wie man sie am besten meistert.

Schläge

T: Peter Wolfenstetter

F: Achim Matschiner

1. Pitch auf die kurze Fahne von hartem Boden 

Da macht man zwei Top-Schläge und dann liegt der Ball auf knallhartem Boden und man muss ihn aus kurzer Distanz über ein Hindernis auf eine kurz gesteckte Fahne spielen (Bild 1) – ganz toll, da freut man sich so richtig! Aber es gibt Hoffnung, dass der Schlag gelingt, wenn Sie folgendermaßen vorgehen: 

Verwenden Sie für diesen Schlag ein Sand- oder Lob-Wedge. Im Idealfall hat dieses auch noch weniger Bounce. Das reduziert die »Gefahr«, dass der Schläger vom Boden abprallt. Als Rechtshänder platzieren Sie zunächst den Ball etwas näher zu Ihrem rechten Fuß (Bild 2). Dann stellen Sie sich »offen« an den Ball, sprich: Sie richten Ihren Körper leicht nach links vom Ziel aus (Bild 3). So stellen Sie sicher, dass die Schwungbahn mehr von außen nach innen verläuft, der Ball hoch fliegt und dann schnell liegen bleibt. Wichtig ist, dass Sie auf jeden Fall die Hände im Treffmoment links vor dem Ball haben, damit die Leading-Edge des Schlägers genügend ins Spiel kommt (Bild 4). Schwingen Sie dann entschlossen mit einer kompakten Bewegung, die Sie durch die Oberkörperrotation kontrollieren, durch den Ball (Bild 5). Noch eine ganz dringende Bitte: Da der Schläger genügend Loft hat, besteht überhaupt kein Grund dafür, den Ball zu löffeln – der Loft des Schlägers genügt, um den Ball in die Luft zu befördern. 

2. Mit Hybrid flach unter Baum durch 

Ihr Drive war ordentlich, nur etwas aus der Richtung. Aber das genügt, um eine unter Umständen spezielle Aufgabe lösen zu müssen: (Bild 6) Da das Grün noch ziemlich weit entfernt ist und der Ball wie aufgeteet im Semi-Rough und ganz leicht oberhalb der Füße liegt, brauchen Sie einen Schläger, mit dem Sie den Ball relativ weit, aber dennoch flach unter dem Baum hindurch schlagen können. In diesem speziellen Fall würde ich zu einem Hybrid raten und es etwas kürzer greifen. Damit der Ball flach fliegt, sollten Sie ihn in der Ansprechposition ein bisschen rechts (für Rechtshänder!) der Mitte platzieren (Bild 7). Da die Lage des Balls eine leichte Links-Kurve erwarten lässt, sollten Sie dies bei der Ausrichtung berücksichtigen und etwas nach rechts zielen (Bild 8). Schwingen Sie nun den Schläger angepasst an die Distanz (Bild 9 und 10). Damit der Ball auch wirklich flach fliegt, ist es wichtig, dass Ihre Hände im Treffmoment vor dem Ball sind (Bild 11), um auf keinen Fall den dynamischen Loft zu erhöhen. Beachten Sie zudem, dass der Ball durch die flache Flugkurve von rechts nach links deutlich weiter rollt. 

3. Langer Putt 

Sie haben das Grün getroffen, aber nun wartet ein Putt von knapp 15 Meter auf Sie. Bei einem derart langen Putt muss Ihr Fokus auf der Längenkontrolle liegen. Nicht, dass die Richtung nicht auch wichtig wäre, aber wenn der Putt nur wenig Break hat, spielt die Richtung eine untergeordnete Rolle. Lassen Sie mich daher kurz ein paar grundsätzliche Dinge zur Längenkontrolle vorausschicken: 

Sie ist die bedeutendste Fähigkeit, die man beim Putten beherrschen muss. Ohne sie bekommt man auch die anderen zum Putten benötigten Fähigkeiten nicht in den Griff. Ich bin auch der Meinung, dass Geschwindigkeitskontrolle etwas Instinktives ist und jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, seine Intuition richtig einzusetzen. Jetzt geht es darum, das Hirn mit den dafür benötigten Informationen zu füttern. Diese sind: 

1. Die Schnelligkeit des Grüns,  

2. Die Entfernung des Balls zum Loch 

3. Der Höhenunterschied zwischen Ball und Loch 

Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken über die Länge der Bewegung oder über den benötigten Krafteinsatz. Aufgrund der Vorinformationen an Ihr Gehirn werden Ihre Instinkte dafür sorgen, dass die Bewegung und das Tempo, mit dem Sie den Putter bewegen, der Distanz angepasst werden. Da das Loch aus 15 Meter Entfernung wirklich winzig erscheint, sollten Sie es zudem vor Ihrem inneren Auge »vergrößern«. Und zwar um einen Kreis, der den Radius Ihrer 100-Prozent-Erfolgsquotenlänge hat. Dieser Radius hat in der Regel eine Länge von 40 bis 80 Zentimeter. 

Wie gehen Sie vor? Nun zuerst sollten Sie die Putt-Linie lesen (Bild 12). Schreiten Sie dann den Weg vom Ball zum Loch ab (Bild 13). Bei Bedarf können Sie noch den Bereich nahe des Lochs einer gesonderten Inspektion unterziehen (Bild 14). Bevor Sie den Ball ansprechen, legen Sie ihn so hin, dass die darauf befindliche Linie entlang der gewünschten Rollrichtung zeigt (Bild 15). Das ist wichtig, denn die Schlagbewegung selbst bringt den Ball ja nur dorthin, wohin der Putter zielt. Nach dem Lesen, Zielen und Ansprechen kommt es darauf an, den Ball mit dem richtigen und konstanten Tempo in Richtung Loch zu spielen. Um sich den Druck zu nehmen, vergrößern Sie das Loch wie oben beschrieben vor Ihrem inneren Auge und putten den Ball (Bild 16). Wenn Sie alles richtig gemacht haben, sollte der Ball dann auch in dem gedachten Kreis um das Loch liegen bleiben (Bild 17). 

