Was kostet ein Jahr auf der DP World Tour? Diese Frage stellte Nicolai von Dellingshausen 2022 in einem aufschlussreichen Instagram-Beitrag – und lieferte die Antwort gleich mit. Der deutsche Tour-Profi, der in jenem Jahr 29 Turniere bestritt und rund 473.000 Euro Preisgeld einspielte, gewährte einen seltenen und ehrlichen Einblick in die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Profi-Karriere im Golfsport.
Während der 30-jährige Düsseldorfer sportlich mit Platz 75 im „Race to Dubai“ ein solides Jahr ablieferte, zeigen seine Zahlen, wie hoch der finanzielle Aufwand selbst für etablierte Tourspieler ist. Die zentrale Erkenntnis: Ein Jahr auf der DP World Tour kostet – und das nicht zu wenig.
Die nackten Zahlen: Tourkosten 2022 im Detail
- Entry Fees: 3.253 €
- Visa- und Yardage Books: 1.598 €
- Transportkosten: 27.103 €
- Hotelkosten: 27.577 €
- Verpflegungspauschalen: 7.810 €
- Caddie-Kosten: 61.669 €
- Sonstige Ausgaben: 374 €
- Gesamtkosten: 133.838 €
Hinzu kamen weitere 43.929 € an betrieblichen Kosten – darunter Trainerhonorare, Management, Material, Ausrüstung und betriebliche Abschreibungen. Das ergibt eine Gesamtsumme von 177.812 €, inflationsbereinigt heute rund 205.724 €.
Warum Flüge, Hotels und Caddie das Budget sprengen
Ein Großteil der Kosten entfällt auf logistische Faktoren. Besonders zu Beginn der Saison stehen zahlreiche Überseereisen an – von den Emiraten bis nach Südafrika. Von Dellingshausen wählt dabei bewusst Business-Class-Flüge: „Ich will die bestmögliche Chance haben, erholt am Turnierort anzukommen.“
Auch die Hotelkosten fallen höher aus als auf der Challenge Tour. Der Grund: Die offiziellen Tour-Hotels bieten kurze Wege, Shuttles und ersparen Mietwagen sowie die teils mühsame Suche nach Unterkünften in unbekannten Regionen. Der Preis dafür: über 27.000 Euro im Jahr.
Die Caddie-Kosten setzen sich zusammen aus Fixhonoraren, anteiligen Reisekosten und einer Beteiligung am Preisgeld. Ergebnis: mehr als 61.000 Euro – der größte Einzelposten der Jahresbilanz.
Preisgeld reicht nicht aus – Sponsoring bleibt schwierig
Mit einem eingespielten Preisgeld von mehr als 470.000 Euro wirkt die Bilanz zunächst solide. Der 30-Jährige betont: „Sollte sich jemand fragen, ob die Sponsorengelder reichen, um die Fixkosten zu decken – das ist ein ganz klares Nein.“
Gerade in Deutschland bleibt das Thema Sponsoring im Golfsport ein Problem, so von Dellingshausen. Die Unterstützung sei überschaubar.
Fazit: Golfprofi zu sein ist auch ein wirtschaftliches Risiko
Der offene Einblick von Nicolai von Dellingshausen zeigt, wie viel Organisation, Planung und wirtschaftliches Risiko hinter einer Tour-Karriere stehen. Selbst für Spieler in der ersten Liga ist der Weg kein Selbstläufer – sondern ein unternehmerisches Projekt mit hohem Einsatz.
Was kostet ein Jahr auf der DP World Tour? Die Antwort ist einfach: sehr viel.
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