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Schwungsequenz Tiger Woods

Anfang des Jahres raunte man noch, es drohe ihm eine Zukunft im Rollstuhl. Zwei Rückenoperationen kurz hintereinander sind ja auch selten eine gute Nachricht.

Doch dann tauchte ein Trainingsvideo auf, das Tiger Woods mit einem Eisen 9 an einem Launch-Monitor zeigte. Als schließlich Woods selbst, am 25. April, auf seinem Twitter-Account Schwungvideos von der Eröffnung des von ihm entworfenen Golfplatzes Bluejack National in Texas präsentierte, begann das Internet Funken zu schlagen. Eine Marienerscheinung hätte in den sozialen Netzwerken kaum für weniger Furore gesorgt. Und als dann noch die Meldung kam, dass sich Tiger – zumindest formell – für die US Open angemeldet hat, kannte die Euphorie kaum noch Grenzen. 

Wir fragten deshalb einmal bei unseren GJ-Coaches nach, was sie von dem neuen Tiger-Schwung halten. Ian Peek hatte sich schon an höchster Stelle zu erkundigen versucht: "Ich habe seinen Trainer Chris Como schon um Weihnachten nach der Arbeit gefragt, aber er ist leider vertraglich zum Schweigen verpflichtet!" Doch nun sehe man ja die Ergebnisse: "Auf jeden Fall handelt es sich um die Entlastung des Rückens im Abschwung; die rechte Schulter sollte sich ja weniger senken, um dadurch die Wirbelsäule weniger zu verwinden. Als positive Nebenwirkung hoffen Tiger und Chris auch auf Folgendes: Je weniger die Wirbelsäule im Abschwung in die C-Form geht, desto weniger streckt sich auch das beschädigte Knie durch."

 

Lob kommt von Steffen Kefer: "Den Schwung finde ich gar nicht schlecht! Das Augenmerk von uns allen richtet sich wahrscheinlich direkt auf den Durchschwung, der in der Tat ein wenig gewöhnungsbedürftig aussieht. Allerdings ist der nur ein kleiner Teil der Veränderung. Vergleicht man den aktuellen Schwung mit dem aus dem Jahr 2000, bemerkt man noch ein paar mehr Veränderungen, die hauptsächlich den Rücken schonen. Er erlaubt seiner Hüfte mehr Rotation in der Ausholbewegung, was den Rücken entlastet. Früher hatte er seine Hände in der Ausholbewegung sehr hoch über den Kopf gestreckt, gepaart mit einer sehr steilen Schulterebene. Um aus dieser Position den Ball gerade oder mit einem Draw schlagen zu können, musste er stark von oben auf den Ball schlagen, was eine enorme Belastung für den Körper darstellte. Nun gestaltet er die Schulter- und Arm-ebene flacher, was einen Draw auch ohne starkes Nach-Unten-Schlagen begünstigt und gleichzeitig den Stress von seinem Rücken nimmt. Außerdem konnte er die laterale Bewegung durch den Impact reduzieren, was dem Rücken ebenfalls gut tut."

 

Auch Fabian Bünker erklärt, dass es Tiger wohl vor allem auf eine gesunde Bewegung ankomme: "Der Durchschwung sieht etwas steif aus, das Finish beinahe wie das eines alten Mannes. Ich denke, dass dies eine Schonbewegung für den lädierten Rücken ist, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Ich mag aber die grundsätzliche Charakteristik des Schwungs: Der Rückschwung ist etwas steiler als der Abschwung. Man sieht, wie Tiger im Abschwung die Arme senkt, um dann den Schläger zu beschleunigen."

"Tiger Woods ist nicht mehr der vor Kraft und Athletik strotzende Teenager. Aber er befindet sich auf einem guten Weg, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen. Sollte er es schaffen, einen Schwung zu generieren, der ihn wieder beschwerdefrei Golf spielen lässt, dann könnte das der Start eines großartigen Comebacks sein", resümiert Kefer. Und auch Fabian Bünker ist optimistisch: "Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Tiger wieder gewinnt. Was ich aber viel spannender finde: Wie ist es um seine mentale Stärke bestellt?" Ein kleiner Kritikpunkt kommt von Ian Peek: "Wenn man genau hinsieht, wird er immer noch kleiner im Abschwung – aber wie sagt Tiger ständig selbst? Es ist ein Prozess!"