Zum Abschluss noch ein Tipp, der sicherlich hilft: Wenn Sie, bevor Sie den Ball auf die Reise schicken, noch einmal kurz zum Ziel blicken, wird ihr Gehirn über die Drehung der Nackenmuskeln informiert. Und mit diesen Informationen werden die Entfernungsinstinkte versorgt, sodass Sie Ihre Distanz-Putts häufiger ans Loch legen. 

4. Lob-Schlag aus dem Rough auf eine kurz gesteckte Fahne 

Der Schlag zum Grün landet zwar nah am Grün, aber die Fahne ist kurz gesteckt und der Ball muss jetzt mit einem Lob-Schlag über einen kleinen Hügel gespielt werden (Bild 18). Die erste Frage, die Sie sich stellen sollten lautet: »Was brauche ich am meisten?« Da langes Gras zwischen Ball und Schlagfläche nicht gerade dafür sorgt, dass viel Spin entsteht, gibt es nur eine Antwort: Höhe! Und für hoch und kurz gibt es nur eine Antwort: Loft. Also kann nur der Schläger mit dem meisten Loft zum Einsatz kommen (Bild 19). Öffnen Sie in der Ansprechposition die Schlagfläche zusätzlich ein wenig, um noch mehr Höhe zu erzielen (Bild 20). Da es in dieser Situation bereits leicht bergauf geht, können Sie darauf verzichten, den Ball im Stand weiter links zu platzieren. Das würde zu einem zu flachen Eintreffwinkel führen, mit der Gefahr, den Ball nicht mehr sauber zu treffen. 

Denken Sie bitte daran, dass aufgrund des stark erhöhten dynamischen Lofts der Ball sehr schnell an Höhe gewinnt und Sie entschlossen durch den Ball und weit durchschwingen, damit der Ball weit genug fliegt. 

5. Langer Grünbunkerschlag 

Dieser Schlag (Bild 21) gehört zu den Anspruchsvollsten überhaupt und ist für die meisten Golfer der reinste Albtraum. Gedanken wie »zu fett und der Ball bleibt im Bunker« oder »zu dünn und der Ball verschwindet hinter dem Grün« sind da keine Seltenheit. Doch es gibt Hoffnung! Um den Schlag mit Selbstvertrauen anzugehen, sollten Sie Ihr Gap-Wedge mit 52 oder 54 Grad verwenden (Bild 22): 

Legen Sie den Ball in die Standmitte (Bild 23), um die Gefahr eines zu fett getroffenen Balls zu reduzieren, und achten Sie darauf, dass Ihr Körper nur unwesentlich nach links vom Ziel ausgerichtet ist (Bild 24). Um auf keinen Fall den Boden vor dem Ball zu treffen, greifen Sie den Schläger ein bisschen kürzer (Bild 25) und nehmen einen stabilen Stand ein. Führen Sie nun einen ganz normalen Schwung durch (Bild 26 bis 28). 

Aufgrund des etwas kürzer gegriffenen Schlägers werden Sie den Ball aller Voraussicht nach ein klein wenig dünn treffen, was für außergewöhnlich viel Spin sorgt. Daher sollten Sie versuchen, den Ball weit genug fliegen zu lassen, denn er wird extrem schnell liegen bleiben.  

6. Ball unterhalb der Füße 

Sicherlich haben Sie schon viele Tipps zu diesem Schlag gehört – von wem auch immer. Und wahrscheinlich sind auch einige davon richtig. Doch wenn ich mit meinen Schülern unterwegs bin, stelle ich fest, dass gewisse Dinge einfach vergessen werden. Wann immer der Ball unterhalb der Füße liegt (Bild 29), wird er aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten eine Kurve nach rechts machen. Aus diesem Grund sollten Sie sich als Rechtshändern auf jeden Fall links Ihres gewünschten Ziels ausrichten (Bild 30). Dazu kommt, dass bei einer Kurve nach rechts mit Distanzverlust zu rechnen ist – daher ist zu empfehlen, immer eine Schlägerlänge mehr zu nehmen. Des Weiteren werden Sie aufgrund der etwas außergewöhnlichen Standposition, Schwierigkeiten haben, einen vollen Schwung zu machen. Versuchen Sie daher bei dieser Balllage mit einem Dreiviertel Rückschwung zu agieren (Bild 31). Achten Sie auch darauf, die Beugung der Knie bis zum Ende des Schwungs beizubehalten (Bild 32) und den Körperschwerpunkt während des Schwungs nicht groß zu verlagern. 

Peter Wolfenstetter 

Jahrgang 1968, ist A-Trainer DGV/DOSB. Darüber hinaus betreut er immer wieder mal European-Tour-Spieler (u.a. Thongchai Jaidee, Maximilian Kieffer, Gaganjet Bhullar) und ist Head-Coach der Herrenteams des Herrenteams des GC Olching (Regionalliga). 2013 war er Jugendtrainer des Jahres und 2015 »Teacher of the Year« der PGA of Germany. 

Schläge

Wir bedanken uns recht herzlich beim GC Starnberg, der uns bei den Fotoaufnahmen unterstützte.