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Masters 2024: Es ist angerichtet

Bereit für das erste Major des Jahres? Ab Donnerstag trifft sich die absolute Weltelite auf dem grünsten aller Golfplätze. Das Masters 2024 aus Augusta, Georgia, inklusive deutscher und österreichischer Beteiligung.

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Jon Rahm auf dem 18. Grün in Augusta, Georgia - Masters 2023

Erstes Major 2024: Masters at Augusta National, Georgia
Preisgeld: 18 Millionen US Dollar
Titelverteidiger: Jon Rahm
Par: 72
Länge:
6.908 Meter (7555 Yards)

Die Vorfreude auf das Masters ist wie immer riesig, vor allem weil Stephan Jäger in letzter Sekunde ein Ticket für die 88. Ausgabe des ersten Majors des Jahres lösen konnte. Im vorletzten Turnier vor den Masters, der Texas Children´s Houston Open, gelang dem Münchner in einer nervenzerreißenden Schlussrunde sein erster PGA-Tour Sieg. Der Österreicher Sepp Straka startet bereits zum dritten Mal an der Magnolia Lane, sein bestes Ergebnis war ein geteilter 30. Platz im Jahr 2022.

Seit 41 Jahren findet das Turnier immer mit deutscher Beteiligung statt. Für die Dauerpräsenz sorgte natürlich vor allem Bernhard Langer, der von 1983 bis 2023 antrat, mit der Ausnahme von 2011 – und dort spielten dann Alex Cejka und Martin Kaymer mit, Letzterer als amtierender PGA Champion.

Bernhard Langer am 8. April 2024 auf dem Augusta National Golf Club

Kaymer trat zuletzt 2019 in Augusta an, dann war seine Spielberechtigung ausgelaufen. Bernhard Langer wollte 2024 zum letzten Mal an den Ort seines zweifachen Triumphes (1985 und 1993) zurückkehren. Dass daraus wegen des Achillessehnenrisses nichts wird, hat die Golfwelt betroffen gemacht. Die Reise lies Bernhard sich trotz seiner Verletzung nicht nehmen. Er wird auch dieses Jahr wieder beim Champions Dinner teilnehmen. Das Menü des letztjährigen Siegers Jon Rahm nochmal im Überblick.

Kaymer und Langer bei einer Proberunde in Augusta 2018

26. Mal Masters für Tiger Woods

Ob Tiger Woods überhaupt antreten kann war bis vor drei Wochen noch unklar. Augusta National ist extrem hügelig und schwer zu laufen – und genau das (und nicht etwa die Schwungbewegung selbst) bereitet Tiger massive Probleme. Mit einem leichten Schaudern erinnern wir uns ans letzte Jahr: Er schaffte knapp den Cut, zum 23. Mal in Folge (und stellte damit den Rekord von Fred Couples und Gary Player ein), konnte aber zur Schlussrunde wegen zu starker Schmerzen im Fuß nicht mehr antreten.

Seit Sonntag befindet sich Woods in Augusta und spielte nach der Augusta National Women´s Amateur, die an diesem Wochenende in Georgia ausgetragen wurde, eine Proberunde mit Will Zalatoris. Dabei bewegte sich der 48-jährige sehr rund und schien keine Probleme zu haben. „Wenn alles zusammen läuft, kann ich ein weiteres Jackett gewinnen“, erklärte er selbstbewusst.

8. April 2024 Tiger Woods und Will Zalatoris

Rahm zurück in der „alten Welt“

Für Jon Rahm ist das Masters das erste Turnier in diesem Jahr, bei dem es um Weltranglistenpunkte geht. Der Titelverteidiger war zu LIV Golf abgewandert. Bei seinem Sieg 2023 lagen zwei LIV-Golfer auf dem zweiten Rang, nämlich Brooks Koepka und etwas überraschend und geradezu sensationell – Phil Mickelson. Beide kämpften bis dahin mit ihrer Form.

