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Interview mit Martin Harnik: »Bowlingbahn für Golfer«

Martin Harnik

Ex-Fußballprofi Martin Harnik eröffnete in Corona-Zeiten Norddeutschlands größte Indoor-Golfanlage. Wir trafen den golfbegeisterten Sportler in Glinde im Eisen 7 und sprachen über Visionen, Golf-Graffitis und die Vorteile von Indoorgolf.

Martin Harnik kickte in der 1./2. Bundesliga für Werder Bremen, VfB Stuttgart, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf und den Hamburger SV. Der sympathische Stürmer mit Zopf lässt seit Oktober 2020 als Amateur beim Oberligisten TuS Dassendorf seine Fußballkarriere ausklingen. Neben der Lederkugel hat sich der 35-Jährige ein zusätzliches sportliches Betätigungsfeld gesucht: Golf. Dieses Jahr eröffnete er mit dem »E7SEN« eine stylische Indooranlage in Glinde bei Hamburg.  

Herr Harnik, wie sind Sie zum Golfen gekommen?  

Ich bin ein Corona-Golfer. Zwar habe ich meine Platzreife 2008 gemacht, aber ich blieb nicht weiter dran. Benefiz-Turniere habe ich noch mitgespielt, allerdings fernab von Gut und Böse. Dann passierten zwei Sachen gleichzeitig: Corona mit seinen Einschränkungen, viele Aktivitäten nicht mehr auszuüben zu dürfen und meine Frau übernahm einen Reitstall in Brunstorf, direkt neben dem Golfplatz. Durch die Nähe zum Platz spürte ich wieder eine Verbindung und probierte es noch mal aus. Und da hat’s mich erwischt.  

Neben dem Fußball haben Sie noch weitere Betätigungsfelder: Sie sind Gesellschafter von »Party Helden« und mit VfB-Kollege Daniel Ginczek verkaufen Sie im Stuttgarter »The Meat Club« edles Fleisch. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Golf-Indoorhalle zu eröffnen? 

Nach meiner aktiven Fußball-Karriere wollte ich den Meat Club nach Hamburg holen, da es ein geiles Großstadtkonzept ist. Fast hätte ich für eine Immobilie ein Angebot abgegeben, aber es passte nicht. Dann kam Corona. So kam ich wieder zum Golfen und durch die Trainerstunden kam der Kontakt zu Trackman, womit ich als Technikfan fleißig trainierte habe. Ich begeistere mich für technisches Feedback. Es ist Wahnsinn, binnen Millisekunden so viele Daten über den Schwung zu erhalten.

Als ich von Simulatoren für Zuhause erfuhr, traf ich mich mit David Cardew von Trackman. Der vermaß meine Gartenhütte und gab das Go, dass alles passt. Daraufhin stand eine reine Rechtshänder-Hütte in meinem Garten – für Linkshänder wäre schon wieder etwas im Weg gewesen. Mit meinem Schwager habe ich im Winter 2020/21 vier bis fünf Mal wöchentlich in der Gartenhütte gegolft, auch Freunde und Familie waren angefixt. Irgendwann fragte mich mein Schwager, was eigentlich alle anderen in der dunklen Jahreszeit machen. Damit kam die Idee, eines Indoorgolfcenters. Heute ist mein Schwager meine rechte Hand hier im Eisen 7.  

Wie wurde die Idee einer Indoorgolfanlage umgesetzt? 

Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt, mir vorerst – wegen Corona – Anlagen online angeguckt, war mit David Cardew in engem Austausch, fuhr nach München zu »Seven Tees«, war in Kopenhagen bei IGP (Anmerkung d. Red.: Indoor Golf Partner), dem Partner von Trackman der das Set-up umsetzt und habe mir weitere Indoorcenter angesehen. Als der Entschluss stand, schrieb ich einen Businessplan. Zwar ist meine kaufmännische Ausbildung ein paar Jahre her, aber durch meine Tätigkeit als Gesellschafter zwei anderer Unternehmen hatte ich immer Berührung zur Marktwirtschaft und Unternehmensgründung.

Für das Eisen 7 habe ich mir dennoch viel Feedback von außen geholt. Die Immobiliensuche ging relativ fix. Ich wollte in meiner Sachsenwald-Region sein. Wegen der vielen Golfplätze passte auch die Standortanalyse. Als ich hier in die Halle kam, wusste ich: Die ist perfekt. Mit der Empore hatte ich sofort vor Augen, dass da die Bar hinkommen muss. Dann sprudelten die Ideen. Das Graffiti habe ich beispielsweise geträumt (zeigt auf das Tiger-Woods-Graffiti oberhalb der Lounge Ecke).  

Golf und Graffiti – Was ist das Konzept für das »E7SEN«?  

Ich wollte eine lockere Atmosphäre und das etwas biedere Golf-Image brechen. Einerseits sind wir eine Anlaufstelle für Nicht-Golfer und andererseits kommt auch der Profi auf seine Kosten. Das Schöne am Indoorkonzept: Die Leute können alles machen, worauf sie Bock haben. Sie müssen nicht bis zur Platzreife auf der Driving Range bleiben. Wer möchte, kann sofort den Schläger in die Hand nehmen und seinen ersten Golfschlag auf Tee 1 von Pebble Beach machen; das ist einer der großen Vorteile eines Simulators. Wir sind auch eine Eventlocation, eine Art Bowlingbahn für Golfer – und dementsprechend offen. Golfanlagen wirken stellenweise elitär und abgeriegelt. Derartige Hemmschwellen gibt es hier nicht. 

Als Fußballer sind Sie körperlich immer ans Limit gegangen. Was fasziniert Sie an dieser ruhigeren Sportart Golf? 

Golf ist ein unfassbar guter Ausgleich. Man ist hoch konzentriert und bekommt den Kopf frei. Grundsätzlich fasziniert mich die Challenge mit sich selbst. Im Gegensatz zum Fußball gibt es keine Ausreden: Wenn der Ball schlecht liegt, dann weil man selber ihn dort hin gespielt hat. Es spornt mich an, alleine zu verantworten, wie gut oder schlecht man spielt. Und ich kann Golf mit anderen spielen. Es ist ein geiler Partnersport, man braucht keine gleichstarken Gegner.  

Martin Harnik

Martin Harnik & »E7SEN« 

Martin Harnik, 35-jähriger Ex-Profikicker, ist seit einigen Jahren leidenschaftlicher Golfer und eröffnete Februar 2022 das »E7SEN« in Glinde bei Hamburg. Das Indoorcenter erstreckt sich über 600 qm, ist ausgestattet mit 8 Trackman-Boxen in denen über 200 Plätze digital bespielt werden können und 50 qm Puttinggrün von Puttview. Daneben gibt es gemütliche Lounge-Ecken und eine Bar für Drinks.

Mehr Infos gibt’s hier