Mickelson muss ja noch mit einem letztlich für uns alle unbezwingbaren Gegner kämpfen – mit 53 Jahren spielt der dreimalige Sieger (2004, 2006, 2010) sein bereits 31. Turnier auf dem Augusta National. Am Geld gemessen ist Mickelson der erfolgreichste Masters-Spieler aller Zeiten. Er erspielte in 30 Teilnahmen insgesamt 9.781.118 US Dollar.

14. November 2020 Phil Mickelson, Louis Oosthuizen und Brooks Koepka auf Bahn 3 in Augusta – im Hintergrund das berühmte, grün-weiße Leaderboard

13 LIV Golfer beim Masters

Brooks Koepka ist die übliche Wundertüte, so wie Kollege Dustin Johnson, der immerhin souveräner Sieger im November-Masters 2020 wurde – und sich auch bei LIV Golf immer wieder mit starken Auftritten sehen lässt, zuletzt beim Sieg im Februar 2024 in Las Vegas. Wie viel Biss ist noch in beiden? Oder haben die LIV-Millionen ihnen doch ein wenig die Wettkampfhärte geraubt?

Koepka, dem das Grüne Jackett fehlt, hat noch eine Rechnung mit Augusta National offen, denn er verlor nicht nur 2023 gegen Jon Rahm, sondern 2019 ganz hauchdünn gegen Tiger Woods – eine Niederlage, die ihn, wie er heute sagt, mehr wurmt als alle anderen.

13. November 2020 – Dustin Johnson und Rory McIlroy auf dem 10. Grün in Augusta

Sechster Karriere Grand Slam der Geschichte?

Und noch einer würde gern seinen Frieden mit Augusta schließen: Rory McIlroy dürfte auch in diesem Jahr an seine albtraumhafte Schlussrunde aus dem Jahr 2011 erinnert werden, die einige Narben hinterlassen hat. Nach drei Runden sah der Nordire damals schon wie der sichere Sieger aus, ging mit vier Schlägen Vorsprung in den Sonntag und schlug unter Druck die Bälle an Orte, die selbst die Mitglieder noch nie gesehen hatten. Mit einer 80 kam er gedemütigt und den Tränen nah ins Clubhaus.

Bis heute fehlt ihm nur noch der Titel in Augusta zum Karriere-Grand-Slam, welcher bislang lediglich Gene Sarazen, Gary Player, Ben Hogan, Jack Nicklaus und Tiger Woods gelang.

McIlroy auf Bahn sechs bei der Finalrunde des Masters 2011

Mit Mallet-Putter auf Woods-Niveau

Scottie Scheffler ist bei jedem Turnier einer der ganz großen Favoriten. Im Gegensatz zu Rory kann er beim Masters ganz befreit aufspielen, das Grüne Jacket hängt ja seit 2022 im Schrank. In den letzten Monaten musste sich der Weltranglistenerste immer wieder anhören, dass sein Putten miserabel sei, ein etwas harscher Vorwurf, aber Statistiker haben hochgerechnet, dass, wäre er auch noch ein überdurchschnittlicher Putter, er den Sport dominieren würde wie einst Tiger Woods.

9. April 2023 – Scottie Scheffler überreicht Jon Rahm das Grüne Jackett

Seit dem Wechsel auf einen Mallet-Putter konnte Scheffler zwei Turniere gewinnen und eins als Zweitplatzierter hinter Stephan Jäger beenden.

Unter dem Radar

Wyndham Clark hat sich beinahe klammheimlich in die Weltspitze gespielt. Er gewann die US Open und zuletzt das AT&T Pebble Beach Pro-Am und steht derzeit auf Platz vier der Weltrangliste. Er wird dennoch kaum wahrgenommen, was ja vielleicht auch ein Vorteil sein kann. Unter dem Radar fliegt es sich ja meist geschmeidiger.

Was uns zu Brian »One-Putt« Harman bringt. Wie wird sich der Sieger des letzten Majors 2023 beim ersten Major des Jahres schlagen? Der Linkshänder und Shorthitter kann auf den Grüns viel gut machen, aber er muss wohl, wie Shortie Zach Johnson, auf günstiges Wetter hoffen. Der konnte 2007 das Masters gewinnen, weil es so kalt war, dass auch die Longhitter die Par-5-Bahnen nicht in zwei Schlägen erreichen konnten; und mit einem Wedge in der Hand stampfte Johnson die Konkurrenz ein.

Auf die Länge kommt es an

Apropos Shorties: Tyrrell Hatton, immerhin Platz 19 der Welt, kommt in Augusta seit Jahren nicht so recht in die Gänge. In jedem anderen Major hatte er schon absolute Top-Platzierungen, in Augusta sieht es eher dünn aus. Die mögliche Erklärung: Augusta National bestraft manchmal auch gute Schläge – eine perfekte Annäherung landet um wenige Zentimeter auf der falschen Welle, und ein Dreiputt ist beinahe unvermeidbar. Das zehrt an den Nerven, und Hatton hat diesbezüglich eine ganz kurze Zündschnur. Das Talent, vorn mitzumischen, hätte er zweifellos.

Wyndham Clark und Brian Harman bei der Players 2024

Talent im Überfluss

Talent haben Viktor Hovland und Xander Schauffele im Überfluss. Ob das viele Geraune um einen möglichen Wechsel zu LIV Golf ihnen bei der Turniervorbereitung schadet oder nicht, ist schwer zu sagen. Beide wollen außerdem den einerseits schmeichelhaften, andererseits belastenden Titel »bester Golfer ohne Major-Titel« loswerden; Schauffele hat ja immerhin Olympia-Gold – mehr als nur ein Trostpflaster.

6. April 2023 – Tiger Woods, Xander Schauffele und Viktor Hovland

Putting-Meister Smith strotzt vor Coolness

So unbekümmert wie LIV-Golfer Cameron Smith sind die beiden sicher nicht. Der Australier kam in den letzten vier Austragungen in Augusta drei Mal unter die Top 10, 2023 erzielte er auch bei US Open und der PGA Championship Top-Ergebnisse. Er kann in jedem Fall ganz vorn mitspielen, denn er scheint überhaupt keinen Druck zu kennen. Allerdings hat der Australier mit einer Lebensmittelvergiftung zu kämpfen. Über seiner Verfassung steht ein mittelgroßes Fragezeichen.

Masters-Rookies mit potential

Zwei Masters-Neulinge, die in jedem Fall Spaß machen werden, sind Ludvig Åberg und Nick Dunlap. Der Schwede teet erst seit Juni 2023 als Profi auf – zunächst auf der PGA Tour (mit phänomenalen Ergebnissen) und dann auf der DP World Tour, wo er prompt das Omega European Masters gewann. In Italien avancierte er zum Ryder-Cup-Helden für die Geschichtsbücher, der im Vierer mit Viktor Hovland die Amerikaner Scottie Scheffler und Brooks Koepka mit 9 auf 7 verprügelte.

Nick Dunlap, siegte beim American Express – der erste Sieg eines Amateurs auf der PGA Tour seit 1991 Phil Mickelson. Rookies schneiden beim Masters traditionell schlecht ab. Da es das einzige Major auf dem immer selben Course ist, zählt Erfahrung mehr als bei Majors mit wechselnden Austragungsorten. Für beide wäre eine vordere Platzierung eine Überraschung, aber alles andere als eine Sensation.

In diesem Jahr treten beim Masters fünf geladene Amateure an.

Die Wettquoten:

Scottie Scheffler: 1:5
Rory McIlroy: 1:11
Jon Rahm: 1:12
Xander Schauffele: 1:15
Hideki Matsuyama: 1:18
Jordan Spieth: 1:20
Brooks Koepka: 20
Wyndham Clark: 1:25
Viktor Hovland: 1:30
Tyrrell Hatton: 1:60
Phil Mickelson: 1:125
Tiger Woods: 1:125
Stephan Jäger: 1:150

Sky überträgt das Masters ab Donnerstag. Die genauen Uhrzeiten finden sie hier.